Niedergang einer Elektrokette

Atelco ist insolvent

27. Juli 2015, 11:34 Uhr | Peter Tischer
© Atelco

Auch ein zuletzt aufgelegtes Sparprogramm konnte den Elektro-Händler Atelco nicht mehr vor der Pleite retten. Das Unternehmen hat Insolvenz angemeldet.

Hoher Margendruck und die Rückgänge im stationären Handel machen nicht nur den großen Elektrohändlern zu schaffen, vor allem kleinere Ketten sind von den Umwälzungen bedroht. Nun hat Atelco beim Amtsgericht Arnsberg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt. Ziel ist die langfristige Sanierung beziehungsweise Restrukturierung. Als Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Christoph Schulte Kaubrügger von der Kanzlei White & Case bestellt. Neben der Sanierung ist auch der Verkauf oder Teilverkauf an einen Investor möglich.

Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sollen für die nächsten drei Monate bis einschließlich 30.09.2015 über Insolvenzgeld sichergestellt sein. Gleichzeitig geht der Verkauf trotz der Pleite weiter. »Mit den Lieferanten werden die erforderlichen Absprachen getroffen, die die weitere Belieferung des Unternehmens gewährleisten«, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Vor allem soll der Warenversand bei Bestellungen per Vorkasse sichergestellt sein. Alle Kunden, die vor dem 23. Juli bestellt haben und deren Aufträge noch nicht vollständig abgearbeitet wurden, werden laut Atelco persönlich informiert.

Neben Atelco selbst sind auch die Online-Händler »Hardware-Versand.de« und »Anobo.de« von der Insolvenz betroffen. Doch auch hier soll der Warenversand bei Bestellungen per Vorauskasse sichergestellt sein. Bereits seit fünf Jahren schrieb die Gruppe rote Zahlen. Dagegen hatte auch ein von der Unternehmensführung verordnetes Sparprogramm nichts ausrichten können, im Gegenteil: Vor allem die Umsätze hatten unter der geplanten Kostensenkung im stationären Geschäft zu leiden. Diese Rückgänge konnten auch die leichten Zuwächse aus dem Online-Geschäft nicht mehr ausgleichen. Wie schlecht es um die Elektrokette trotz Sparmaßnahmen bestellt war, machte der zuletzt veröffentlichte Geschäftsbericht 2013 / 2014 deutlich: der Umsatz war erneut um 7,6 Prozent auf 113,9 Millionen Euro gesunken, der Verlust war von zwei Millionen Euro im Vorjahr auf 2,4 Millionen Euro angewachsen.

Die Insolvenz von Atelco ist die neueste in einer Pleiten-Reihe von Elektroketten, die nicht radikale Strategiewechsel wie bei Media-Saturn finanzieren können, um den sinkenden Margen und der zunehmenden Konkurrenz aus dem Online-Handel entgegentreten zu können. Erst im vergangenen Jahr hatte in Österreich der bekannte Elektro-Händler Ditech Insolvenz anmelden müssen. Bereits 2012 hatte K&M Elektronik 20 Jahre nach der Gründung Insolvenz beim Amtsgericht Stuttgart beantragen müssen.


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