Abgewickelt. Eine deutsche Erfolgsgeschichte jährt sich dieses Jahr nun das 15. Mal. 1990 wurde die Treuhandgesellschaft zur Abwicklung maroder DDR-Betriebe gegründet. Die Sahnestücke wurden mit Gewinn veräußert, um die weniger begehrten Objekte mit Schmerzensgeld an den Mann zu bringen.
Das klingt doch irgendwie vertraut: Genau, mit 250 Millionen Euro Schmerzensgeld lässt sich Benq die Übernahme der Siemens-Handysparte versüßen. Aus den Fehlern der DDR lernen, heißt siegen lernen, haben sich die Siemens-Manager gedacht. Sie wollen dem Schicksal der DDR entgehen und stoßen unprofitable Unternehmensteile ab, um sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren. Womöglich gäbe es die DDR heute noch, wenn sich der Arbeiter- und Bauernstaat seinerseits auf die Kernkompetenzen konzentriert hätte, nämlich zu arbeiten und Landwirtschaft zu betreiben. Mit dem Bau von Autos aus Pappe, Eierbechern in Hühnerform und Mauern an der Westgrenze hatte sich der Staat viel zu sehr verzettelt, dabei gab es so schöne Möglichkeiten, unprofitable Segmente abzustoßen. Man hätte beispielsweise die Stasi an führende Industriespionage-Unternehmen veräußern können. Und Mecklenburg-Vorpommern wäre sicher bei den Ölscheichs aus Dubai auf Interesse gestoßen, denn die haben Erfahrung damit, wie man ein Wirtschaftszentrum in der Wüste hochzieht.
So hat eben die Treuhand in den letzten Jahren ganze Arbeit geleistet: Blühende Landschaften im Osten, wohin man auch blickt. Und der Blick kann weit schweifen. Kein Fabrikgebäude steht mehr im Weg, denn die wurden ja abgewickelt. Ein ähnliches Schicksal blüht wohl auch den Siemens-Handys. Mehrere Millionen hat Benq in den letzten Jahren investiert, um aus einer beschränkten Marketing-Phrase (»Bring Enjoyment and Quality to Life«) einen Markennamen zu machen, der mittlerweile in aller Munde ist.
Kein Wunder, dass die Taiwaner kein großes Interesse daran haben, »Siemens« auf ihre Mobiltelefone zu schreiben, denn was könnte weiter entfernt von Freude und Qualität sein? Seitens der westlichen Automobilindustrie war die Bereitschaft auch eher gering, den eingeführten Markennamen »Trabant« auf ihre Karossen zu schreiben.