Preise für Speicherchips explodieren
Der KI-Boom sorgt für Engpässe und heftige Preissteigerungen auf dem DRAM-Markt. Besonders stark betroffen sind klassische DDR4-Module und damit der Gebraucht- und Refurbished-Markt. Der britische Refurbishment-Spezialist Bargain Hardware warnt vor Panikkäufen.
Der KI-Boom hat eine Chip-Krise bei Speicherlösungen ausgelöst. Die explodierende Nachfrage nach Speichern für KI-Lösungen und Datacenter macht DRAM-Module knapp – und immer teurer.
Die Halbleiterhersteller setzen deshalb ihre Fertigungskapazitäten bevorzugt für Hochleistungs-Speicherchips wie DDR5 und HBM (High Bandwidth Memory) für KI-Systeme ein. Mit fatalen Folgen für die Produktion klassischer DDR4-Module. Das führt zu enormen Preissteigerungen sogar im Gebraucht- und Refurbished-Markt, wie die Daten des britischen Refurbishment-Spezialisten Bargain Hardware zeigen.
Danach sind die Preise für DDR4-ECC-Module seit August 2025 um rund 170 Prozent gestiegen. Eine begleitende Marktanalyse des Unternehmens zeigt außerdem, dass sinkende Produktionsvolumina, wachsende Nachfrage aus der KI-Industrie und Lagerknappheit bei Distributoren zu massiven Preissprüngen geführt haben.
Auf dem globalen Markt für gebrauchte und generalüberholte IT-Produkte komme es deshalb zunehmend zu Verwerfungen. Die DRAM-Lagerbestände sinken laut Bargain Hardware auf etwa drei Wochen, da globale Distributoren und Wiederverkäufer auf die steigende Nachfrage sowie erste Bedenken hinsichtlich der Versorgung mit einem restriktiveren Bestandsmanagement reagieren.
Ben Craig, Managing Director von Bargain Hardware, warnt davor, dass sich die Lage weiter verschärfen und zu Panikkäufen führen könnte. Dies würde die Preise noch weiter in die Höhe treiben. Server- und Workstation-Nutzer, die weiterhin auf DDR4 setzen, sollten eine breit gefächerte Lieferantenstrategie verfolgen und dabei auch Anbieter von generalüberholter Hardware einbeziehen, so sein Rat.
KI-Nachfrage verschiebt Fertigungskapazitäten
Ein maßgeblicher Treiber dieser Entwicklung ist laut Bargain Hardware das Super-Rechenzentrumsprojekt „Stargate“ von OpenAI. Medienberichten zufolge haben Samsung und SK hynix vereinbart, OpenAI mit bis zu 900.000 DRAM-Wafern pro Monat zu beliefern. Das entspreche fast 40 Prozent der weltweiten DRAM-Gesamtproduktion.
Um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, verlagern die drei großen Speicherhersteller Samsung, SK hynix und Micron ihre Fertigungskapazitäten, um sich auf die Produktion von HBM3E und demnächst auch HBM4 zu konzentrieren. Diese Art von Speicher mit extrem hoher Bandbreite treibt KI-Beschleuniger der nächsten Generation wie die Blackwell-GPUs von Nvidia an. Infolgedessen steht weniger Kapazität für die Herstellung von Standard-DDR4- und DDR5-Speichern zur Verfügung.
„Die Produktion hat sich klar in Richtung KI-optimierter Chips verschoben. Während Konzerne wie OpenAI, Nvidia oder Amazon enorme Mengen an HBM- und DDR5-Speicher binden, bleibt für klassische DDR4-Module immer weniger Wafer-Kapazität übrig,“ erklärt Craig. „Das führt zu spekulativen Käufen und Engpässen in Europa.“
Craig betont, dass DDR4 nach wie vor gefragt und trotz des Vormarschs von DDR5 in vielen Unternehmens- und Server-Umgebungen der Standard sei. Millionen Systeme weltweit basierten auf Plattformen, die ausschließlich DDR4 unterstützen – insbesondere Workstations, Virtualisierungssysteme und Server der Generation Intel Xeon oder AMD EPYC Rome/Milan. Für diese Systeme biete DDR4 eine stabile, energieeffiziente und kostengünstige Speicherbasis, deren Versorgung nun zunehmend gefährdet sei.