Videokonferenzen der nahen Zukunft?

Ein menschliches Antlitz für Kollege Roboter

17. November 2011, 11:36 Uhr | Elke von Rekowski
Dem Roboter zu einem menschlichen Antlitz verhelfen und gleichzeitig die Videokonferenzwelt revolutionieren will ein internationales Forscherteam (Foto: Uli Benz / TU München).

Die meisten Roboter haben mit Menschen nicht viel gemeinsam. Das könnte sich bald ändern, denn Münchener Roboterforscher haben zusammen mit japanischen Wissenschaftlern eine Lösung entwickelt, mit der Roboter ein Gesicht erhalten.

Dazu projiziert ein Beamer das 3D-Bild eines Gesichts von hinten in eine Kunststoffmaske, die Sprache und Mimik werden von einem Computer gesteuert. So entsteht ein so genannter Mask-Bot, ein verblüffend menschenähnlich aussehender und sprechender Kunststoffkopf. Bevor er in Zukunft Robotern ein menschliches Anlitz verleiht, könnte er bald schon die Gesprächspartner in Videokonferenzen als eine Art Avatar an den Tisch holen.

Schlichte Dialoge kann der Mask-Bot schon bewältigen. »Rainbow« sagt Dr. Takaaki Kuratate. Und schon klimpert das Maschinenantlitz mit den Augen und verblüfft den menschlichen Gesprächspartner mit einem elaborierten Satz - auf Englisch natürlich. Was fast täuschend echt wie ein sprechender Mensch aussieht, ist der Prototyp eines neuen Robotergesichts, das ein Team am Institut für Kognitive Systeme (ICS) der TU München in Kooperation einer Gruppen aus Japan entwickelt hat. »Mask-Bot wird die Art und Weise prägen, wie wir Menschen in Zukunft mit Robotern kommunizieren«, davon ist Prof. Gordon Cheng, der Leiter des ICS-Teams, fest überzeugt.

Damit das klappt, haben die Wissenschaftler gleich mehrere Neuheiten realisiert. Da ist einmal die große Präsenz eines Gesichts in 3D. Bislang verpassen zwar schon manche andere Gruppen ihren Maschinen ein dreidimensionales Antlitz, doch sind diese eher comicartig animiert. Mask-Bot hingegen hat einen dreidimensionalen Kopf: eine transparente Kunststoffmaske, auf die ein hinter ihr befestigter Beamer ein menschliches Gesicht passgenau und dreidimensional projiziert und ihr so Individualität verleiht. Auf diese Weise wirkt das Gesicht auch von der Seite her noch sehr realistisch.

Mit einer stark stauchenden Faktor 0,25-Fischaugenlinse mit einem Makroadapter sorgen die Wissenschaftler dafür, dass bei einem Abstand von nur zwölf Zentimetern zwischen Linse und Gesichtsmaske dort auch wirklich ein komplettes Gesicht ankommt. Ein besonders starker, kleiner Beamer sowie eine spezielle Leuchtschicht-Imprägnierung auf der Innenseite der Kunststoffmaske verhelfen Mask-Bot obendrein zu so viel Leuchtkraft, dass die Kommunikation Mensch-Maschine auch bei Tageslicht möglich ist. Dieser Teil des neuen Systems könnte schon bald in Videokonferenzen angewandt werden. »Mask-Bot kann dabei das bislang übliche Monitorbild einer Person durch eine echte Nachbildung ersetzen, die mit am Tisch sitzt und genauso aussieht und spricht«, sagt Takaaki Kuratate.


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  2. Unabhängig zum Robotergesicht

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