Bebauungsplan für IT-Landschaften. Mit prozessorientierter Planung werden IT-Investitionen dort getätigt, wo sie dem Business am meisten nutzen. Diesen Ansatz verfolgen bisher erst wenige Unternehmen, obwohl er viele Vorteile bietet.
Die Abhängigkeit von der Informationstechnologie wird für Unternehmen fast aller Branchen immer größer. Wie die negativen Folgen dieser Entwicklung aussehen können, führte beispielsweise erst kürzlich der Zusammenbruch der elektrischen Versorgung in den USA vor Augen, als Computerstörungen in großen Teilen des Landes Stromausfälle verursachten. Das Gleiche gilt für die schleppende Einführung bei der Maut-Einführung, die auch auf unzureichend aufeinander abgestimmte IT-Prozesse zurückzuführen war. Die steigende Bedeutung der IT im Unternehmensalltag wird noch ergänzt durch den Einfluss externer Faktoren wie Basel II und SOX (Sarbanes-Oxley Act). Darum sollten Unternehmen mit einer komplexen IT-Landschaft rechtzeitig an eine transparente, prozessorientierte IT-Planung denken.
Von Städtebauern lernen
Die IT-Landschaft ist vergleichbar mit einer wachsenden, sich permanent verändernden Stadt. So müssen Städteplaner viele Faktoren berücksichtigen: Anschlüsse an Kanalisation und Stromnetz, Müllentsorgung, Anbindung an den öffentliche Personennahverkehr, Schulen oder Kindergärten. Sobald ein Baustein dieser Infrastruktur fehlt oder wegfällt, gerät die Ordnung schnell durcheinander.
Wird in einer bestehenden IT-Infrastruktur eine Komponente verändert, müssen Standards und Schnittstellen berücksichtigt werden, um nur zwei Beispiele zu nennen. Und wird aus einer bestehenden IT-Landschaft ein Baustein entfernt, muss das reibungslose Weiterlaufen des Systems gewährleistet sein. Stellt beispielsweise ein Software-Anbieter seine Lösung ein, müssen Unternehmen, die das Produkt im Einsatz haben, schnell und nachvollziehbar prüfen, welche Konsequenzen dies hat oder welchen Aufwand ein eigenständiges Weiterentwickeln verursachen würde. Solche Projekte können in Unternehmen mit komplexer IT, die mehrere Werke oder Niederlassungen miteinander vernetzt, nicht am Flipchart entworfen werden.
Ein einheitlicher Bebauungsplan, der die IT-Architektur abbildet, ist aber heute immer noch die Ausnahme. Nicht selten werden selbst in großen Unternehmen sowohl die bestehende IT-Landschaft als auch geplante Projekte auf Powerpoint-Folien und Word-Dokumenten erfasst. Von einer einheitlichen Darstellung und einer transparenten Planung kann dabei keine Rede sein. Besonders deutlich werden die Konsequenzen dieser Nachlässigkeit, wenn etwa im Falle einer Fusion aus den bestehenden IT-Landschaften zweier Unternehmen eine gemeinsame Soll-Landschaft zu bilden ist. Nicht selten werden Merger durch Probleme mit der IT vor eine Zerreißprobe gestellt. Der Geschäftsführer eines vor einem Jahr mit einem anderen fusionierten Unternehmens klagte kürzlich: »Die Integration der Unternehmenskulturen ist bei uns praktisch abgeschlossen, dafür hinken wir bei der IT weit hinterher. Früher war die IT oft das erste, was stand.« Auch eine Folge immer komplexer werdender IT-Landschaften.