Auf dem Weg zum Storage Grid

2. März 2006, 0:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Auf dem Weg zum Storage Grid (Fortsetzung)

Software erforderlich
Das freilich ist durchaus nicht die ­allgemeine Meinung. Network Appliance beispielsweise hat vor einiger Zeit den Softwareanbieter Spinnaker gekauft, der die nötige Software für den Aufbau von Storage Grids mitbrachte. Nun werden erste Grid-Technologien in die nächste Variante des Netapp-Betriebssystems Data Ontap integriert. »Schrittweise werden wir mehr und mehr innovative Funktionen in Data Ontap einbauen«, sagt Manfred Buchmann, Senior Systems Engineering Manager bei dem Unternehmen. Für ihn kommt es im Storage Grid darauf an, dass es aus be­liebigen Knoten bestehen kann, von denen jeder alle verfügbaren Protokolle beherrscht. Einen Schritt in diese Richtung hat Netapp schon gemacht, indem Block- und File-Storage auf einer Hardware vereint wurden.

Virtuelle Darstellung
Virtualisierung ist hier der Schlüssel, »sowohl beim Zugriff als auch innerhalb des Grids«, wie Buchmann betont. Die Virtualisierungsfunktionen, die Spinnaker bereitstellt, werden allerdings von Netapp vorläufig nur auf NAS-Systemen implementiert, die Hochleistungsplattformen, die auch am Fibre Channel arbeiten können, sollen später folgen. Wichtig sind die Skalierungsfunktionen: Das System lässt sich nach Firmenangaben bis auf 512 Knoten erweitern. Der Anwender sieht alle verfügbaren Speicher unter nur einer IP-Adresse. Dafür müssen die ­Knoten über Gigabit Ethernet verbunden sein. Naheliegenderweise adressiert Netapp mit dieser Lösung Datenzentren. Systeme, die auch dann als Grid funk­tionieren, wenn die Speicher­einheiten räumlich verteilt und über WAN ver­bunden sind, kommen erst in zwei bis drei Jahren.
HP setzt beim Storage Grid auf eine zellbasierende Infrastruktur. Speicherzellen mit eigener Intelligenz sollen per Software-Update auf die unterschiedlichsten Anwendungen, etwa die Speicherung von Referenzinformationen, das Durchsuchen von Datenbanken, ­Sicherheitsaufgaben etc. spezialisiert werden und trotzdem als logische ­Einheit funktionieren, also auch untereinander Informationen austauschen. »Wir verwenden in unseren Smart Cells bis zu 16 Standard-Proliants mit ­Clustered File-System«, erklärt Guido Klenner, Business Manager für Enterprise Online Storage. »Durch die unterschiedliche Software, die auf die Zellen geladen werden kann, können Kunden schnell auf veränderte Geschäftspro­zesse reagieren.« Bisher gibt es Smart Cells nur für File-Daten. Mit Princeton Software ist ein Third-Party-Anwender gerade dabei, eine Lösung zu ent­wickeln, bei der dann auch Daten­banken auf Smart Cells gespeichert werden können. Bis 2008 sollen Server mit Grid-Funktionen beziehungsweise Storage-Cells mit Hostfunktionen auf den Markt kommen.

Tests mit Storage Grids sind angelaufen
Deutsche Kunden möchte Klenner nicht nennen, es gebe aber Tests. In den USA wird HPs Zellentechnologie beispielsweise von der New York Stock Exchange für die Archivierung von E-Mails genutzt. Außerdem gibt HP an, dass sämtliche Storageworks-Produkte OGSA-compliant sind.
IBM zählt sich selbst zu den Pio­nieren im Bereich Grid Computing. So sind denn auch die e-Server und viele Storage-Produkte Grid-compliant. Zudem hat IBM inzwischen in Mont­pellier ein Grid Innovation Center eröffnet, in dem Kunden die Gelegenheit erhalten, Grid-Technologien und -anwendungen zu ­testen. »Der Begriff der virtuellen Organisation ist in der ­Grid-Technik der rote Faden, an dem man sich entlanghangelt«, sagt Thomas Rüter, in Nordosteuropa für den Vertrieb von Infrastrukturlösungen zuständig. Denn sie sind es letztlich, die verteilte Ressourcen nutzen. »Dafür braucht man nun einmal Virtualisierung und Sicherheitsfunktionen«, meint Rüter. Allerdings stünden wirklichen Grid-Anwendungen mit Ressorucen-Sharing unter unterschiedlichen Akteuren auch viele strukturelle Hindernisse aus (Firmen-)Politik und Ökonomie entgegen. »Wenn man mit CIOs diskutiert, geht es nur um Service Levels, nicht um Ressourcen«, sagt Rüter. Die Proble­matik, ob man letztere selbst vorhält oder eigene auch anderen zur Nutzung überlässt, bleibt eher außen vor, da sie primär als technisch begriffen wird.
»Es gibt zwei Arten von Grid-Projekten«, sagt Rüter. »Die einen machen bisher technisch Unmögliches möglich, was vor allem mehr Speed bedeutet, aber noch kein echtes Ressourcen-Sharing.« Daneben gebe es nur einige wenige, die tatsächlich Grid-Middleware parallel laufen ließen und die Ressourcenzugriffe auf gemeinsam genutzte Ressourcen gegeneinander ausbalancierten.

Der Weg ist noch weit
Schließlich hat auch Microsoft etwas zum Thema beizutragen. Dort hat man das Modell der Universal Distributed Storage entwickelt und will es in der nächsten Variante des Windows Storage Server implementieren. Es setzt auf räumlich verteilte Standard-Hardware und ist insofern tatsächlich nicht zentralistisch, das heißt, es passt naheliegenderweise gut zu dem von Microsoft mit begründeten PC-Paradigma. Die Lösung wird aber nicht mit Blockdaten funk­tionieren, wie sie der Fibrechannel traditionell weiter vermittelt. »Block- und File­storage müssen wegen der unterschiedlichen Auswirkungen von Ver­zögerungen getrennt behandelt werden. Gemeinsam gibt es da nicht«, ist Robert Gorbahn, Storage Technology Spezialist, überzeugt. Der Weg zum echten (Storage-)Grid ist also noch recht weit.


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