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Beschleunigte Botschaften (Fortsetzung)

Autor:Werner Fritsch • 1.2.2006 • ca. 2:25 Min

Inhalt
  1. Beschleunigte Botschaften
  2. Beschleunigte Botschaften (Fortsetzung)
  3. Beschleunigte Botschaften (Fortsetzung)

Zeitnahe Auskünfte
Außer im Finanzsektor hat sich zeitnahe Datenauswertung auch in der Logistik bewährt. Um über den Status der Transportgüter immer auf dem Laufenden zu sein, gibt es beispielsweise bei DHL in Bonn eine IT-Lösung zur Sendungsverfolgung und -beauskunftung (Tracking and Tracing). Die Tochter des Konzerns Deutsche Post World Net bietet weltweit Fracht-, Paket- und Express-Dienstleistungen an. Die geschäftlichen Vorteile der Anwendung sind vielfältig. So können sich Kunden selbst kundig machen, Versender können ihre Empfänger informieren, und Sendungen lassen sich beim Empfänger ankündigen. »Nicht zuletzt bringt diese Anwendung Transparenz für uns selbst«, betont Ralf Morawietz, Abteilungsleiter Programm-Management Business Intelligence bei dem Logistikunternehmen. Wenn zum Beispiel ein LKW sich wegen Schnee und Eis verspätet, weiß man, welche Pakete entsprechend später bei den Empfängern eintreffen werden. Die Empfänger und die Versender der Sendungen werden dann zeitnah informiert.
Sowohl interne Mitarbeiter als auch Kunden können verfolgen, wo sich ein Paket auf dem Weg vom Absender zum Empfänger gerade befindet. Intern handelt es sich um etwa 2000 Endanwender, extern kommen im Prinzip die 80 Millionen Bundesbürger in Betracht. Das Warehouse beruht auf einer Datenbank des Spezialanbieters NCR Teradata, läuft auf einem Rechner des Typs NCR 5400 und hat eine Kapazität von 16 Terabyte, genutzt werden derzeit davon sieben. Für die Tracing- und Tracking-Lösung im engeren Sinn werden etwa 500 Gigabyte benötigt.

Stetiger Datenfluss
»Informationen aus den diversen Datenquellen gelangen nach durchschnittlich fünfzehn Minuten in das Data Warehouse«, berichtet Morawietz. Für die Aufbereitung der Quelldaten und die Befüllung der Teradata-Datenbank dienen Programme, die in der Skriptsprache Perl geschrieben wurden. Den wesentlichen Input bilden Scan-Daten. Das erste Mal wird der Bar-Code eines Paket-Aufklebers in der Filiale eingelesen, in der das Paket aufgegeben wird, das letzte Mal bei der Auslieferung an den Empfänger. Auch an allen Zwischenstationen wird gescannt: in der Zustellbasis, zu der das Paket von der Filiale aus gelangt, sodann am Ausgangsfrachtzentrum, zu dem das Paket transportiert wird, am Eingangsfrachtzentrum, wo es nach einem oft längeren Weg ankommt, und schließlich in der Zustellbasis, zu der es gebracht wird, ehe sich dann ein DHL-Auto auf den Weg zum Empfänger macht. »Als ETL-Tools zum Zugriff auf Oracle-Datenbanken benutzen wir Werkzeuge von Informatica«, ergänzt Morawietz. Als Frontend dient Reporting-Software des Anbieters Cognos. Für den gewünschten Business-Nutzen ist der Near-Realtime-Charakter der Lösung zur Sendungsverfolgung ausreichend und angemessen.
Gestartet wurde das Projekt vor zwei Jahren. Daran mitgewirkt haben Leute aus der IT-Abteilung von DHL sowie Berater von NCR Teradata ? insgesamt weniger als zwanzig Personen. Der Aufwand betrug etwa sechs Monate, die Hälfte entfiel auf die Erhebung der Anforderungen und die Spezifikation. Durch das vollständige Abschalten der alten Anwendung und die Migration der Funktionen auf ein bereits vorhandenes System konnte ein  ROI innerhalb von sechs Monaten realisiert werden. Das Altsystem hatte Latenzzeiten von drei bis vier Stunden, außerdem war die Verfügbarkeit mangelhaft und die Administration schwierig. »Erweiterungen waren fast gar nicht möglich«, bemängelt Morawietz. Die neue Anwendung wird intensiv genutzt und stellt dem IT-Manager zufolge die Benutzer zufrieden.
Unter der Bezeichnung Nextt (New Extended Track and Trace) steht die Anwendung für Privatpersonen bereit. Geschäftskunden bekommen über dieses System außerdem Zugriff auf detaillierte Sendungsinformationen und Qualitätsberichte. Für die Zukunft denkt DHL daran, den Kunden neue zeitnahe Services anzubieten. Diskutiert wird außerdem, ob das System über Deutschland hinaus zum Einsatz kommen kann.