Benq-Mobile-Chef Joos verlässt das sinkende Schiff
Beneiden konnte man Benq-Mobile-Chef Clemens Joos wirklich nicht: das Unternehmen insolvent, die öffentliche Empörung groß und zuletzt auch noch die Staatsanwaltschaft im Nacken. Nachdem sich seit einigen Tagen Grundzüge der weiteren Entwicklung abzuzeichnen begannen, nutzte Joos nun die erste Chance, um sich aus der Verantwortung zu stehlen.

Die Grundzüge der künftigen Entwicklung bei dem insolventen Handyhersteller Benq Mobile werden immer deutlicher: Eine Weiterführung des bisherigen Geschäfts ist ausgeschlossen, 1.900 der insgesamt 3.000 Mitarbeiter werden ihren Job verlieren. Für sie wurde in den letzten Tagen die Gründung einer Beschäftigungsgesellschaft vereinbart, zu deren finanzieller Absicherung der ehemalige Mutterkonzern Siemens einen substanziellen Teil beisteuert. Die verbleibenden Benq-Mitarbeiter schließlich werden künftig nicht mehr unter einem eigenen Markennamen Mobiltelefone produzieren, bei den derzeit stattfindenden Übernahmegesprächen geht es vielmehr um Patente und Know-How des Unternehmens. Nach Angaben eines Benq-Sprechers, seien die Verhandlungen diesbezüglich gerade in der »entscheidenden Phase«, mit einer Lösung sei spätestens in zwei bis drei Wochen zu rechnen. Einer der in den letzten Tagen in Zusammenhang mit einer Übernahme oft genannten Namen, ist der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung.
Angesichts der sich abzuzeichnenden Zukunftslösung nutzte nun Benq-Mobile-Chef die Gunst der Stunde und ließ seinen Rücktritt von dem Führungsposten verkünden. Wie das Unternehmen erklärte, gebe Joos seine Position aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung auf. Der Spitzenmanager habe seine Aufgabe bei Benq Mobile erfüllt. Eine Neubesetzung des Postens sei nicht geplant. So mancher mag sich fragen, warum Joos gerade zum jetzigen Zeitpunkt seinen Rücktritt erklärt, wo doch die Übernahme des Unternehmens angeblich bald bevorsteht. Eine mögliche Erklärung mag hier die Ermittlungstätigkeit der Staatsanwaltschaft München liefern, wo man seit einigen Wochen gegen Joos und weitere Benq-Spitzen wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung ermittelt.
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