Fujitsu Eternus CS200c S4 im Test

Leistungsfähige Backup-Appliance

5. Oktober 2018, 7:00 Uhr | Christoph Lange

Mit Eternus CS200c S4 bietet Fujitsu eine Data Protection Appliance an, die auf der Backup-Lösung von Commvault basiert. Die Software ist bereits vorinstalliert und unterstützt unter anderem Deduplizierung, Archivierung sowie Verschlüsselung. Eine Web-Konsole ermöglicht zudem den einfachen Zugriff auf viele Routineaufgaben.

Der Einsatz von Backup-Appliances vereinfacht die Inbetriebnahme von Datensicherungsinfrastrukturen. Die Eternus-CS200c-S4-Systeme von Fujitsu sind so vorkonfiguriert, dass sie nach der Anpassung an die jeweilige Netzumgebung alle benötigten Funktionen wie Backup, Restore, Archivierung, Deduplizierung, Replikation und Verschlüsselung ab Werk zur Verfügung stellen.

Bei den Data Protection Appliances handelt es sich um aktuelle Hardware-Server von Fujitsu, die die benötigte Backup-Speicherkapazität über lokal angeschlossene Disk-Laufwerke bereitstellen. Auf den Servern läuft als Betriebssystem Windows Server 2016 und als Backup-Software die Lösung von Commvault.

Die CS200c-S4-Appliances können sowohl physische als auch virtuelle Systeme sowie Cloud-basierte Umgebungen sichern. Bei einem Einsatz in Virtualisierungsumgebungen wie VMware vSphere oder Microsoft Hyper-V erfolgt die Sicherung der VMs agentenlos. Windows-VMs lassen sich per VSS-Schnittstelle (Volume Shadow Copy Service) von Microsoft applikationskonsistent sichern. CS200c S4 unterstützt zudem die Hypervisor-Plattformen von Red Hat und Citrix Hypervisor sowie Anwendungen wie Oracle und SAP. Optional erhältlich ist zudem eine Hardware-Snapshot-Unterstützung für Storage-Arrays von Fujitsu sowie von weiteren Speichersystemherstellern.

CS200c-Modellpalette

Fujitsu bietet die Appliance in drei Ausbaustufen an. Das Einstiegsmodell Eternus CS200c S4 Eco hat eine nutzbare Speicherkapazität von 8 TByte, die sich durch die Deduplizierung deutlich erhöht. In diesem Test geht es um das mittelgroße Modell Flex32, das zwischen 16 und 32 TByte Speicherkapazität bereitstellt. Die Flex48-Ausführung bietet eine nutzbare Speicherkapazität von 24 bis 48 TByte. Alle drei Modelle messen zwei Höheneinheiten und eignen sich für kleinere bis mittelgroße Unternehmen sowie für die Sicherung von Zweigstellen.

Für größere Umgebungen hat Fujitsu zudem die Data Protection Appliances der Eternus-CS800- und CS8000-Familie im Portfolio. Das Flex32-System kann auf der Vorderseite bis zu zwölf 2,5-Zoll-Laufwerke aufnehmen. Das Testsystem war mit sechs 4-TByte-Festplatten von Seagate bestückt, die als RAID-6 konfiguriert waren und rund 15 TByte für die Disk Library bereitstellten. Die SAS-Backplane verfügte zusätzlich über ein RAID-5 aus vier Samsung-SSDs mit je 460 GByte. Hierauf liefen das Windows-20016-Betriebssystem, der Commvault-SQL-Server und die Deduplizierungsdatenbank.

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Die Data Protection Appliance CS200c S4 basiert auf aktueller Server-Hardware von Fujitsu. Bild: Fujitsu

Für die Netzanbindung war das Testsystem mit zwei 1-GBit/s-LAN-Ports sowie vier 10-GBit/s-SFP-Ports ausgestattet, die sich mit Glasfaser- oder Kupfer-SFPs bestücken lassen. Ein weiterer Port diente dem Zugriff auf den Integrated Remote Management Controller (iRMC), über den ein direkter Remote-Zugriff auf die Server-Konsole und den Power-Button des Servers möglich ist. Die Anbindung von Plattenerweiterungseinheiten ist über zwei externe SAS-Ports möglich. In der Flex48-Variante stehen zudem zwei 16-GBit/s-Fibre-Channel-Ports zur Verfügung.

