Etailer macht »Winterschlaf«
Eine Woche, ein Produkt – mit Hauptstadtprodukt.de hat der Etailer Promarkt.de seit Februar ein auf dem deutschen Markt neues Shopping-Konzept erprobt. Nachdem es seit längerem Zweifel am Erfolg des Angebots gab, erfolgte nun das Aus. Promarkt.de zufolge befindet sich der Webshop jedoch nur im »Winterschlaf«.
Nur kurz nach der Einstellung von Mediaonline.de (siehe CRN 43/07) muss erneut ein E-Commerce- Angebot schließen: »Der Berliner Bär geht in den Winterschlaf «, heißt es seit einigen Tagen bei der Webseite Hauptstadtprodukt. de. Der aus der ehemaligen Makromarkt-Gruppe hervorgegangene Etailer Promarkt.de (nicht zu verwechseln mit der zum Rewe-Konzern gehörenden Retailkette Promarkt) hatte mit dem Online-Angebot seit Anfang Februar 2007 eine leicht abgewandelte deutsche Variante des amerikanischen Social Commerce- Portals Woot.com erprobt: Während das Motto von Woot.com »One day, one deal« heißt, funktionierte Hauptstadtprodukt.de nach dem Prinzip »Eine Hauptstadt, eine Woche, ein Produkt«. »Wir wollten mit der Webseite bewusst anders als ein Standard- Shop sein und bei den Kunden mit frechen Texten und einem modernen Layout Aufmerksamkeit erregen«, erklärt dazu Sascha Bauer, Vertriebsleiter von Promarkt.de.
Wie Bauer betont, handele es sich bei dem »Winterschlaf« von Hauptstadtprodukt.de auch um keine endgültige Schließung. »Wir haben in den vergangenen Monaten viel gelernt und wollen uns nun auf das Jahresendgeschäft unseres Stamm-Shops konzentrieren. « Spätestens Anfang Februar soll Hauptstadtprodukt. de mit einem überarbeiteten Konzept dann wieder online sein. »Die Idee von Woot.com ist in Deutschland schwieriger umzusetzen «, räumt Bauer allerdings ein. Künftig wolle man nicht einfach nur Elektronikprodukte aus dem Sortiment von Promarkt.de herausgreifen, sondern sich gezielt auf Artikel mit einem Berlin-Bezug konzentrieren. Aber auch mit dem bisherigen Konzept sei man durchaus erfolgreich gewesen. So habe sich ein Nokia-Handy für zehn Euro zum Verkaufsschlager entwickelt; eine Attraktion gewesen sei außerdem der iBuzz, ein Vibrator- Adapter für den iPod. »Dafür haben wir viel Publicity erhalten «, erzählt Bauer amüsiert.
Allen Marketing-Erfolgen zum Trotz konnte Promarkt.de nie die Skepsis zerstreuen, mit der die Branche Hauptstadtprodukt.de begegnete. Akribisch wurde in ECommerce- Weblogs die Entwicklung der Zugriffszahlen auf das Online-Angebot verfolgt und dem Social Commerce-Portal ein schnelles Ende prophezeit. Zudem war dieses Jahr bereits der zum Burda-Konzern gehörende Etailer Cyberport mit einem ähnlichen Angebot gescheitert: Unter der Domain Cyberport24.de bot das Unternehmen täglich einen Artikel zum Sonderpreis an. Rund 2.000 Besucher pro Tag hatten nicht ausgereicht, um das Online-Angebot profitabel zu machen. Mit einer selbstverfassten Todesanzeige verkündete Cyberport24. de im Juni 2007 dann die Einstellung des Services.
Skeptisch über die Erfolgschancen des Social Commerce- Konzepts äußert sich auch Arnd von Wedemeyer, der als Geschäftsführer von Notebooksbilliger. de einem der größten deutschen Etailer vorsteht: »Die Kunden im Internet haben sich oft vor dem Kauf schon lange informiert. Sie suchen lediglich nach einem Onlineshop, wo sie das gewünschte Produkt gut aufbereitet und zu einem günstigen Preis erhalten.« Während die Onlineshopper im Internet auf Produktsuche gingen, seien die Woot.com-Klone damit beschäftigt, Kunden für ihre Produkte zu suchen. Für Notebooksbilliger. de schließt von Wedemeyer die Übernahme entsprechender Web 2.0-Strategien daher aus: »Das ganze Social Commerce- Konzept ist mir zu kompliziert und letztlich auch uninteressant. « Spannend wird es damit in den ersten Wochen des nächsten Jahres – denn dann wird sich zeigen, ob und in welcher Weise Promarkt.de Hauptstadtprodukt. de aus dem »Winterschlaf« erweckt.
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