Es waren hauptsächlich psychologische Motive in Märkten, die Ramacher in seiner Promotion durchdringen wollte. »Alltagsbewusstsein, Lebensweisen und Bedürfnisartikulation« lautete der Arbeitstitel seiner Abhandlung über Handlungstheorien im Marketing. Dass letztlich große Emotionen und nicht unbedingt Kopf-geborene und dazu noch unverständliche Theorien aus dem Elfenbeinturm das Lebensgefühl einer ganze Epoche prägen, hatte Ramacher zuvor als 15-jähriger Schüler und Mitglied der Band »Declaration of Love« selbst erlebt. Die Band aus Bochum, in der Ramacher zunächst Schlagzeug spielte und später sang, war die Antwort aus dem Ruhrpott auf die »Vibrations« der damaligen Flower-Power-Bewegung, die Scott McKenzie 1967 in seinem weltberühmten Song San Francisco verdichtet hatte.
Zu seinem 50. Geburtstag 2002 durfte Ramacher seinen drei Söhne und seiner Frau, die die Band zum diesem Festtag wieder vereinigte, zeigen, was ein einstiger Rockstar aus der Hippi-Zeit auch noch im besten Alter so drauf hatte. Um diesen Genuss wären Freunde und die Familie sicher gekommen, hätte Ramacher 1984 nach Abschluss seines Studiums weiter die akademische Laufbahn eingeschlagen. Dann spräche er heute vielleicht als Dekan der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Duisburg-Essen zu uns über den globalisierten Wettbewerb im Zeitalter der Informations- und Kommunikationstechnologie. Dass Ramacher nun seit drei Jahrzehnten selbst Teil dieser ITK-Branche und seit 20 Jahren auch als Unternehmer Schrittmacher dieses alle Wirtschafts- und Lebensbereiche erfassenden Schlüsselsektors ist, verdankt er ausgerechnet der Bundeswehr. Jener staatstragenden Organisation also, die Ramachers politisierte Generation in schlechter Tradition deutschen Größenwahns sah und in personeller Kontinuität Hitler-Deutschlands vehement bekämpfte.
Den Kampf mit der Waffe verweigerte Ramacher zugunsten des sozialen Dienstes am Gemeinwohl: Bis in die dritte Instanz musste er sein Recht auf Zivildienst erstreiten. Bis weit in die 80er Jahre hinein nicht ungewöhnlich für einen Wehrdienstverweigerer in der Ära des kalten Kriegs. Nach Beendigung des 18 Monate währenden Ersatzdienstes, gab es das Forschungsprojekt an der Uni nicht mehr. Der Doktorand hatte sein intellektuelles Zentrum verloren und musste sich zunächst im Lehrberuf verdingen.