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„Sapphire Edge AI“ im Test

Sapphire bringt KI-Power ins Mini-PC-Format

Kompakte Business-Rechner sind vor allem dann spannend, wenn trotz kleinem Gehäuse ein leistungsstarker Prozessor zum Einsatz kommt. Denn je kleiner das Chassis, desto größer ist die Herausforderung, Temperatur, Lautstärke und Stabilität im Griff zu behalten. Ein Mini-PC, der diese Balance zu meistern versucht, ist der „Edge AI 370“ von Sapphire.

Autor: Stefan Schasche / Redaktion: Michaela Wurm • 19.11.2025 • ca. 4:30 Min

Die neue „Sapphire Edge AI“-Serie
© Sapphire

Der „Sapphire Edge AI 370“ ist schon auf den ersten Blick anders als die meisten Konkurrenten. Der kleine Rechner wirkt elegant designt, solide und durch die goldbronzenen Elemente auch ziemlich edel. Mit 117 x 111 x 30 Millimetern Baugröße ist das Gehäuse ausgesprochen kompakt und eignet sich dank mitgelieferter VESA-Halterung auch ideal für den Einbau hinter Monitoren oder unter Tischplatten. Es besteht aus Metall und Kunststoff, ist äußerst verwindungssteif und insgesamt sehr sauber verarbeitet.

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Ausstattung und Praxisnutzen

Im Inneren des Minis arbeitet mit dem „AMD Ryzen AI 9 HX 370“ einer der aktuell leistungsstärksten mobilen Prozessoren. Die CPU kombiniert 12 Kerne und 24 Threads mit der integrierten Radeon-890M-Grafik und einer NPU für KI-Anwendungen. Unser Testgerät ist mit 32 Gigabyte DDR5-Speicher im Dual-Channel ausgestattet, der über zwei Steckplätze auf bis zu 96 Gigabyte erweitert werden kann. Als Systemlaufwerk dient eine NVMe-SSD von Kingston mit einem Terabyte Speicher im M.2-2280-Format. Direkt daneben befindet sich ein freier M.2-2242-Slot für eine zweite SSD im kürzeren Format. Das WLAN- und Bluetooth-Modul ist separat in einem 2230-Slot untergebracht. Diese klare Struktur sorgt für Übersicht und eine unkomplizierte und besonders schnelle Wartung. Wer Komponenten tauschen oder erweitern möchte, kann das problemlos selbst erledigen.

„Sapphire Edge AI“ Testsiegel
„Sapphire Edge AI“
© Sapphire

Die Anschlussvielfalt ist für ein System dieser Größe bemerkenswert. Zwei HDMI-2.1-Ports ermöglichen den Anschluss mehrerer Monitore, während sich über die beiden USB-C-4.0-Buchsen schnelle externe Laufwerke, Docks oder weitere Displays betreiben lassen. Power Delivery 3.0 erlaubt zudem das Laden oder Versorgen angeschlossener Geräte. Hinzu kommen drei USB-A-Anschlüsse nach Gen 2, davon zwei an der Front, und ein weiterer auf Basis von USB 2.0, etwa für Tastatur oder Dongles. Das Netzwerk ist mit 2,5-Gigabit-Ethernet und Wi-Fi 6E zeitgemäß ausgestattet, Bluetooth ist ebenfalls integriert. Ein Kartenleser fehlt, ebenso ein zweiter LAN-Port, den manche IT-Abteilungen für Netzwerktrennung oder Redundanz bevorzugen.

„Sapphire Edge AI“
Effiziente Kühlung beim „Sapphire Edge AI“
© Sapphire

Da das Gehäuse für diese CPU-Klasse besonders klein ist, waren wir gespannt, ob sich der Chip auf so engem Raum effektiv kühlen lässt, ohne zu drosseln oder den Lüfter übermäßig zu strapazieren. Das Kühlsystem ist von Sapphire auf maximale Luftzirkulation ausgelegt worden mit großen Öffnungen an den Seiten und an der Unterseite, welche die Abwärme zuverlässig abführen sollen. Der Hersteller hat hier in der Tat sehr gute Arbeit geleistet: Die Kühlung arbeitet effizient, die CPU-Temperatur blieb auch unter Volllast stets unter 70 Grad Celsius und eine Drosselung trat nicht auf. Der Lüfter war dabei zwar hörbar, aber angenehm zurückhaltend. Damit eignet sich das Gerät sowohl für offene Büros als auch für Konferenzräume oder den Dauerbetrieb im Digital-Signage-Umfeld.

Wartung und Betriebsverhalten

Das Gehäuse lässt sich ohne Werkzeug öffnen, da der magnetisch befestigte obere Deckel mit einem Handgriff abgenommen werden kann. Darunter liegen übersichtlich angeordnet die beiden RAM-Steckplätze, der M.2-2280-PCIe-Slot mit der verbauten SSD sowie der freie M.2-2242-Slot für eine zusätzliche SSD. Diese Lösung ist einerseits hervorragend umgesetzt und macht Aufrüstungen oder Servicearbeiten ausgesprochen bequem. Genau dieser überaus einfache Zugriff auf die Komponenten wie etwa die SSD kann allerdings zum Problem werden, wenn Unbefugte Zugang zum Sapphire bekommen. Der Diebstahl des Speichers würde theoretisch nur wenige Sekunden dauern, davor schützt dann auch das vorhandene Kensington Lock nicht.

