AC-Service sieht sich in der Pole-Position. SAP hat in seinem Channel eine ungeheuere Dynamik entfacht: Nachdem die Walldorfer ihren Channel-Partnern endlich den Zugang zum gehobenen Mittelstand eröffnet haben, rüsten die SAP-Häuser auf. So wie AC-Service. Die Stuttgarter kauften das vielumworbene SAP-Geschäft des Systemhauses All for One, stehen aber erst am Anfang ihres Akquisitionskurses.
Der AC-Service AG ist ein großer Schritt nach vorne gelungen. Mit der Übernahme des SAP-Geschäfts vom Systemhaus All for One positionieren sich die Schwaben unter die drei führenden deutschen SAP-Häuser, die vornehmlich bei mittelständischen Kunden Software der Walldorfer mit eigenen Branchenlösungen veredeln und entsprechende Services wie Beratung, Wartung oder das Hosting übernehmen. Dabei hätte alles auch anders kommen können. Lars Landwehrkamp, alter und neuer Geschäftsführer der All for One GmbH und nun auch Vorstand bei AC-Service, berichtet nicht ohne Stolz, dass in einer ersten Runde 35 potenzielle Käufer interessiert waren. Kein Wunder, denn das Potenzial für SAP-Lösungen ist im deutschen Mittelstand bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Entsprechend hoch im Kurs stehen SAP-Häuser. Zumal solche, die wie All for One mit einer ansehnlichen Marge aufwarten können. Mit 110 Mitarbeitern erzielte das in Oberessendorf (zwischen Ulm und Ravensburg) beheimatete Unternehmen vergangenes Geschäftsjahr einen Umsatz von 23 Millionen Euro. Das Ebit lag bei zwei Millionen, mehr als die neue Mutter AC-Service wohl für 2005 schafft. »Wir werden unsere Profitabilität substanziell erhöhen«, schwärmt denn auch AC-Service-Chef Herbert Werle. Dass der gebürtige Schweizer zum Zug kam und nicht etwa große internationale IT-Dienstleister, dafür nennt Landwehrkamp vor allem zwei Gründe: Eine bewährte langjährige Zusammenarbeit in Projekten und die Befürchtung des Managers, in eine Konzernstruktur gepresst zu werden und dann nicht mehr schnell und flexibel agieren zu können, was im Geschäft mit dem Mittelstand absolut notwendig ist.
Mit der Übernahme verstärkt AC-Service seine Position bei Kunden aus dem Maschinenbau und Automobilzulieferern. Die Wertschöpfungskette werde vertieft, da diese Klientel sich zunehmend dem Outsourcing öffne und bereit sei, Teilbereiche der IT außer Haus zu geben, stellt Werle fest. Mit Beratung, Lizenzverkauf, Integration, Wartung und Applikationsbetrieb können die Stuttgarter alles aus einer Hand bieten. Zudem erhofft sich Werle einen weiteren Schub für das Geschäft mit Gehaltsabrechnungen und HR-Management. Ein Bereich, der immerhin 2004 auf fast 13 Millionen Euro Umsatz kam. »Wir können uns jetzt mit den ganz Großen im Mittelstandsmarkt messen«, scheut Werle den Vergleich nicht. Und in der Tat: Seit SAP seine interne Grenze, bis zu der SAP-Partner Geschäfte abwickeln dürfen, kürzlich von 130 auf 500 Millionen Euro (Umsatz des Endkunden) erheblich ausgeweitet hat, kann sich der Channel nun auch auf den gehobenen Mittelstand stürzen. »Das war ein absolutes Muss und ist für uns eine tolle Chance«, lobt Werle diese Maßnahme. Sein Kollege Landwehrkamp sieht das verstärkte Unternehmen in einer ausgezeichneten Lage: »Wir sind in der Pole-Position und werden das Wachstumspotenzial sichern.«
So verwundert es nicht, dass Werle sich auch nach der Akquisition nicht getrost zurücklehnen will. Die Konsolidierung unter den Systemhäusern und IT-Dienstleistern will der Manager für weiteres Wachstum von AC-Service nutzen: »Wir wollen hier nicht zusehen, sondern eine aktive Rolle spielen.« Weitere Übernahmen sind deshalb geplant, die Rückendeckung hat sich Werle schon geholt beim Mehrheitsgesellschafter, der österreichischen Beko Holding, die 52 Prozent an AC-Service hält. Von Gerüchten, wonach Beko seine Anteile verkaufen wolle, weiß der Manager nichts. Er beschäftigt sich lieber mit potenziellen Übernahmekandidaten. »Ein Systemhaus vielleicht im Norden oder Osten Deutschlands«, mehr will der CEO nicht verraten.
Offen zeigt sich AC-Service auch gegenüber anderen Systemhäusern, die nicht zum Verkauf stehen, sondern vielmehr auf Kooperation setzen. Und zwar mit Häusern, die beispielsweise keine Outsourcing-Services bieten können. Mit einigen arbeitet AC-Services in Deutschland und der Schweiz bereits zusammen, weiteren Kooperationspartnern, mit denen Werle Vergütungen individuell auszuhandeln verspricht, steht er offen gegenüber. Solche Kooperationen sind in letzter Zeit häufig zu beobachten, auch wenn sie sich wie im Fall Arxes und Itelligence nicht so viel versprechend entwickelt haben als gedacht.
So war die Steeb GmbH nicht lange untätig, als deren Geschäftsführer Wolfgang Kemna bereits im November vergangenen Jahres zusehen musste, dass die beiden Wettbewerber AC-Service und All for One GmbH ihre Kräfte bündeln werden. Auf der Cebit hat Steeb mit dem IT-Dienstleister Freudenberg IT eine strategische Kooperation geschlossen. Ziel: ganzheitliche SAP- Lösungen für den Mittelstand.
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