COS stellt Remarketing ein

26. Februar 2004, 0:00 Uhr |

COS stellt Remarketing ein. Das COS-Management wirft das Steuer um. Verlustbringer Remarketing wird eingestellt. Mit Distribution, Systemintegration und Online-Handel hofft der Konzern, nach langer Talfahrt auf Ertragskurs zu kommen.

COS stellt Remarketing ein

Die Zahlen sind nur vorläufig, das endgültige Geschäftsergebnis für 2003 wird am 1. April veröffentlicht. Doch schon jetzt zeichnet sich für die COS Computer Systems AG in Baden (Schweiz) ein weiteres Jahr mit Umsatzrückgang ab. Nach etwa 807 Millionen Euro (1,273 Milliarden Schweizer Franken) in 2001, sank der COS-Umsatz auf rund 667 Millionen Euro im vorletzten Jahr. Für 2003 erwartet der Konzern ein Volumen von etwa 645 Millionen Euro. Damit würde der Umsatz um etwa 3,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegen. Für Kurt Früh, Verwaltungsratsvorsitzender, müssten deshalb die Ertragsaussichten der Gruppe nachhaltig verbessert werden.

Um die Talfahrt zu stoppen, zog der COS-Verwaltungsrat am Mittwoch vergangener Woche die Notbremse: Der einst hochgelobte Geschäftsbereich Remarketing, mit Gesellschaften in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz vertreten, wird eingestellt (CRN-Channelweb berichtete). Denn das Geschäft mit gebrauchten IT-Geräten hat zu einem wesentlichen Teil den Verlust im Gruppenumsatz zu verantworten. »Der Beschaffungsmarkt ist ausgetrocknet«, erklärt der COS-Vorstandsvorsitzende Roland Apelt gegenüber CRN das seit knapp zwei Jahren verlustreiche Geschäft. Dabei, so Apelt, gebe es »keine Schwierigkeiten, gebrauchte Ware zu verkaufen«. Doch um im großen Stil mit Secondhand-PCs und Zubehör handeln zu können, gebe der Markt derzeit zu wenig her. Selbst bei ansteigender Konjunktur würden überwiegend Produkte zurück kommen, die drei bis vier Jahre alt seien. Das rentiere sich bei den hohen Aufbereitungskosten nicht. »Ich kenne keinen Konzern, der so etwas im großen Stil macht«, fügt er hinzu, sieht aber für Unternehmen, die sich allein auf Remarketing spezialisiert haben, durchaus reelle Chancen. Tatsächlich operieren die Used-IT-Spezialisten lukrativ mit gebrauchten IT-Geräten (siehe CRN 7/2004).

Die COS Konzernleitung wird jetzt versuchen, die Remarketing-Gesellschaften in Frankreich, Großbritannien und der Schweiz dem lokalen Management im Rahmen eines Management Buy-out anzubieten. In diesem Fall wird wahrscheinlich den neuen Eigentümern auch die Online-Verkaufsplattform Auctionline angeboten, die ausschließlich für die Vermarktung der Gebrauchtwaren aufgebaut worden ist. In Deutschland hingegen wird die COS Remarketing GmbH bis Ende März geschlossen, wie Apelt bestätigt. Mit dem Rückzug aus diesem Geschäftsbereich wird der bisherige Leiter Markus Blumenthal das Unternehmen noch in diesem Monat verlassen.

Künftig soll die COS Gruppe ausschließlich in den zwei Geschäftsbereichen Distribution und Systemintegration tätig sein. »Da eine rasche und nachhaltige Verbesserung der Rentabilität absolut oberste Priorität hat, werden wir uns künftig auf diese Bereiche konzentrieren«, unterstreicht Kurt Früh. Für die Distributionsgesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die zusammen mit der COS Memory im vergangenen Jahr etwa um die 600 Millionen Euro umgesetzt haben dürften, sieht Peter Becker, Konzernbereichsleiter Distribution, deutlich Licht am Ende des Tunnels. »Wir sind auf dem richtigen Weg«, fügt er hinzu. Während die deutsche Distributionsgesellschaft in Linden mit einem ähnlichen Ergebnis wie 2002 abschneiden wird, also schätzungsweise um die 435 Millionen Euro, sieht Becker vor allem in Österreich noch ordentliches Potenzial. Die in Wien ansässige Gesellschaft sei im vergangenen Jahr durch Restrukturierungsmaßnahmen und der SAP-Einführung belastet gewesen. »Jetzt haben wir noch mit ein paar Strukturveränderungen zu kämpfen, aber insgesamt besteht dort ein großes Potenzial«, fügt er hinzu. Der Umsatz in Österreich liegt bei etwa 60 Millionen Euro.