Im Testlabor lieferte der Sapphire Edge AI 370 sehr gute Arbeit ab. Der PCMark 10 attestiert ihm 7.448 Punkte, mit 11.088 Punkten im Bereich Essentials und 9.399 in der Produktivität. Damit eignet sich das System ideal für anspruchsvolle Office-Arbeiten, Datenverarbeitung, Web-Anwendungen und Videokonferenzen. In der Kategorie Digital Content Creation erreicht der Mini 10.757 Punkte, was eine gute Basis für Bildbearbeitung, einfache Videoschnittaufgaben oder Marketing-Content verspricht.

Die integrierte Radeon-890M-Grafik erreicht im 3DMark Night Raid 24.809 Punkte, im Fire Strike 8.177 und im anspruchsvollen DirectX-12-Benchmark Time Spy sehr gute 2.476 Punkte. Damit bewegt sich die GPU klar über typischen Office-Lösungen, bleibt aber naturgemäß unterhalb auf den Grafikbereich spezialisierter Workstations. Für Visualisierungen, UI-Animationen oder Dashboards reicht die Leistung problemlos aus.

Besonders interessant ist die integrierte NPU, die speziell für KI-Berechnungen entwickelt wurde. Im Geekbench-AI-Test erreicht sie 3.563 Punkte in Single Precision, 1.825 in Half Precision und 5.686 in quantisierter Ausführung. Anwendungen wie lokale Spracherkennung, Bilderkennung oder einfache Machine-Learning-Modelle profitieren von der NPU besonders deutlich, da sie ohne Cloud-Verbindung ausgeführt werden können. Voraussetzung ist natürlich, dass die eingesetzte Software die NPU auch aktiv nutzen kann.

Die verbaute NVMe-SSD erreichte im AS-SSD-Benchmark 4.618 MB/s beim Lesen und 3.538 MB/s beim Schreiben. Das ist insgesamt sehr gut und sorgt für schnelle Bootzeiten, kurze Ladephasen und ein insgesamt flüssiges Arbeiten auch beim Hantieren mit großen Dateien.

Verbrauch, Distribution und Service

Der Stromverbrauch ist trotz der leistungsfähigen AMD-CPU erfreulich niedrig. Im Leerlauf benötigt das System etwa 15 Watt, unter Last sind es rund 65 Watt. Damit bleibt der Energiebedarf deutlich unter klassischen Desktop-Systemen, was sich besonders bei vielen Arbeitsplätzen oder im 24/7-Betrieb finanziell bemerkbar macht. Der Sapphire Edge AI 370 ist ab sofort als Barebone-Version ohne SSD, Arbeitsspeicher und Betriebssystem für rund 780 Euro erhältlich. Systemhäuser und IT-Abteilungen können so die Konfiguration exakt an die jeweiligen Anforderungen anpassen und eigene Komponenten auswählen.

Die Standardgarantie für das System beträgt 24 Monate. Die Abwicklung erfolgt über die Distribution, wo bei Bedarf auch Vorab-Austausch oder zusätzliche Serviceoptionen vereinbart werden können. Der Sapphire Edge AI 370 ist unter anderem bei Also, Api, Ecom, Wave und Wortmann, gelistet. Projektkonditionen werden individuell vereinbart, Systemhäuser können zudem eine kostenlose Teststellung für bis zu drei Wochen anfordern. Anfragen dafür sind über edgeai@sapphiretech.de möglich. Die Hotline ist unter +49 8731 326232 erreichbar.

„Sapphire Edge AI“
Viele Pluspunkte: „Sapphire Edge AI“
© Sapphire

Fazit

Der Sapphire Edge AI 370 ist ein leistungsfähiger, sehr kompakter Mini-PC, der in puncto Wartung und Alltagstauglichkeit überzeugt. Eine besondere Erwähnung verdient das ohne Werkzeug zu öffnende Gehäuse, das einen sekundenschnellen Zugriff auf RAM und SSDs ermöglicht. Die Kühlung arbeitet effizient, der Rechner bleibt selbst bei Dauerlast stabil und zuverlässig. Für Office-Arbeitsplätze, Digital-Signage, Edge-Analytics oder Kiosk-Systeme ist der Rechner nicht zuletzt das seiner guten Rechenleistung und der geringen Abmessungen hervorragend geeignet. Der fehlende zweite LAN-Port und der nicht vorhandene Kartenleser sind die einzigen echten Schwächen. Mit einem Preis von etwa 780 Euro als Barebone ist der Sapphire Edge AI 370 zudem auch preislich recht attraktiv positioniert.