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»Gehrig verachtet eigentlich die Presse«

Autor: Martin Fryba • 26.3.2008 • ca. 1:00 Min

Inhalt
  1. Datenschutz? Nicht bei Lidl!
  2. »Gehrig verachtet eigentlich die Presse«

Zuständig für Lidl ist das baden-württembergische Innenministerium und das könnte sich für Klaus Gehrig als großer Vorteil erweisen. Die Aufsichtsbehörde für den Datenschutz im nichtöffentlichen Bereich trage einen programmatischen Namen, so der süffisante Hinweis eines mit der Behörde vertrauten Insiders gegenüber dieser Zeitschrift. »Nichtöffentlich wird im Innenministerium wörtlich genommen. Schon frühere Verdachtsfälle auf Verstoß gegen Datenschutzvorschriften von Lidl wurden nicht weiterverfolgt«, versichert der Informant.

Nichtöffentlich. Dieser Leitsatz prägte immer und prägt Lidl und andere verschwiegene Handelsmogule bis zum heutigen Tag. Thomas Oberle kann ein Lied davon singen. Der 51-Jährige hatte sich 2006 vor den Karren der vermeintlich neuen Offenheit bei Lidl spannen lassen und damals als Pressesprecher und Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei den Schwaben angeheuert. Mit der spektakulären Personalie wollte Lidl damals seinen Gegnern Wind aus den segeln nehmen. Vor allem der Gewerkschaft Ver.di, die Lidl zu einer imageschädigenden Auseinandersetzung zwang.

Lidl & Schwarz-Chef Gehrig musste damals vor Wut gekocht haben, auch weil er sich gewzungen gesehen hatte, gegen seine Überzeugungen handeln zu müssen. Er stellte einen Pressesprecher ein, den ersten bei Lidl seit 33 Jahren. Es dauerte denn auch nur knapp ein Jahr als Oberle erkennen musste, was ein Kenner der Agenturszene in Deutschland zu dieser Zeitschrift über Gehrig sagt: »Eine systematische PR gibt es bei Lidl nicht. Gehrig verachtet eigentlich die Presse«. Verständlich, denn besser wird sie durch die aktuellen Spionagevorwürfe nicht.