Vielmehr ging und geht es dem ADN-Chef darum, eine Value Add-Distribution gegen die Marktriesen aus dem Broadline-Geschäft auf- und auszubauen. Man braucht neben dem Gespür für Technologien und Märkte auch einen langen Atmen, eiserne Disziplin und den festen Willen, früh erkannte Chancen nachhaltig und konsequent zu verfolgen. Ohne Gesinnungsgenossen oder »Überzeugungstäter«, wie Ramacher viele seiner Mitarbeiter nennt, hätte er ADN wohl kaum zu einem VAD gemacht, der auf dem Weg ist, die 300 Millionen Euro-Umsatzgrenze vielleicht schon nächstes Jahr zu knacken und profitabel weiter zu wachsen.
Neue Herstellerpartner wie der jüngst ins ADN-Portfolio aufgenommene US-Spezialist für Software Defined Storage, Nexenta, setzen auf Ramacher als Märkte-Macher große Hoffnungen. Tarkan Maner, ehemaliger Gründer von Wyse und CEO von Nexenta, wird den ADN-Chef aber auch so noch erleben, wie ihn zahlreiche CEOs anderer Herstellerpartner schon kennen. »Hermann Ramacher ist ein brillanter Analytiker des Markts und ein harter Verhandlungspartner«, weiß Ralf Ebbinghaus, Vorstandsvorsitzender des Unified Communication-Anbieters Swyx. Da tritt es sich gut, dass beide Manager im Ruhrgebiet verwurzelt sind und Bochum in der zweiten Fußball-Bundesliga spielt, während Ebbinghaus den Dortmundern in der Champions League die Daumen drückt.
Zweitklassigkeit trifft auf europäische Spitzenklasse: Klar, schmerzt es den leidenschaftlichen Fußballer und Torwart Ramacher der Titel eines ewigen Absteigers, der seinem VFL Bochum aufgedrückt wird. Womöglich hätte sein Sohn Benedikt mit dem Sprung vom Jugendtalent ins Profilager einige Tore gegen den VFL verhindert, hätte ihn eine Verletzung nicht zurückgeworfen. Nun tritt der 18-Jährige bei ADN womöglich in die Fußstapfen seines Vaters. Doch soweit ist es noch lange nicht. Geschäftspartner sorgen sich zwar, dass ADN eigentlich Hermann Ramacher sei und der VAD ohne seinen Märkte-Macher den strategischen Kopf verlieren könnte.
»Ich wünsche Hermann Ramacher, dass er für eine ADN 2.0 die richtigen Weichen stellt«, sagt Cema-Vorstand Braun. Dabei war der ADN-Chef im Bochumer Stellwerk schon aktiv und gibt langjährigen Mitarbeitern mehr Spielraum und Verantwortung. Dass er jetzt schon in seinem Haus in Portugal sitzen und den wissenschaftlichen Faden dort wieder aufnehmen könnte, wo er ihn als junger Doktorand verloren hatte, schließt Ramacher – noch – aus. »Ich bin sehr gut drauf und habe keine Rückzugspläne«, versichert der 62-Jährige.