2008 = 2007, Teil 2
Einmal mehr könnte an dieser Stelle der Trendartikel aus dem vergangenen Jahr stehen. An der grundlegenden Marschrichtung des Servermarkts hat sich nicht viel geändert. Nach wie vor beschäftigt das Thema Virtualisierung alle Serverhersteller und -anwender.

Die Technologie hat dabei noch zugelegt. Die in Intel- und AMD-CPUs integrierten Virtualisierungsfunktionen haben nachgerüstet und entlasten Software-VMMs zunehmend. Zudem stopfen die Microprozessor-Manufakturen jetzt bereits vier Kerne in einen einzigen Prozessorchip. Maschinen, welche noch vor einem Jahr mit zwei Kernen ans Werk gingen, trumpfen heute mit ganzen acht unabhängigen Zentraleinheiten auf. Eine einzelne Betriebssysteminstanz kann diese geballte Rechenkraft kaum allein nutzen.
Auch die Hersteller der Hypervisors legen kräftig zu. Vmware bringt eine »i«-Variante des ESX-Servers auf den Markt, welcher ohne Linux-Managementserver auskommt. Das verbleibende VMM-OS fällt dann vom Platzbedarf so bescheiden aus, dass es sich problemlos von einem USB-Stick booten lässt. In Kürze liefern verschiedene Serverhersteller folglich Sondermodelle mit integriertem ESX-i-Server – einschalten und gleich losvirtualisieren, leichter geht’s kaum.
Doch vor lauter Euphorie über rohe Geschwindigkeit und Virtualisierung bis zum Abwinken dürfen die Anwender nicht die drohenden Flaschenhälse übersehen. Wer Dutzende VMs auf einen dicken Server mit acht Cores und 16 GByte packt, sollte nicht vergessen, dass die Grundausstattung der meisten Maschinen nur zwei Ethernet-Schnittstellen vorsieht. Das reicht nicht, um die vielen VMs bei Laune zu halten. Sollte der Verwalter zudem mit dem Gedanken spielen, auch noch ein iSCSI-SAN einzusetzen, entstehen im Handumdrehen Engpässe. Das gilt für alle I/O-lastigen Prozesse, auch den Massenspeicherzugriff.
Im Schlepptau der Server-Virtualisierung kehrt ein fast schon vergessener Trend in einem neuen Gewand zurück: Thin-Clients. Die schlanken Terminals konnten sich bislang nur bei wenigen Unternehmen durchsetzen. Die Terminal-Server fordern besondere Applikationen und können nicht jedes Programm ohne Weiteres betreiben. Dank Virtualisierung lassen sich Thin-Clients künftig jedoch wie große PCs verwenden. Im Rechenzentrum verwalten dann die bereits erwähnten dicken Server eine Vielzahl virtueller Client-Systeme und stellen diese den dünnen Clients zur Verfügung. Die Übernahme von Xen durch Citrix unterstreicht diesen Trend. Xen-VMs könnten bald den Terminalserver mit allen seinen Problemen und Limitationen ersetzen.
Vista unbeliebt
Bei den Client-Betriebssystemen zeichnet sich ein Rückschritt ab. Unternehmen haben bislang ohnehin gezögert, das neue Windows einzusetzen. Nun drängen sogar die Home-Anwender zum Downgrade. Die Praxis hat leider gezeigt, dass Vista zu viele Ressourcen verschlingt und dem Nutzer im Gegenzug dafür nichts bietet – von halbtransparenten Fenstern einmal abgesehen. Doch im Kern leistet Vista nicht mehr als XP. Das läßt viele User auch am kommenden neuen Windows-Server 2008 zweifeln. Wenn Vista nicht besser als XP arbeitet, warum sollte dann der 2008er-Server mit dem Vista-Kern schneller oder zuverlässiger als sein 2003er-Vorgänger mit XP-Kern laufen? Eine der wesentlichen Neuerungen im 2008er-Windows sollte die Virtualisierung »Viridian« werden. Jetzt verzögert sich die Software nicht nur, Microsoft will sie zudem als separates Product »Hyper-V Server« verkaufen.
Auf Grund der schlechten Stimmung gegen Vista überlegen viele Anwender, das Microsoft-System nicht nur von Servern, sondern auch von Clients zu entfernen. Viele vor allem kleinere Unternehmen mit geringen Anforderungen an den Client-PC liebäugeln mit neuen Macs. Die sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern bieten ein intuitiv zu bedienendes Betriebssystem mit Unix-Kern. Dank Dual-Core-CPU unter der Haube mangelt es den modernen Äpfeln auch nicht an Leistung. Einige wenige wagemutige Unternehmen mit Linux-Know-how im Haus setzen auf das GPL-System als Desktop.
Ein Schlagwort wird 2008 oft zu hören sein: das Green-Computing. Dank des Gouvernators aus Österreich haben die Amerikaner plötzlich entdeckt, dass Geräte mit geringerem Stromverbrauch den Geldbeutel schonen. Jetzt meinen viele US-Marketing-Manager, sie müssten auch im alten Europa den Leuten beibringen, was Energieeffizienz ist. In den Ländern diesseits des großen Teichs, in welchen nachts mehr Energiesparlampen als Glühbirnen brennen, muss man diesem Trend noch keine große Aufmerksamkeit schenken.