Kopfnuss

Angedockt: Container-Hotel auf Aldi-Dach

12. November 2008, 8:09 Uhr |

Jede Reise hinterlässt Spuren. Am häufigsten die Herbergen – zu Zeiten der Postkutschen ebenso wie im Zeitalter des Turbotourismus.

Dem Reisenden der Neuzeit steht alles offen: Der Blick aus einem Hotelgiganten aus weit über 300 Metern Höhe auf das ameisengleiche Gewusel auf Dubais Boulevards, ebenso wie die Lagerstätte eines spesenbewussten Reisenden in der minimalistischen Kammer eines Etap- Hotels.

Doch das alles ist nichts gegenüber dem, was ab nächstem Jahr in England, und wohl wenig später auch in deutschen Landen auf den Reisenden wartet: Hotelbetten mit direkter Anbindung an einen Discounter. Diese wundervolle Kombination von Hotel und Discounter bietet ein völlig neues Lebensgefühl. Der Reisende, zumal der Geschäftsreisende, vom Stress des Tages zerknautscht und fix und fertig, bezieht die Kemenate direkt über einem Discounter, und kann, wenn es ihm denn gelüstet, noch schnell ein paar Waren des täglichen Lebens ergattern – sozusagen vom Bett ans Regal und über die Kasse wieder ins Bett. Die Vorreiter des bundesdeutschen Discountwesens, die Albrecht-Brüder, haben sich dies ausgedacht. Mithin nüchterne Rechner – vielleicht schon etwas betagt – aber immer noch die Leader unter den Trendsettern im Flächenmarktsegment. Sie denken, vor allem Aldi-Süd-Chef Karl Albrecht, über Schiffscontainer- Hotels auf Aldidächern nach. In England soll der erste Container bereits im kommenden Jahr auf einem Aldidach stehen.

Damit setzt Karl – Bruder Theo regiert über Aldi Nord – ein Signal, das allen Betreibern von Flächenmärkten völlig neue Geschäftsperspektiven eröffnet. Man denke nur an Aktionen. Die gestresste Hausfrau – sie ist es nun mal, die bei Aktionen losrennt – könnte künftig am Vorabend Kind und Kegel verlassen, um bei ihrem Lieblings-Aldi zu nächtigen, damit sie stressfrei am Aktionstag zu den Ersten im Laden gehört. Kein Gerangel mehr um Parkplätze, kein Anstehen mehr vor der Ladentür. Und eine Nacht im Container hat RTL bereits vor Jahren mit Nobodys und C-Promis kultiviert.

Aber zurück zur eigentlichen Geschäftsidee: Schiffscontainer- Hotels auf Aldi-Dächern, warum nicht auch auf den Dächern der Media Märkte, warum nicht auch bei Saturn, beide steigern ohnehin nur noch über Flächenwachstum ihren Umsatz, warum nicht bei Medimax, Mega Companys und anderen Großflächenmärkten. Lasst uns die ausrangierten Stahlkisten ausrüsten mit Bett und Klo und Dusche. Vielleicht auch gleich mit Direktzugang zum Discounter. Und die Nacht im Container wird mit dem Einkauf verrechnet. Oder: Kurzurlaub bei Media Markt. Deren Möglichkeiten sind schier unerschöpflich. Und wo stehen die Container in Regionen, die landschaftsbedingt bei Flächenmärkten ein Giebeldach vorschreiben? Die Lösung liegt ebenfalls schon in den Schubladen der Aldi- Brüder: auf Brachflächen und Parkplätzen. Wie sagte schon Matthias Claudius?…


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