Ebenso positiv sieht Becker auch die Zukunft bei der Distribution in der Schweiz, die rund 90 Millionen Euro bilanziert. Nach verlustreichen Jahren erwartet er von Christian Köck, der die Geschäfte in der Schweiz führt, dass er in 2004 bei moderatem Wachstum ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaften wird. Die Chancen dafür stünden gut. Auf gutem Kurs befinde sich auch der Speicherdistributor COS Memory. Mit einem Umsatz von etwa 90 Millionen Euro hat sich der Grossist vor allem im Flash- und Standard-Speicher-Markt längst in der Spitzengruppe etabliert. Geschäftsführer Ralf Schäfer plant jetzt den Export auszubauen. »Zur Zeit erwirtschaften wir 90 Prozent des Umsatzes in Deutschland, künftig werden wir deutlich stärker in anderen Ländern tätig sein«, prophezeit er. Momentan ist die Memory bereits in Österreich und der Schweiz aktiv.

Als profitabel bezeichnet CEO Apelt die Entwicklung des Systemintegrationsgeschäftes durch die COS Concat. »Vor allem mit High-End-Storage machen wir gute Geschäfte«, versichert er. Dabei hat die deutschen Concat mit Sitz in Bensheim in den vergangenen zwei Jahren Umsatzrückgänge zu verzeichnen gehabt. Das hält Apelt ebenso wie Früh nicht davon ab, für die Systemintegration erhebliches Wachstum zu sehen. Um die Concat in Schwung zu bringen, hat Apelt in Personalunion die Leitung des Geschäftsbereichs Systemintegration von Dexter Mc Ginnis übernommen. McGinnis und Britta Maier-Peveling hatten vor 14 Jahren die Beratungs GmbH Concat gegründet, die 1998 in die COS Gruppe integriert worden ist. Dexter McGinnis wird künftig in Bensheim als Backoffice-Chef die Expansion der deutschen Gesellschaft vorantreiben.

Große Hoffnungen setzen Verwaltungsrats-Chef Früh und CEO Apelt auf die Avitos GmbH. Das Online-Portal für Business-to-Consumer zählt in Deutschland zu den großen Anbietern und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 35 Millionen Euro.

Vorantreiben will Distributions-Chef Becker auch das Großhandelsgeschäft. Nachdem COS längst nicht mehr nur der Distributor für Peripherie, Komponenten und Mobil sei, wolle man sich jetzt als SMB-Fullservice Distributor positionieren. Darunter versteht er ein komplettes Hardware- und Software-Produkteangebot, »mit allem, was der Fachhandel benötigt«. Zusätzlich soll das Angebot um Produkte aus Home Entertainment und Unterhaltungselektronik erweitert werden. »Die IT- und UE-Märkte wachsen jetzt mit hochinteressanten Produkten zusammen«, erläutert er. Ziel dabei ist es, die wichtigsten drei oder vier Hersteller einer jeden Produktlinie im Angebot zu haben. Gleichzeitig betont der Distributions-Chef, dass COS mit der Betonung auf SMB-Fullservice die Ausrichtung auf die kleinen und mittleren Fachhandelsunternehmen unterstreichen will. »Da sind wir stark, kennen die Wünsche und Probleme dieser Händler ganz genau und unterscheiden uns damit auch wesentlich von den Broadlinern«, fügt Becker hinzu. Denn: »Broadline-Distributor wollen wir nicht sein und werden dies auch nicht.«

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INFO

COS Computer Systems AG
Täfernstrasse 11, CH-5405 Baden
Tel. 0041 56 484-9100, Fax 0041 56 484-9393
www.cosag.com


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