Inbetriebnahme der Appliance

Damit sich die Appliance möglichst zügig in Betrieb nehmen lässt, hat Fujitsu das Windows- und Commvault-Setup zu einem großen Teil vorkonfiguriert. Der Administrator muss nur noch die Backup-Agenten auf den Virtualisierungs-Hosts und den zu sichernden physischen Servern installieren sowie die Backup- und Retention-Policies einrichten.

Die iRMC-Konfiguration war im LANline-Test nicht erforderlich, weil wir die Appliance an den KVM-Switch des Testnetzes angeschlossen hatten und so direkt auf die Server-Konsole zugreifen konnten. Für die LAN-Anbindung verkabelten wir eine 1-GBit/s-NIC und eine 10-GBit/s-NIC mit dem 10GbE-LAN-Switch des Testnetzes.

Beim ersten Hochfahren des Servers erscheint zunächst das Windows-Setup. Hier wählt der Anwender die gewünschte Sprache sowie das Tastaturlayout aus und vergibt anschließend ein Passwort für den lokalen Account des Administrators.

Daraufhin startet automatisch ein PowerShell-Skript, das die lokalen Plattenlaufwerke des Servers konfiguriert. Die Index-Datenbank des Commvault Media Agents liegt auf dem C:-Laufwerk. Die Commvault-SQL-Datenbank, die Konfigurations- und Management-Informationen enthält, liegt auf D:, die Deduplizierungsdatenbank auf E:. Das Laufwerk Disklib01i enthält das Repository für die Backup-Daten. Bei größeren Systemen kann der Administrator mehrere Disk Libraries mit unterschiedlichen Plattenpools einrichten. Jede Datensicherung läuft immer in eine Library. Dabei kann es sich neben einem Backup-to-Disk-Ziel auch um ein Bandlaufwerk oder einen Cloud-Speicher handeln.

Assistentengestützte Konfiguration der Backup-Jobs

Sobald das PowerShell-Skript abgeschlossen ist, startet ein Assistent für das Commvault-Setup, das auch die IP-Konfiguration und Active-Directory-Integration umfasst. Wenn es sich um den ersten Commvault-Server handelt, muss der Anwender im Wizard die Option "Setup with Media Agent" auswählen. Wir konfigurierten zudem für die 1-GBit/s-LAN-Anbindung eine IP-Adresse aus dem Testnetzwerk und fügten die Appliance als Member-Server zu unserer Windows-Domäne hinzu. Anschließend startete Commvault die automatische Konfiguration der Backup-Appliance für den Media-Agent-Modus.

Nachdem das initiale Setup abgeschlossen war, konnten wir uns mit der grafischen Commvault-Konsole verbinden. Dabei öffnete sich automatisch ein Getting Started Wizard, der den Administrator Schritt für Schritt durch die Backup-Konfiguration führt.

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Eine Storage Policy legt unter anderem fest, wie lange die gesicherten Daten aufgehoben werden.

Zu Beginn empfiehlt es sich, sowohl das Windows-Betriebssystem als auch die Commvault-Software auf den aktuellsten Stand zu bringen. Nachdem wir dies erledigt hatten, ging es an die Einrichtung der Backup-Umgebung. Hierfür erstellten wir eine Disk Library, auf die wir die Daten sichern wollten. Unter den Advanced-Optionen kann der Administrator die automatische Mount-Pfad-Erkennung aktivieren, damit Commvault neue Libraries, die man zu einem späteren Zeitpunkt hinzufügt, automatisch erkennt.

