Beschlagener Diensthabender
Multi-Service-Router – Der »Cisco 2811 ISR« beherrscht neben vielen Sicherheitsfunktionen auch Voice-Dienste. Dank modularer Architektur arbeitet Sprache auch bei Last fehlerfrei.
Als Multitalent konzipiert, beherrscht die »2800«-Serie der Integrated-Services-Router (ISR) neben Routing eine ganze Reihe von Zusatzdiensten. Dazu gehören Firewall-Funktionen mit NAT, gestützt durch IDS/IPS sowie zusätzlichen Telefoniefunktionen. Darunter fallen auch die Quality-of-Service (QoS).
Damit die Box alle diese Funktionen verdaut, hat Cisco die Architektur der ISR restrukturiert und neben einer größeren Switch-Fabric frische ASICs eingebaut. Der Router erreicht so Wirespeed auf den WAN-Schnittstellen.
Der Clou an dem System ist seine modulare Bauweise. Der 2811 nimmt vier Blades in seinen Slots auf. Im Test war er mit zwei »E1/G703«-WAN-Karten, einem »Vier-Port-Switch«-Adapter mit Power-over-Ethernet sowie einem »Vier-Port-Voice«-Modul bestückt. Letzteres schließt analoge Telefone oder anderes Voice-Zubehör an. Natürlich hat Cisco noch viele andere Module im Portfolio, angefangen bei ISDN- oder DLS-Karten über Switch-Blades mit GBit/s via Kupfer. Zwei Fast-Ethernet-Ports sind fix in dem Router eingebaut. Ein Konsolenanschluss, ein Ethernet-Management-Port und zwei USB-Anschlüsse runden die Grundkonfiguration ab.
Auf Sprachseite hat Cisco Voice-Trunking und Digital-Signal-Prozessoren (DSP) eingebaut. Letztere wickeln neben den Sicherheits- auch die Voice-Gateway- und Transcoding-Funktionen ab, wobei das Betriebssystem »Cisco IOS« weitere Dienste hinzufügt. Dazu gehört unter anderem Voice-Mail.
Cisco hat ihre 2800-Router mit einer ganzen Palette von Sicherheitsfunktionen ausgerüstet, die einen Teil der »Self-Defending Network«-Strategie umsetzen sollen. Der 2811 kann als erste und einzige Verteidigungslinie in der Außenstelle fungieren. Über die CLI oder den »Security Device Manager 2.0« (SDM) richtet der Administrator diese Funktionen ein. Der SDM hilft ihm dabei mit einigen Wizards, die ihn beispielsweise bei der Definition der Firewall-, VPN- und IPS-Regeln unterstützen. Hier hat Cisco auch die Quality-of-Service-Parameter eingebunden. Dies ist vor allem bei Voice-Verkehr im Zusammenspiel mit IPsec wichtig, damit die Verschlüsselungsoperationen diese Pakete nicht ausbremsen.
Gewöhnlich ist die CLI in Ciscos Produkten immer stärker als das grafische Pendant, in dem Fall der SDM. Die Struktur des Werkzeugs ist gelungen, alle wichtigen Funktionen eingebettet. Leider arbeitet das grafische Tool recht träge. Das muss der Hersteller noch verbessern.
Im Test haben die Verkehrsgeneratoren »WebAvalanche« und »WebReflector« von Spirent den Internetverkehr simuliert. Der Router sollte ein internes und externes Netzsegment koppeln, wobei er auch ein Voice-Netz via separates VLAN verbinden musste. Um letztere Funktion zu untersuchen, wurden in diesem Segment einige IP-Phones »Cisco 7960« platziert. Die Parameter der Telefone stellt der 2811 über gesonderte Datenfunktionen ein, die der Verantwortliche per CLI oder über Browser ansteuert. Mit eingeschalteter Kompression hat jeder Sprachkanal 20 KBit/s belegt. Im Test wurden Serien funktionaler Voice-Analysen gestartet. Der Router und die Telefone haben hier fehlerfrei gerarbeitet.
Im nächsten Schritt hat die Spirent-Software HTML-Anfragen interner Anwender simuliert. Cisco selbst gibt an, ihr 2811 verdaue bis zu 500 User. Die Simulation hat sich schrittweise dieser Obergrenze genähert. Der Test wurde mehrere Male mit verschiedenen, eingeschalteten Diensten wie Firewall, IPS oder VPN wiederholt. Jedes Mal wurde protokolliert, wie stark die CPU und der Speicher ausgelastet und wie hoch die Transferraten waren. Die Leistung brach ein wenig ein, sobald eine neue Funktion aktiviert wurde. Der 2811-Router hat bei mehr als 400 simulierten Usern Verbindungen verloren. Er lastete seine CPU überraschend schnell zu nahezu 100 Prozent aus, obwohl seine Speicherbelegung vergleichsweise gering war. Bei jedem dieser Analyseroutinen musste der 2811 parallel Sprache verarbeiten. Selbst bei 100 Prozent Auslastung hat er mit diesen Daten wenig Schwierigkeiten – ein Beleg dafür, dass Cisco gut daran getan hat, die Funktionen architektonisch zu trennen. Insgesamt hinterließ der 2811 einen guten Eindruck. Selbst unter den Stressbedingungen arbeitete er stabil und eignet sich daher für Außenstellen, die viele Dienste benötigen.
Steve Broadhead,
pm@networkcomputing.de