Auf die Schnauze gefallen? So lacht das Netz!

Die Fußballweltmeisterschaft 2014 war auch eine erste Social Media-Weltmeisterschaft. Aber was im Verlauf des Turniers getwittert und gepostet wurde, war nicht immer auf Höhe des Spiels.

Die Fußballweltmeisterschaft 2014 war vor allem auch ein Social Media-Phänomen. Kein noch so unwichtiges Turnierdetail entging der Web-Flüsterpost. Der Kurznachrichtendienst Twitter vermeldete Rekorde um Rekorde und selbst die Traditionsmedien von »Bild« bis »Stern« hielten uns unter Motto »So lacht das Netz!« in eiligst eingerichteten Social Media-Nachlesen stets auf dem Laufenden.

Und worüber lacht das Netz? Über die althergebrachte Klamottenkiste, wie sich zeigte. Fällt der drollige kleine Köter, der seinen eigenen Schweif jagt, irgendwann auf die Schnauze, ist das lustig und ein Youtube-Video wert. Für die Fußballweltmeisterschaft wird der Welpe natürlich durch Thomas Müller ersetzt. Setzt man seinem Kätzchen einen lustigen Tiroler Hut auf, hat man bereits einen Fotoknüller für die Netzgemeinde geschaffen. Verkleidete Vollspaten, die für jede Kamera posierten, gab es unter den Stadionbesuchern ja genug.

Gar nicht mehr lustig war dann allerdings, dass die Fernsehkameras während des Sieben-zu-eins-Halbfinal-Erfolgs der Deutschen über Brasilien irgendwann lieber weinende Kinder im Publikum als das Geschehen auf dem Platz zeigten. Zum Hit im Netz wurde vor allem der kleine dicke Tomaz, der herzzerreißend in seinen Erfrischungsgetränkebecher schluchzte. »So weint Brasilien!«, begleitete ihn die Regenbogenpresse ihn seiner Trauer. Dem Vater des Jungen war die plötzliche sozialmediale Prominenz seines Zöglings nicht ganz geheuer, er postete eilig ein Aufmunterungsbild, das den bebrillten Wonneproppen in etwas zuversichtlicherer Stimmung porträtierte. »Weinender Brasilien-Junge lacht wieder!«, atmeten die Revolverblätter auf. Wahrscheinlich durfte er sich zur Erheiterung einige Clips von Tollpatschhunden reinziehen.