Die Meinung sagen im öffentlichen Raum Auf der diesjährigen Vo.IP in Frankfurt wurde zum zweiten Mal der »Zukunftspreis Kommunikation« des DVPT verliehen. Er ging an ein Projekt, das sich mit Kommunikation im öffentlichen Raum auseinandersetzt.
Falk von Zobeltitz (Student der Hochschule Anhalt im Fach Kommunikationsdesign) und Marius Bell (Student der Hochschule der Künste in Bremen) waren überglücklich: Sie erhielten von Manfred Rühl, Vorstand der Nutzervereinigung DVPT (Deutscher Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation), den auf der Frankfurter Kongressmesse Vo.IP vergebenen »Zukunftspreis Kommunikation« und damit 5000 Euro, die sie für die weitere Umsetzung ihres Projekts »Räume verbinden« einsetzen können. Es versucht, Impulse aus Kommunikationstechnik, Stadtentwicklung und Kommunikation miteinander zu verbinden. Ausgangspunkt der Überlegungen war, dass ab 2008 mehr Menschen in Städten als auf dem Land leben, dass aber die Stadt als Kommunikationsraum heute hauptsächlich von kommerzieller Werbung geprägt ist, während die Bewohner der Städte mehr und mehr im virtuellen Raum über Kommunikationsmedien wie Telefon und Internet miteinander reden. Ziel der beiden Studenten ist es, die Kommunikation zwischen Menschen technisch unterstützt wieder in den realen Stadtraum zurückzuholen. Gleichzeitig soll die Kommunikation zwischen den Bewohnern unterschiedlicher Städte über Themen, die sie berühren, ermöglicht werden.
Kommunikation per Kubus Mittel dazu ist ein begehbarer und mit Kommunikationstechnik ausgerüsteter Kubus, dessen Äußeres per Leuchtschrift mit Fragen zu aktuellen politischen Debatten beschriftet ist. Im Inneren befinden sich mit einem elektronischen Eingabestift beschreibbare Wände und ein Lesetisch, an dem die Besucher ähnlich einem Internet-Forum durch die bereits geäußerten Meinungen browsen und sie bewerten können. Wer den Kubus betritt, erhält eine elektronische Karte mit der zur Diskussion stehenden Frage und einen Stift. Damit kann er zunächst »ja« oder »nein« ankreuzen. Das System schaltet dann in den Aufzeichnungsmodus und digitalisiert, was der Besucher zusätzlich zum Ja/Nein-Statement auf der Wand notiert. Diese Information wird in den bereits bestehenden Meinungspool eingespeist. Dabei erfasst das System keinerlei persönliche Daten. Mit Hilfe spezieller Softwaretools werden die Meinungen nach ihrer Popularität oder ihrem Zustimmungsgrad grafisch dargestellt. So entsteht ein Mindmap-ähnliches »Meinungsbild «, das die Besucher aber durch ihre eigene Meinung wieder beeinflussen können. Dabei fließen in das Meinungsbild Äußerungen der Besucher aus allen vernetzten Kuben an unterschiedlichen Orten ein. Stehen sollen diese Gebilde an öffentlichen Orten, die aktuell einen politischen Bezug haben, zum Beispiel in der Nähe von Tagungsorten der G8, vor Rathäusern oder anderswo, wo der städtische Raum zu Diskussionen Anlass gibt. Von Zobeltitz: »Mit unserem Projekt wollten wir den öffentlichen Raum unter Ausnutzung moderner technischer Methoden wieder für den Diskurs der Bürger öffnen. Er wurde in den Städten heute weitgehend durch Werbung ersetzt.« Ein Konzept, das die Preisrichter überzeugte. Man darf gespannt sein, in welcher Stadt als erstes ein elektronischer Meinungs- Kubus auftaucht.