Abgemalt
Abgemalt. Doppel und Paare bestimmen die Weltgeschichte: Angefangen bei Adam & Eva, über Ceasar & Cleopatra oder Asterix & Obelix bis hin zu Max & Moritz oder Hauser & Kienzle. Die Internetgeneration wächst dabei mit »Copy & Paste« auf:
Abgemalt
3. »strg + A« 2. »strg + C« 1. »strg + V« Oder anders gesagt: 3, 2, 1 ? nicht mehr deins!
Dabei ist das Abkupfern von AGBs, Glückwunschreden zum Geburtstag, Zitaten aus der Weltliteratur oder von animierten gifs noch das kleinere ? wenn auch weitaus verbreitete Übel. Manchmal geht es jedoch richtig lustig zu, so dass man sich auch sang- und klanglos niederlässt, nur um zuzuhören und zuzuschauen.
Stichwort Kunst: Am 20. April hatte etwa die Internetsuchmaschine Google ihr Logo zu Ehren des Künstlers Joan Miró mit Elementen aus dessen Bildern verziert. Miró wurde am 20. April vor 113 Jahren geboren. Zugegebenermaßen kein rundes Datum, aber auch noch lange kein Grund, wegen Verletzung geistigen Eigentums Zeter und Mordio zu schreien. Die in New York beheimatete Artists Rights Society tat das dennoch, sie sah die Rechte der Miró-Erben verletzt. Offen bleibt, ob die Suchmaschinenbetreiber dann am 20. April kommenden Jahres ihr Logo lieber mit Motiven aus den Werken eines anderen, am selben Tag nur vier Jahre früher geborenen, Kunstmalers aus Braunau am Inn verzieren wollen. Wenigstens direkte Nachkommen des bekannten Österreichers sind keine bekannt, die Google den Tag vermiesen könnten.
Der amerikanische Modeunternehmer Marc Ecko ließ eine eigens dafür als »Air Force One«-Kopie umgespritzte Boeing 747 von bezahlten Sprayern mit dem Schriftzug »Still Free« auf einem der Triebwerke verzieren. Das Ganze wurde gefilmt, ins Internet gestellt und erweckte sogar bei USMilitärs den Eindruck, es handle sich um die echte Maschine des Präsidenten. Sie waren sich dabei sogar fast so sicher, wie bei der Tatsache, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfügt. Ecko hat damit in der Liste der Erzbösewichte erstmals Ghaddafi überholt. Offiziell wird das, wenn Bush kommende Woche den offiziellen Patch für seine persönliche »Schwarze Liste« herausgibt. Derzeit ist er noch damit beschäftigt, die Eindrücke einer Konferenz in Kalifornien zu verarbeiten, die von Cisco unter dem Titel »Amerikas Wettbewerbsfähigkeit erhalten« ausgerichtet wurde. Huawei und 3Com gerieten schon in die Fänge der chinesischen Opiumdealer, Nortel wurde durch ein Joint Venture ebenfalls angefixt: Wie schafft man es, dass wenigstens Cisco clean bleibt?-
Die Antwort auf diese Frage erklärt dann auch, warum der Präsident da war: Angriff ist die beste Verteidigung! Nur einen Tag später gab Cisco bekannt, dass in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi mit der dortigen Technischen Universität ein »Forschungs- und Entwicklungslabor für Netzwerktechnologie « eingerichtet wurde. »Unsere Lehrer und Forscher werden gute Möglichkeiten haben, Zugang zu internationalen Forschungsprojekten und Labor-Ausrüstung zu erhalten«, freute sich der Universitätsrektor. Wenn CIA und FBI aus dem »Air Force One« Alptraum aufgewacht sind, werden sie sich dann wohl um den aufstrebenden Nachwuchs Hanois kümmern müssen, um Amerikas Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Und das ging schon mal schief.