BigBrotherAwards

Apple und Facebook heimsen Negativ-Preis ein

4. April 2011, 9:18 Uhr | Elke von Rekowski
Auch in diesem Jahr wurden die BigBrotherAwards verliehen (Logo).

Die schlimmsten »Datenkraken« werden jedes Jahr mit den BigBrotherAwards ausgezeichnet. In diesem Jahr haben den wenig schmeichelhaften Preis des Datenschutzvereins FoeBuD unter anderem Facebook und Apple erhalten.

Der unrühmliche Award in der Kategorie »Kommunikation« ging an Facebook für die »gezielte Ausforschung von Menschen und ihrer persönlichen Beziehungen hinter der netten Fassade eines vorgeblichen Gratisangebots«. Die gesammelten Daten speichere Facebook in den USA – Zugriff für Geheimdienste möglich, Löschen sei nicht vorgesehen. Per »Freundefinder« und »Handy-App« eigne sich Facebook Telefonnummern und Mailadressen aus den Adressbüchern der Nutzer an, heißt es außerdem. Die Jury ist davon überzeugt: Mit Facebook wuchert eine Art zentrale »Gated Community« im Netz, in der Menschen auf Schritt und Tritt beobachtet werden. Hier herrsche die Willkür eines Konzerns und der verdiene mit systematischen Datenschutzverstößen Milliarden.

Auch mit Apple, ebenfalls Empfänger eines Awards in der Kategorie »Kommunikation«, gehen die Laudatoren hart ins Gericht: Der Preis gehe an die Apple GmbH für die Geiselnahme ihrer Kunden mittels teurer Hardware und die darauf folgende Erpressung, den firmeneigenen zweifelhaften Datenschutzbedingungen zuzustimmen, so die Begründung. Denn wer sich ein neues iPhone gekauft habe, will es auch nutzen. Die Kunden haben nach Einschätzung der Jury quasi keine Wahl, den 117 iPhone-Display-Seiten mit Datenschutzbedingungen nicht zuzustimmen. Insbesondere die Lokalisierungs- oder Standortdaten der Nutzer würden von App-Betreibern und Werbekunden gerne genutzt, um speziell zugeschnittene Werbung zu platzieren.

Doch auch abseits der ITK-Branche sind auch in diesem Jahr wieder Träger des unrühmlichen Preises vertreten. So ging ein BigBrotherAward 2011 in der Kategorie »Arbeitswelt« an den Deutschen Zoll. Dieser lasse sich vom russischen Staat instrumentalisieren, indem er von deutschen Unternehmen verlange, ihre Beschäftigten mit russischen Antiterrorlisten abzugleichen, heißt es unter anderem in der Begründung.

Ein weiterer Award in der Kategorie »Arbeitswelt« ging an die Daimler AG für die Praxis, flächendeckend Bluttests von ihren Produktionsmitarbeitern zu fordern. Diese Form von modernem Vampirismus erfolge ohne Rücksicht auf Persönlichkeitsrechte und meist ohne arbeitsrechtlich erforderlich zu sein, bemängeln die Jurymitglieder. Daimler erhalte den Preis stellvertretend für mehrere weitere deutsche Unternehmen, die diese Bluttests forderten.

Eine vollständige Liste der Preisträger findet sich auf der Seite www.bigbrotherawards.de/2011. Bereits seit dem Jahr 2000 werden in Deutschland die BigBrotherAwards an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die nach Ansicht der Jury in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen. Die BigBrotherAwards sind ein internationales Projekt: in bisher 19 Ländern wurden fragwürdige Praktiken mit diesen Preisen ausgezeichnet.


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