Bebauungsplan für IT-Landschaften

2. März 2006, 0:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Bebauungsplan für IT-Landschaften (Fortsetzung)

Outsourcing projekte zu früh eingeleitet
Eine ähnliche Herausforderung wie Zusammenschlüsse stellen Outsourcing-Projekte dar. Sie werden immer noch viel zu früh und zu intensiv anhand von Kostenbetrachtungen eingeleitet. Über inhaltliche Konsequenzen dagegen wird viel zu selten nachgedacht. Eine Einstellung, vor der Christoph Maier, verantwortlich für die Corporate IT bei der Bayerischen Landesbank, nur warnen kann: »Die IT-Planung besitzt eine strategische Schlüsselfunktion für den Geschäftserfolg und sollte deshalb eine der Kernverantwortungen im Unternehmen sein«. Hat ein Unternehmen aber wichtige IT-Prozesse ausgelagert, kommt es um ein stringentes Enterprise Architecture Management nicht herum, um die Zusammenarbeit mit dem Outsourcing-Dienstleister effizient und zuverlässig zu gestalten. »Nur ein zentraler Ansprechpartner, der die IT-Landschaft seines Unternehmens jederzeit überblicken kann, ist eine zuverlässige In-House-Kompetenz für den externen Dienstleister«, so Maier weiter.
Wenn aber die Übersicht über bestehende Prozesse und geplante Projekte fehlt, entstehen nicht nur ein erhöhter Aufwand, sondern auch Redundanzen und Überschneidungen ? und dadurch zwangsläufig unnötige Kosten. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit ein Drittel der Kosten bei IT-Projekten für die immer wieder neu angesetzten Ist-Analysen und Konzeptvorbereitungen verwendet werden. Dabei könnten unter Verwendung auswertbarer Datenbestände bis zu 15 Prozent der Projektkosten eingespart werden. Stattdessen sind Projektbudgetierungen in der IT oft mit der heißen Nadel gestrickt und bieten keinerlei verlässliche Eckdaten. Transparenz dagegen schafft eine Vergleichbarkeit der einzelnen IT-Projekte. Sie ist unerlässlich, um eine einheitliche und priorisierte Aufwandsanalyse zu erstellen ? und das nicht nur bei Fusionen und Outsourcing-Projekten.

Priorisierung anhand von Bedarfsdarstellung
Das Ausrichten der IT an der Geschäftsstrategie wird in der Theorie schon längst gefordert, in der Praxis aber kaum durchgeführt. Das größte Hindernis ist die mangelnde bereichsübergreifende Kommunikation von CIO, CEO und CFO. Außerdem fehlt es an einer deutlichen Bedarfsdarstellung aller Abteilungen und einer daraus folgenden Priorisierung. Early Adopters und erste Innovationstreiber in diesem Bereich sind Branchen, in denen die IT Teil des verkauften Produkts ist und die häufige Systemwechsel haben ? wie bei Energieversorgern, Telekommunikationsanbietern oder Finanzdienstleistern. So hat beispielsweise die schweizer Versicherungsgesellschaft Winterthur im vergangenen Sommer verschiedene Enterprise Architecture Management (EAM)-Lösungen verglichen und bewertet, die es von einer überschaubaren Anzahl von Anbietern wie beispielsweise Mercury, BOC oder IDS Scheer gibt. Letztendlich hat sich die Credit Suisse-Tochter zur strategischen Planung und zum Management der IT-Architektur für die Software von alfabet entschieden. »Die Integration, Prozessorientierung und Methodik der Planungssoftware hat uns überzeugt. Damit können wir unsere IT-Services so planen und verwalten, dass sie die Geschäftsprozesse bestmöglich unterstützen«, sagt Lucas Schult, Leiter Architecture QA Management der Technology and Production IT-Abteilung der Winterthur Group.

Schicht für Schicht
Eine IT-Planungslösung im Unternehmen einzuführen und künftig die IT- an der Geschäftsstrategie auszurichten ist allerdings alles andere als trivial. Die wenigsten der notwendigen Informationen, mit denen man eine EAM-Lösung füttern muss, sind automatisch zu bekommen. Das komplizierte Beziehungsgeflecht aus interner Organisationsstruktur, Zuständigkeiten, Prozessen und Applikationen muss zum Teil erst aufwändig ermittelt beziehungsweise entschieden werden, bevor man es in der Software abbilden kann. Zudem zieht ein solches Projekt zahlreiche inner- und außerbetriebliche Veränderungen nach sich. Unternehmen sollten sich daher nicht überfordern, sondern sich in realistischen Zyklen Schicht für Schicht tiefer in die komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten beispielsweise zwischen Applikationen und den von diesen unterstützten Geschäftsprozessen einarbeiten. Das erleichtert nicht nur die Überschaubarkeit des Projektes. So gewährleisten sie auch, dass sie in regelmäßigen und relativ kurzen Abständen Erfolge verbuchen können, die für die nächsten Schritte neue Moti­vation liefern. Dabei bleibt es jedem Unternehmen selbst überlassen, wie tief es sich in die internen Zusammenhänge vorarbeitet und bis zu welchem Grad es die Verzahnung der IT- und der Businessplanung für sinnvoll erachtet und vorantreiben will. Madlen Nicolaus ist freie Journalistin aus München


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