Die Firewall-Illusion
Die Firewall-Illusion Die meisten Unternehmen gehen bei ihrer Sicherheitsphilosophie immer noch von der Prämisse aus, dass sie sozusagen eine feste Burg darstellen.


Das ist schon heute kaum noch wahr und morgen noch viel weniger. Die Unternehmensgrenzen verschwimmen nicht nur IT-technisch durch die zunehmende Mobilisierung der Mitarbeiter, sondern vor allem auch organisatorisch durch unzählige externe Berater und sonstige freie Mitarbeiter, unternehmensübergreifende Kunden-Lieferanten-Verzahnung, Joint-Ventures und staatliche Regulierungs- und Rettungsmaßnahmen mit entsprechenden Kontrollgremien. Viele Unternehmen haben überhaupt noch nicht begriffen, wie sehr diese Entwicklung ihre Sicherheitsphilosophie verändern muss. Denn die wichtigsten Geschäftsprozesse mit ihren brisanten Daten und Dokumenten gehen mittlerweile über die gute alte Firewall hinweg. Diese Firewall schützt sozusagen nur noch die weniger wichtigen Daten einer vermeintlich festen Burg, bei der schon längst alle Zugbrücken herunter gelassen sind. Der Schutzfaktor Firewall ist längst zur Illusion geworden, weil die Unternehmen immer mehr zu Unternehmungen werden. Sicherheitsmaßnahmen dürfen deshalb nicht in erster Linie an dem sich ständig verändernden Gebilde Unternehmen festgemacht werden, sondern an den Daten und Dokumenten selbst. Wie man das genau tut, ist eine Geschmacks- und nicht zuletzt eine Budgetfrage. Eine große Lösung, die aber entsprechend kostet, ist ein digitaler Datenraum, bei dem ein Nicht-IT-Administrator Dokumente und Daten mit genau definierten Rechten, die überdies nur für einen genau definierten Zeitraum gelten, freigibt. In besonders heiklen Fällen muss natürlich dabei ein Mehraugen-Prinzip gelten. Einfachere Lösungen sind Frameworks zur Daten-Kategorisierung und Datenkontrolle, die seit etwa zwei Jahren unter dem Marketing-Schlagwort »Data Leakage Prevention« (DLP) auf den Markt drängen. Dahinter verbergen sich teilweise völlig unterschiedliche Ansätze (siehe auch den Artikel auf Seite 12ff). Alle diese Systeme sind noch weniger als bisherige Sicherheitsangebote als Rundum-Sorglos-Pakete zu gebrauchen. Sie weisen lediglich in die Richtung, in die (IT-) Sicherheit für die Unternehmungen der Zukunft entwickelt werden muss.
Jürgen Höfling juergen.hoefling@informationweek.de