F-IT ? Vom Geschäftsbereich zum eigenständigen Dienstleister

21. Oktober 2004, 0:00 Uhr |

F-IT ? Vom Geschäftsbereich zum eigenständigen Dienstleister. 775.000 Quadratmeter Zentrale in Weinheim, 43 Niederlassungen weltweit, Produzent des Simmerring genauso wie von Vlies-Haushaltstüchern: Das und mehr ist der Freudenberg-Konzern. Wie andere Konzernbereiche auch wurde die IT-Tochter Freudenberg IT (F-IT) 1996 in die Freiheit entlassen. Seitdem hat es der auf SAP spezialisierte IT-Dienstleister geschafft, 50 Prozent seiner Umsätze außerhalb des Mutterkonzerns zu generieren. Den nächsten großen Schritt plant F-IT nach China.

F-IT ? Vom Geschäftsbereich zum eigenständigen Dienstleister

Seit dem Hochwasser in Dresden hat der Freudenberg-Konzern die Schutzmauer an der Weschnitz um etwa 50 Zentimeter erhöht. Direkt vis-a-vis des normalerweise sanftmütigen Flüsschens befindet sich eines der Rechenzentren von Freudenberg. Während Mitarbeiter und Pumpen bei steigendem Wasserpegel ins Schwitzen kommen, dürfte die Notlandung einer Boeing weniger Probleme bedeuten: Das Zentrum liegt sechs Meter unter der Erde, die Maschinen im Wert von etwa 40 Millionen Euro, die 130 SAP-Systeme am Leben halten, sind durch mehrere Zusatzträger doppelt gesichert. Und geht doch mal was schief, greifen die F-IT-Mitarbeiter auf ein exakt gespiegeltes System im einen Kilometer entfernten zweiten Zentrum zurück, dem auch das Wasser nichts anhaben kann. Sicherheit in Perfektion.

Wie zahllose IT-Abteilungen anderer Großkonzerne auch wurde F-IT nach einiger Zeit zu einem von insgesamt zwölf eigenständigen Konzernbereichen umfunktioniert. Und wie diese anderen ehemaligen IT-Abteilungen hat auch F-IT die ersten zwei, drei Jahre hauptsächlich damit verbracht, die einzelnen Gesellschaften der Mutter mit eigenen IT-Systemen zu versorgen und die vorherigen R/2-Nutzer auf R/3 umzustellen. Doch im Gegensatz zu diesen anderen ehemaligen Konzern-IT-Abteilungen, die mit nahezu 90 Prozent ihrer Umsätze noch am Tropf der Mutterkonzerne hängen, schafft es die F-IT bereits, 50 Prozent seines Umsatzes von 50 Millionen Euro mit externen Kunden zu erwirtschaften. Und dieser Anteil soll noch weiter steigen. »Unser Controlling war bereits als Konzern-Abteilung auf Leistung ausgerichtet, so fiel der Umstieg vergleichsweise leicht«, erklärt Ulrich Roßkopf, Director Business Consulting, der 1995 als kaufmännischer Leiter zu Freudenberg-IT kam. Mit der heutigen Selbständigkeit des Dienstleisters hat sich die eigene Rolle stark verändert. »Intern wird man weniger ernst genommen als ein externer Dienstleister, und die Kunden draußen denken, dass wir sie nicht ernst nehmen, weil wir die Belange der Mutter über alles stellen«, schildert Roßkopf die Probleme.

Aber auch der Wettbewerb hat zugenommen. Nicht nur, was die Dienstleister-Situation im SAP-Umfeld betrifft, sondern auch im Rechenzentrumsbereich. Systemhäuser wie T-Systems oder CSC Ploenszke, alle wollen dort massiv wachsen. Und der Markt ist begrenzt und weitere Konsolidierung programmiert. Um sich zu differenzieren, positioniert sich F-IT als Dienstleister für den Mittelstand - F-IT-Kunden sind oft noch Inhaber-geführt - und verwalten nur 50 User im Rechenzentrum.

Ein weiterer Pluspunkt der F-IT ist die Nähe zu Walldorf. Da Freudenberg einer der ersten SAP-Kunden war, hat sich die Spezialisierung der F-IT nahezu von selbst ergeben. An Trendthemen sind die Weinheimer deshalb immer dicht dran, im September erhielt der Dienstleister als einer der ersten sieben die Auszeichnung zum »Special Expertise Partner« für die Integrations- und Technologieplattform Netweaver. Etwa 30 der 180 F-IT-Mitarbeiter befassen sich mit Themen wie Business Warehouse oder Portal, die alle zum Bereich »Netweaver« gehören und auch im Mittelstand bereits eingesetzt werden.

Die neue SAP-Technologie bedeutet auch eine organisatorische Herausforderung für alle Dienstleister im Walldorf-Umfeld: Es gilt kleine Einheiten zu bilden, die Kunden beraten können ? kein Consultant allein kann die gesamte Bandbreite von »Netweaver« abdecken. Keiner kann sich in allen Bereichen, die von den übergreifenden Prozessen betroffen werden, auskennen. »Wir nutzen ganz klar die Marketingwelle, die SAP für Netweaver lostritt. Wir selbst haben nicht die Ressourcen, um ein Thema derartig nach vorne zu treiben«, erläutert Roßkopf.

Was bei Netweaver zu funktionieren scheint, ist bei der Lösung für kleine Mittelständler »Business One« bislang wenig erfolgreich geblieben. Zur Cebit 2003 hatte F-IT eine Lösung für kleine Fertigungsunternehmen vorgestellt, »Adicom light für Business One«, die sich allerding schlecht verkauft. »Wir fokussieren uns nicht auf dieses Thema und erwarten uns derzeit auch nicht viel«, gesteht Roßkopf.

Wachstumsmarkt China

Nachdem F-IT 2003 ein Rechenzentrum in den USA eröffnet hat, will das Unternehmen sich nun nach China ausdehnen. Marktforscher prognostizieren ein jährliches Marktwachstum von 18 Prozent, Experten schätzen, dass erst zehn Prozent des Projektpotenzials bereits abgedeckt sind. Firmen wie T-Systems und Lufthansa Systems Group sind bereits vertreten. F-IT plant, in erster Linie die Kunden zu betreuen, die ihre Arme selbst in das Land der aufgehenden Sonne ausstrecken. Für sie will F-IT Logistikprobleme lösen, ihre Systeme für Lieferanten aus aller Welt zugänglich machen. Dieser Schritt wird dem Dienstleister relativ leicht gemacht ? 1.300 Kunden der Gruppe sind bereits vor Ort. An chinesische Kunden wird sich das Systemhaus erst heranwagen, wenn detaillierte Erfahrungen mit Land und Leuten gemacht sind.

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INFO

Freudenberg
Höhnerweg 2-4, D-69465 Weinheim
Tel. 06201 8041-0, Fax 06201 8841-08
www.f-it.de


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