Für Backup-Aufgaben wird eine Storage Policy benötigt, die wir mit einer globalen Deduplizierungs-Policy verknüpften und als Ziel die Disk Library und den Media-Agenten angaben. Commvault unterstützt auch partitionierte Deduplizierungsdatenbanken, bei denen sich mehrere Media-Agenten eine Datenbank teilen. Auf Wunsch lassen sich die Backup-Daten zudem verschlüsseln. In der Storage Policy kann der Administrator zudem eine sekundäre Kopie sowie eine dritte Kopie konfigurieren, zum Beispiel um die Daten zusätzlich auf ein Bandlaufwerk zu schreiben. Hier wird auch festgelegt, in welchen Intervallen ein Backup durchgeführt wird, ob immer ein Full Backup oder eine Kombination mit inkrementellen Sicherungen ausgeführt wird und wie lange die Backup-Daten vorgehalten werden.

Nachdem wir die Parameter für die Storage Policy definiert hatten, richteten wir einen neuen sogenannten Subclient ein, der die Backup-Jobs steuert. Im Subclient legt der Administrator unter anderem fest, ob man einen virtuellen Server über einen Virtualisierungs-Host sichert oder ob man zum Beispiel ein Backup physischer Server auf File-System-Ebene durchführt. Zum Abschluss wählt der Administrator noch die gewünschte Storage Policy und legt einen Scheduler für die automatische Ausführung des Backups an. Sobald ein Backup-Job angelaufen ist, zeigt das Job-Controller-Fenster der Commvault-Konsole den Fortschritt der Sicherung und eventuell auftretende Fehler an. Bereits abgeschlossene Backups lassen sich in der History-Ansicht kontrollieren.

Integration in VMware-Umgebung

Um die Data Protection Appliance zu testen, integrierten wir sie in unsere VMware-vSphere-Testumgebung. Hierfür installierten wir von der Commvault-Konsole aus den Virtual Server Agent (VSA) für VMware auf den zwei ESX-6.5-Hosts des Test-Clusters.

Setzt ein Unternehmen für die Datensicherung mehrere CS200c-S4-Systeme ein, können die Appliances ein Load Balancing der Backup-Jobs durchführen.

Im VSA-Setup erschien bei der Eingabe unseres Active-Directory-Benutzerkontos für den Virtual-Center-Server zunächst die Fehlermeldung, dass der Benutzername oder das Passwort nicht korrekt sei. Wir hatten den Account wie unter Windows üblich als Domänenname\Benutzername eingegeben. Nach einigem Herumprobieren fanden wir heraus, dass man die Anmeldedaten im VSA-Setup im Format Benutzername@Domänenname eingeben muss.

Nach der Installation des VSA-Agenten muss der Nutzer in der Commvault-Konsole einen neuen Subclient anlegen und den Transportmodus für VMware konfigurieren. Wir wählten die Option Auto, mit der Commvault automatisch die schnellste Backup-Methode verwendet.

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Backups und Restores lassen sich auch über die einfach zu bedienende Web-Konsole durchführen.

Welche VMs die Lösung sichern soll, legt der Administrator im Content-Menü des Subclients fest. Wir wählten hier eine Windows-2012R2-Test-VM aus. Im Storage-Devices-Menü wird die Storage Policy für den Backup-Job vorgegeben. Eine Policy lässt sich für beliebig viele Jobs nutzen.

Der VSA-Agent erstellt von VMs zunächst einen VMware-Snapshot und sichert dann von diesem aus alle zur VM gehörenden VMDK- und Konfigurationsdateien. Commvault unterstützt auch einen Restore von einzelnen Dateien einer VM. Die Konsistenz der Datensicherung stellt das Backup-Tool bei Windows-VMs dadurch sicher, dass es über den ESX-Host und die in der VM installierten VMware-Tools die VSS-Funktionen von Windows nutzt.

Für die Sicherung von VMs benötigt Commvault keine eigenen Agenten innerhalb der VM. Will man auch physische Systeme sichern, lassen sich die Backup-Clients über die Commvault-Konsole remote installieren. Commvault bietet auch spezielle Agenten für die Sicherung von zum Beispiel Exchange- oder MSSQL-Servern.

