Was macht wohl der Weihnachtsmann, wenn sich das Konsumverhalten ändert und plötzlich die Nachfrage nach VR-Erotik steigt?
Es war einer dieser aufwühlenden Tage für den Weihnachtsmann. Während die meisten seiner Kunden angetrunken vom Glühweinstand zur Bratwurstbude und wieder zurück pendelten, die Zehen abgefroren und mit Dampfwolken vor den Gesichtern, hatte er ausgestempelt und war wieder zum Schreibtisch zurückgekehrt. Das ganze Tarifmodell mit festen Arbeitszeiten war einfach für die Katz. Als ob er das dem lieben Gott nicht mitgeteilt hätte. Aber seit die hübsche Magdalena im Betriebsrat herumwirbelte, hatte der sowieso kein offenes Ohr mehr für ihn. »Grey Friday und Super Monday sind doch Pillepalle« dachte sich der Weihnachtsmann, als sich erneut Tausende Bestellungen im Shop häuften.
Onlinebestellungen über Weihnachtsmann24.de hatten mittlerweile, das musste er zugeben, die Hotline und die automatische Gebetserkennung nahezu überflüssig gemacht. Dabei war er dieses Jahr beinahe sprichwörtlich aus allen Wolken gefallen, als der ITler Norman, noch nach Dosenbier und kalter Pizza duftend, in das Meeting eingefallen war und behauptete, man bräuchte eine neue Shop-Kategorie. Diese sei allerdings nicht ganz jugendfrei. Als Norman dem Weihnachtsmann die neue VR-Brille übers Gesicht gestülpt hatte, hatte sich ihm ein Sündenpfuhl der Erotik offenbart. Mit einem lauten »Nein« war er aufgesprungen.
Doch Norman erinnerte ihn listig daran, dass er ja auch der Privacy-Vereinbarung zugestimmt hatte und der liebe Gott davon gar nichts erfahren dürfe. Schweren Herzens hatte der Weihnachtsmann zugestimmt und sie hatten den neuen Bereich der VR-Erotik aufgebaut. Wenn die Sache mit den Verkaufszahlen nicht gewesen wäre. Vollmundig hatte es in der Presseerklärung geheißen, die VR-Erotik würde einen »wesentlichen Anteil« der Weihnachtsgeschenke ausmachen. Doch die Realität sah anders aus. Auch eine Produktvorstellung im »Klick der Woche« brachte keine Besserung. Vielleicht war der Content doch nicht so überzeugend?