Creditreform: Firmenzusammenbrüche in Europa gehen zurück
Creditreform: Firmenzusammenbrüche in Europa gehen zurück. Die Zahl der Firmenpleiten in der Europäischen Union ist erstmals seit vier Jahren wieder rückläufig. Allerdings weisen in der Untersuchung von Creditreform sechs Länder einen Zuwachs bei Unternehmensinsolvenzen auf, an der Spitze Österreich. Mit einem leichten Rückgang auf 37.900 Firmenpleiten in 2005 steht Deutschland europaweit im unteren Mittelfeld.
Creditreform: Firmenzusammenbrüche in Europa gehen zurück
Im Vergleich zu anderen Industrienationen steht Deutschland beim Insolvenzgeschehen in Europa gar nicht so schlecht da, wie die nach wie vor hohe Zahl der Firmenpleiten zunächst nahe legen mag. Hierzulande ist nämlich laut der Auskunftei Creditreform die Zahl der Firmenpleiten im vergangenen Jahr erstmals seit langem wieder rückläufig. Rund 3,5 Prozent weniger Firmeninsolvenzen als 2004 registrierten die Amtsgerichte, das entspricht rund 37.900 Fällen. Damit liegt Deutschland im allgemeinen Trend der EU. Mit 130 Firmeninsolvenzen auf 10.000 Unternehmen belege Deutschland einen Platz im unteren Mittelfeld, so Creditreform im jüngsten Bericht.
Den stärksten Rückgang im Insolvenzaufkommen weist das Steuerparadies Irland auf. Hier meldeten im vergangenen Jahr 252 Firmen Insolvenz an, ein Rückgang um 21,5 Prozent. Auf Platz zwei und drei liegen Großbritannien mit einem Rückgang von über 19 Prozent auf 10.344 Pleiten sowie Norwegen (erweiterter EU-Kreis) mit einem Minus von 14,5 Prozent auf 2.293 Insolvenzen. Blickt man jenseits des Alten Kontinents, so fällt insbesondere die wieder erstarkte Wirtschaft Japans auf. Hier gingen die Unternehmensinsolvenzen sogar um über 28 Prozent zurück auf knapp 10.000 Fälle. In den USA dagegen stiegen die Pleiten geringfügig auf über 13.800 Fälle an.
Österreichs Mittelstand leidet
Am schlechtesten im EU-Vergleich schnitt Österreich ab. Mit einem Anstieg der Firmenpleiten um 15,3 Prozent auf 7.300 Fälle führt die Alpenrepublik das von Creditreform ermittelte Pleitenranking an. Auch bei der relativen Insolvenzbetrachtung erreicht Österreich im negativen Sinne eine Spitzenstellung: Auf 10.000 Firmen kamen im vergangenen Jahr 288 Pleiten, im europäischen Schnitt dagegen waren es nur 77. Die Hauptgründe für die negative Bilanz österreichischer Unternehmen decken sich mit den Analysen zum deutschen Insolvenzgeschehen. »Auch in Österreich sind Insolvenzen vornehmlich ein Problem mittelständischer Betriebe«, stellt Creditreform fest. Besonders die Ausstattung mit Eigenkapital habe sich verschlechtert. So verfügen lediglich 27,1 Prozent der Unternehmen in Österreich über eine stabile Eigenkapitaldecke von mehr als 30 Prozent im Verhältnis zur Bilanzsumme, schreibt Creditrefom im Insolvenzbericht. 2004 seien es noch 31,2 Prozent. Fast ein Drittel der befragten Unternehmen seien mit weniger als zehn Prozent haftendem Eigenkapital ausgestattet und damit unterkapitalisiert. Im Vorjahr wiesen lediglich 27,4 Prozent eine so dünne Finanzausstattung aus.
Entsprechend schlecht ist die Stimmung in den mittelständischen Firmen Österreichs. Bei einer von Creditreform im Herbst 2005 unter 1.700 Firmen durchgeführten Befragung sagte jedes vierte Unternehmen einen Umsatzrückgang voraus. Deutlich zurückgegangen ist die Zahl jener Mittelständler, die ihre aktuelle Geschäftslage mit sehr gut oder gut beurteilten, und zwar um fast zehn Prozent auf 46,1 Prozent.
1,5 Millionen Jobs gefährdet
Einen zweistelligen Zuwachs bei den Insolvenzen verzeichnete neben Österreich auch Griechenland (640 Insolvenzen), während Portugal (3.300 Fälle), Frankreich (42.874 Fälle) und Italien (11.000 Konkurse) einstellige Insolvenzzunahmen verzeichneten. Kaum vergleichbar mit anderen EU-Staaten ist das Insolvenzgeschehen in Spanien. Das Land weist zwar die niedrigste Insolvenzquote auf, was jedoch daran liegt, dass zahlungsunfähige Unternehmen dort wegen des teuren und aufwändigen Abwicklungsverfahrens einen geregelten Marktaustritt scheuen. Das im September 2004 reformierte spanische Insolvenzrecht hat hier kaum Abhilfe geschaffen: »Eine Vielzahl von Unternehmensruinen bleibt in den Handelsregistern stehen«, so die Beobachtung von Creditreform.
Die Zahl der von Firmenzusammenbrüchen in der EU, einschließlich Norwegen und Schweiz, betroffenen Arbeitnehmer sank um 100.000 auf 1,5 Millionen. Am stärksten traf es den Sektor Dienstleistungen: Auf ihn entfielen über 39 Prozent der betroffenen Jobs. Gefolgt vom Baugewerbe (fast 20 Prozent) und Handel (fast 32 Prozent). Wieviel neue Jobs durch Firmengründungen in der EU im vergangenen Jahr geschaffen wurden, nannte Creditreform nicht.
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