Chaos, Kollabierte und herrenlose Schuhe
Berliner Schnäppchenjäger statuierten bei der Eröffnung der größten Media Markt-Filiale am Alexanderplatz ein abschreckendes Beispiel der »Geiz ist Geil«-Philosophie. <i>CRN</i> Reporterin Nadine Kasszian war dabei, als der unfassbare Run auf die aggressiven Lockangebote in tumultartigen Nahkampf- Szenen und Polizeieinsätzen gipfelte.
- Chaos, Kollabierte und herrenlose Schuhe
- Die Sicherheitskräfte bilden Barrikaden
- Sachschaden noch nicht bezifferbar
»Bleiben Sie besser nicht im Eingangsbereich stehen«, rät Eva Simmelbauer, Pressevertreterin von Media Markt, den Journalisten und wirkt dabei angespannt. Gleich wird der weltweit größte Media Markt seine Tore für die ersten Kunden öffnen. In vier Etagen türmen sich die Eröffnungs- Preisknüller auf dem gewohnt grauen Teppichboden in akkuraten Stapeln. In der TV-Abteilung sind die Wände mit Flachbild- Fernsehern gepflastert. Alles sieht so aus wie immer – Media Markt eben.
Noch vor gut einer Stunde herrschte ausgelassene Vorfreude in dem 8.000 Quadratmeter großen Mega-Store im neuen Einkaufszentrum »Alexa« am Berliner Alexanderplatz. In einheitlichen roten Polo-Shirts intonierten die Media Markt-Mitarbeiter ihren Schlachtruf: »Wir ha’m den Laden schön, wir ha’m den Laden schön…«. Unmittelbar vor Eröffnungs- Beginn hält Markt-Chef Michael Malessa eine euphorische Ansprache, als würde er gleich einen Oscar verleihen. Die Rufe auf der anderen Seite des noch geschlossenen Rolltors werden dabei immer lauter. Die Schnäppchenjäger fordern den Einlass: »Aufmachen! Aufmachen!«. Sie rütteln an den Aluminium-Lamellen. Jetzt sieht nicht mehr nur PR-Managerin Simmelbauer nervös aus. Der Geschäftsführer beschließt, den Eingang schon fünf Minuten früher freizugeben: »fünf, vier, drei, zwei…«.
Doch was auf den Countdown folgt, ist das pure Chaos. Sintflutartig strömen nicht enden wollende Menschenmengen in das Geschäft. Journalisten retten sich in die Seitengänge. Die dicht aneinander gedrängten Gesichter der Eröffnungsbesucher sind verschwitzt, rot und fleckig. Die Augen starr auf die Schnäppchen-Angebote gerichtet, greifen manche das erste Paket, das ihnen in die Hände fällt, und laufen dann weiter zum nächsten. Nach etwa zehn Minuten verweigert als erste die Rolltreppe ihren Dienst. Mit einem lauten Klirren bricht das Glas der Seitenwände zusammen – es konnte dem Druck der Massen nicht länger standhalten. Den Sicherheitskräften scheint es bald ähnlich zu ergehen. Sanitäter kümmern sich um kollabierte Gäste, Ausstellware geht zu Bruch und in den Ecken sammeln sich herrenlose Schuhe.