Ein Masterplan für die IT
Ein Masterplan für die IT Die Stadt München plant ihre IT-Vorhaben mit Software für das Portfoliomanagement, um den Überblick zu behalten.

Mit der Einführung eines IT-Masterplans im Frühjahr 2006 hat die Hauptstadt des Bundeslandes Bayern einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer systematischen IT-Governance getan. Eine bessere Planung und Steuerung sowie ein Controlling der IT sollen der Stadtverwaltung helfen, die Grundlasten des IT-Betriebs kurz- bis mittelfristig zu minimieren, um die vorhandenen Mittel effektiver einsetzen zu können. Das Verfahren wirkt sich bereits aus: Die obligatorischen Meldungen der Dienststellen zum IT-Masterplan lassen erkennen, bei welchen IT-Vorhaben strategisch relevante Punkte betroffen sind und wo sich Engpässe beim erforderlichen Personal abzeichnen. Zur Umsetzung ihrer im März 2004 beschlossenen IT-Strategie für die Verwaltung der Zukunft nutzt München für den dynamischen IT-Masterplan nunmehr ein Portfoliomanagement-Produkt des Herstellers Artemis, das die zielorientierte Planung und Steuerung einer Gruppe von Maßnahmen unterstützt. Die Lösung wurde durch Anpassung der Arbeitsschalen des Software-Werkzeugs Artemis 7 an die Gegebenheiten der Kommune realisiert. Inhalt und Struktur des IT-Masterplans wurden in Abstimmung mit den Fachreferaten unter Federführung der für Steuerung und Controlling der IT verantwortlichen Hauptabteilung Informationstechnologie im Direktorium der Stadtverwaltung festgelegt. Derzeit verwaltet der Masterplan ein IT-Investitionsvolumen von knapp 100 Millionen Euro. Für Wilhelm Hoegner, Leiter der Hauptabteilung Informationstechnologie, ist vor allem die Stärkung des planerischen Elements bei der Weiterentwicklung der städtischen IT-Landschaft wichtig: »Im IT-Masterplan sehen wir jetzt Kosten, Zeiten, Nutzen und sogar Risikoangaben auf einen Blick.« Das erleichtere den Informationsaustausch zwischen den IT-Know-how-Trägern und erhöhe die Transparenz für die Steuerungsorgane und die Verwaltung. »Vor allem jedoch planen wir jetzt auf Basis realistischer Rückmeldungen und erkannter Abhängigkeiten«, betont Hoegner. In einem Arbeitskreis können alle Fachreferate ihre Anliegen einbringen. Wurden in dieser frühen Phase bei Investitionsentscheidungen bis dato weder der Koordinierungs- noch der Strategiebereich eingeschaltet, verfügt die Münchner IT jetzt über ein Frühwarnsystem. Die Planung von IT-Investitionsentscheidungen startet mit einem klar strukturierten elektronischen Meldeblatt, das mit den Fachbereichen abgestimmt ist. Auf Basis der hier erhobenen Informationen können IT-Großprojekte priorisiert und IT-Vorhaben der Fachreferate eingeplant werden. Der IT-Masterplan der Großstadt München umfasst heute rund 130 Projekte. Dahinter steckt ein Verfahren, um per Knopfdruck aus voreingestellten Algorithmen oder durch Selbsteingabe von Werten eine mehrdimensionale Multiprojektübersicht zu erzeugen. Alle Vorhaben sind nach sachlicher und zeitlicher Priorität sowie mit Sicht auf die vorhandenen Ressourcen gegliedert. Die aus der Wibe (Grundsätze der Wirtschaftlichkeit nach Maßgabe der Regelungen der Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung in Fragen der Informationstechnik) bekannten Kostenarten für Betrieb und Entwicklung sowie qualitative Faktoren wie Effekte, Dringlichkeit und Bedeutung finden sich bei Auswertungen und im Meldeblatt wieder. Ziel der Münchner ist eine durchgängige Kette von der Strategie über den IT-Masterplan bis hin zur Maßnahmen-Realisierung und zur Erfolgskontrolle im Sinne einer Nachbetrachtung. Als wesentliche Informationsquelle ist der IT-Masterplan damit der erste Schritt in diesem Bebauungsplan und hilft dem Stadtrat und der Verwaltung, die Ziele aus der IT-Strategie – Prozessorientierung, Vereinheitlichung und Standardisierung – im fachlichen Schulterschluss zu erreichen.
Michael Erben ist Journalist in Eppstein.