Das Ende der großen Deals
Milliarden-Aufträge für die Auslagerung ganzer IT-Infrastrukturen vergeben Großkunden nach wie vor. Doch die spektakulären Deals sind selten geworden und werden bald ganz verschwinden. Das heißt aber nicht, dass die Zeiten des IT-Outsourcing-Booms vorbei sind. Ganz im Gegenteil.
Anders als noch in den letzten Jahren lassen sich Kunden, die ihre IT und damit verbundene Geschäftsprozesse auslagern, immer weniger auf Riesenprojekte in Milliardenhöhe ein. »Spektakuläre Big Deals sind rar geworden und werden wohl auch in Zukunft die Ausnahme sein«, stellen Marktforscher von Pierre Audoin Consultants (PAC) fest. Stattdessen gewinnt das selektive Outsourcing, also Teilauslagerungen an verschiedene ITDienstleister, immer mehr an Gewicht, und die Laufzeiten solcher Verträge werden kürzer, so die Experten von PAC. Dennoch rechnen die Analysten mit zwei Szenarien für den deutschen Outsourcing- Markt, da Milliardenprojekte wie beispielsweise das der Bundeswehr (Herkules), die digitale Gesundheitskarte oder die Modernisierung des Polizeiund Rettungsfunks, so sie denn in absehbarer Zeit realisiert werden, das Wachstum von IT-Outsourcing maßgeblich beeinflussen. Komme ein Großteil der bereits bekannten Milliardenaufträge, sagen die Analysten ein jährliches Wachstum von durchschnittlich rund zehn Prozent voraus. Bleiben sie aus oder verzögern sich, falle der Zuwachs in der Größenordnung von sechs bis sieben Prozent aus.
Die Großen der Branche wie IBM, CSC, EDS oder T-Systems schmerzt der Rückgang solcher Milliarden-Aufträge besonders. Sie hätten laut PAC im vergangenen Jahr allesamt ein Wachstum im deutschen Markt von unter fünf Prozent erreicht.
Ist die Zeit der Mega-Deals also fast schon passé, werde das Wachstum aus einer anderen Richtung getragen: Der deutsche Mittelstand öffnet sich verstärkt dem selektiven Outsourcing. »Hier scheint der Knoten endgültig geplatzt zu sein«, so die Beobachtung der Analysten. Allerdings tun sich die Branchenriesen unter den IT-Dienstleistern mit dieser Klientel besonders schwer. Einerseits müssten die Anbieter, um profitabel arbeiten zu können, ihre Services in hohem Maße standardisieren. Andererseits habe der Mittelstand sehr individuelle Bedürfnisse – bei übrigens geringen Preiserwartungen. Eine Kombination beider Aspekte bleibe die größte Herausforderung der Top-Provider, schreibt PAC. Besser aufgestellt seien hier mittelständische IT-Dienstleister.