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Es war einmal...?

Es war einmal...? Sesam öffne Dich!, lautete bekanntlich das Passwort für das Beutelager der Diebesbande in der Geschichte von Ali Baba und den vierzig Räubern.

Autor:Redaktion connect-professional • 17.12.2007 • ca. 1:15 Min

Eine ziemlich unendliche Geschichte des organisierten Verbrechens aus Tausend­undeiner Nacht. Das Passwort war eindeutig zu schwach, wurde über eine total ungesicherte Luftschnittstelle übertragen und entsprechend schnell ausgespäht. Was lernen wir daraus? Sicher falsch wäre die Schlussfolgerung, dass ­Passwörter grundsätzlich als Schutzinstrumente ungeeignet sind. Von der Mathematik her ist nämlich genau das Gegenteil der Fall. In entsprechender Verschlüsselungsstärke sind Passwörter absolut sicher. Das ist aber ­sozusagen nur die mathematische Seite. Die praktische Seite des Problems besteht darin, dass starke Passwörter schwer zu verwalten sind. Wenn nicht nur der Mafioso, sondern auch der rechtmäßige Besitzer keinen Schimmer mehr hat, wie das Passwort denn nun lautet, ist schlicht der Workflow ­gestört. Und wenn das superstarke Passwort öffentlich plakatiert wird, sind die Abläufe auch nicht optimal. Angesichts dieses Dilemmas trifft es sich gut, dass der Mensch sein eigener Schlüsselbund ist. Unzählige aktive und passive Körpermerkmale sind bei jedem Menschen einzigartig, sodass er oder sie sozusagen die richtigen ­Losungen ständig mit sich herumtragen (siehe unsere Titelgeschichte ab Seite 32). Zumindest für die Identifizierung oder Verifizierung einer Person sind ­biometrische Merkmale sehr gut geeignet und haben in diesem Punkt auch eine lange (händische) Tradition. Ost-West-Reisende zu Zeiten des Kalten Kriegs werden sich dieser Tradition mit gemischten Gefühlen erinnern. Die vollständige Automatisierung der manuellen Traditionsmechanismen ist nicht ganz einfach. Manche Zeitgenossen entwickeln womöglich eine nicht geringe kriminelle Energie, um mit Körperteil-Attrappen sich ein ­Sesam-öffne-dich zu erschleichen. Oder um Unheil abzuwehren. Ich denke da an Hänsel aus der europäischen Märchentradition, welcher der bösen Hexe immer ein Stöckchen zeigt und nicht den Finger. Was schließen wir daraus? Nicht nur die Security-Maßnahmen sind oft ­märchenhaft alt, auch die Sicherheitslücken und Exploits sind anscheinend Archetypen der Menschheit.

Jürgen Höfling juergen.hoefling@informationweek.de