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Prozessorhersteller

AMD-Chef Hector Ruiz wirft das Handtuch

Nach dem siebten defizitären Quartal in Folge hat AMDs Chief Executive Officer Hector Ruiz seinen Posten geräumt. Nachfolger wird Dirk Meyer. Große Änderungen in Bezug auf die Strategie des Prozessorherstellers sind allerdings nicht zu erwarten.

Autor:Bernd Reder • 18.7.2008 • ca. 1:55 Min

Zog sich in den Aufsichtsrat zurück: Hector Ruiz, Ex-CEOvon AMD.
Der Neue: Dirk Meyer hat Ruizals Präsident und CEO vonAMD beerbt.
Der Neue: Dirk Meyer hat Ruizals Präsident und CEO vonAMD beerbt.

Wieder einmal musste Hector Ruiz in seiner Funktion als Geschäftsführer von AMD schlechte Quartalszahlen präsentieren. Auch im zweiten Quartal 2008 schrieb der Prozessorhersteller rote Zahlen: Einem Umsatz von 1,349 Milliarden Dollar, 7 Prozent weniger als im selben Zeitraum 2007, stand ein satter Verlust von 1,189 Milliarden Dollar gegenüber.

Ein wesentlicher Grund für die schlechte Vorstellung von AMD waren Rückstellungen und Wertberichtigungen in Höhe von fast einer Milliarde Dollar. Sie gehen auf das Konto des Grafik-Chip-Herstellers ATI, den AMD übernahm, und von Abfindungen für entlassene Mitarbeiter (siehe unseren Bericht). Für AMD war es das siebte Verlust-Quartal in Folge.

Im Anschluss an die Präsentation der schlechten Zahlen gab Präsident und CEO Hector Ruiz seinen Rücktritt bekannt. Er wird künftig als Executive Chairman dem Aufsichtsrat von AMD angehören. Ruiz stieß im Jahr 2000 zu AMD. Seit April 2002 war er Chef der Halbleiter-Firma.

Die Probleme bleiben

Sein Nachfolger als Präsident und CEO ist Dirk Meyer. Der 46-jährige Manager war seit vergangenem Jahr als Chief Operating Officer und President für das operative Geschäft von AMD zuständig.

Tief greifende Änderungen der Strategie des Unternehmens sind durch den Führungswechsel nicht zu erwarten, auch deshalb, weil Ruiz seinen Nachfolger selbst aussuchte und auf die neue Rolle vorbereitete. Meyer steht vor denselben Problemen - oder »Herausforderungen« - wie Ruiz: Er muss AMD so schnell wie möglich in die Erfolgsspur zurück führen.

Erzrivale Intel wies im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs einen Umsatz von 9,5 Milliarden Dollar (Vorjahr: 8,7 Milliarden) und einen Gewinn von 1,6 Milliarden Dollar (Vorjahr: 1,3 Milliarden) aus.

Für in den kommenden Monaten erwartet der Hersteller einen weiteren Boom, unter anderem bedingt durch die neue Generation seiner Centrino-Chipsets für mobile Rechner. Hinzu kommt die steigende Nachfrage nach Strom sparenden 45-Nanometer-Prozessoren für Server und Workstations.

Altlasten müssen beseitigt werden

AMD dagegen befreit sich nur langsam von Altlasten, wie dem verpatzten Start der Vierkern-CPUs »Opteron«-Barcelona für Server und »Phenom« für Desktop-Rechner. Modelle, die wie die von Intel in einem 45-Nanometer-Prozess gefertigt werden, sowie höher getaktete CPUs sind erst für Ende des Jahres zu erwarten. Dann dürfte AMD wieder halbwegs konkurrenzfähig sein.

Bei Grafikprozessoren hat AMD mit den Radeon-HD-4800-Modellen wieder zur Konkurrenz aufgeschlossen. In diesem Fall ist Nvidia der Hauptgegner. Bei Chipsets für Notebooks muss sich erst noch zeigen, ob es AMDs Kombination aus dem Turion-X2-Ultra-Dual-Core-Mobile-Prozessor und der ATI Radeon HD 3000 mit Centrino 2 aufnehmen kann.

Wie aus Kreisen von Rechnerherstellern zu hören ist, wünschen sich diese aus nachvollziehbaren Gründen nach wie vor eine starke AMD. Sie fürchten ein Preisdiktat von Intel, wenn dem Prozessorhersteller der letzte ernst zu nehmende Konkurrent