Bei der grafischen Konsole von Commvault handelt es sich um ein mächtiges Tool mit einer Vielzahl an Konfigurationsmenüs. Für Spezialisten bietet die GUI ein umfangreiches Werkzeugset, das durch weitere Tools wie GxTail ergänzt wird, das eine tiefgreifende Analyse der zahlreichen Commvault-Logdateien ermöglicht.

Backup und Restore per Web-Konsole

Administratoren mit wenig Commvault-Erfahrung erhalten mit der Web-Konsole ein deutlich einfacher zu bedienendes Werkzeug an die Hand. Damit lassen sich gängige Aufgaben wie Backup und Restore, aber auch Konfigurationsarbeiten wie die Erstellung von Disk Pools, Libraries und Storage Policies erledigen. Um die Web-Konsole nutzen zu können, muss der Administrator vorher für sein Commvault-Benutzerkonto ein Passwort vergeben. Anschließend lässt sich die Web-Konsole per Web-Link oder direkt aus der GUI heraus öffnen.

Für den LANline-Testbetrieb konfigurierten wir für drei Windows-Server-VMs Backup-Jobs. Ein Server führte die Sicherung jeden Abend durch. Das zweite System sicherte die VM alle vier Stunden. Beim dritten Server ließen wir das VM-Backup in einem Zehn-Minuten-Intervall quasi fortlaufend ausführen. Das kleinste konfigurierbare Intervall für die Continuous Data Protection beträgt eine Minute. Der Administrator kann einen Backup-Job über das Kontextmenü der rechten Maustaste auch sofort starten. Alternativ ist dies zudem über die Scheduler Policy mit dem Befehl Run Immediately möglich. In unseren Tests liefen alle Backup-Jobs fehlerfrei.

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Die Backup-Historie zeigt den Status der abgeschlossenen Sicherungsjobs an.

Um die Wiederherstellungsfunktionen von Commvault zu testen, sicherten wir zunächst von einer VM einzelne Dateien und Verzeichnisse zurück. Die Daten lassen sich wahlweise an ihrem ursprünglichen Ort oder an anderer Stelle wiederherstellen. Der Administrator kann zudem eine gesicherte virtuelle Disk in eine andere VM mounten und so auf die darin enthaltenen Dateien zugreifen. Alle Wiederherstellungsfunktionen ließen sich im Test erwartungsgemäß nutzen.

Für den Test der Disaster-Recovery-Funktionen löschten wir eine W2012R2-VM von der Festplatte. Anschließend stellten wir die virtuelle Maschine aus dem Backup vom vergangenen Abend wieder her. Beim ersten Mal sicherten wir die VM an einen anderen Speicherort zurück. Beim zweiten Test schrieben wir die VM-Dateien an ihren ursprünglichen Ort zurück. Beide Restore-Tests verliefen erfolgreich und wir konnten die VM danach fehlerfrei starten.

Fazit

Die Data Protection Appliance CS200c S4 von Fujitsu lässt sich dank der vorinstallierten Commvault-Backup-Software relativ zü-gig in Betrieb nehmen. Bei der Grundkonfiguration wird der Administrator von Assistenten unterstützt. Sobald diese abgeschlossen ist, lassen sich die umfangreichen Backup-, Restore- und Archivierungsfunktionen der Appliance über die einfach zu bedienende Web-Konsole nutzen. Im LANline-Testbetrieb zeigte die Appliance keine Schwächen.

Fujitsu bietet die Lösung sowohl inklusive Commvault-Lizenzen als auch unlizenziert an. Die Einstiegslösung CS 200c S4 Eco kostet mit 8 TByte physischem Speicher knapp 15.000 Euro inklusive drei Jahre NBD-Service. Zusammen mit einer Commvault-Lizenz für 2 TByte Backend-Speicher liegt der Listenpreis bei 26.500 Euro. Die Lizenz lässt sich in 1-TByte-Schritten erweitern.

Firmen-Info
Fujitsu
Tel.: 0800/37210000
Web: www.fujitsu.com

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