Basierend auf GPS-Koordinaten hat eine Abbruchfirma in den US-Südstaaten ein Haus abgerissen. Doch traf es das falsche Haus – augenscheinlich wegen eines Datenirrtums. Der geschädigte Hauseigentümer ist fassungslos.
Ein Telefonanruf setzte Al Byrd aus dem Städtchen Sandy Springs im amerikanischen Bundesstaat Georgia davon in Kenntnis, dass sein Haus soeben abgerissen wurde. »Ich kann es noch immer nicht glauben«, so Byrd gegenüber US-Medien.
Das Haus sei definitiv nicht für den Abriss vorgesehen gewesen. Das Gebäude hatte Raymond Byrd im Jahr 1950 eigenhändig gebaut.
Pech gehabt: Das Haus von Al Byrd wurde Opfer eines kleinen
Navigationsfehlers einer Abrissfirma.
Zwar sei zum Glück zu dem Zeitpunkt niemand zu Hause gewesen, doch: »In dem Haus waren Familienerbstücke: Das Geschirr-Service meiner Mutter und eine Familienbibel mit allen Geburts- und Sterbedaten«, so Al Byrd. Sogar die Straße, in der sich das Haus befunden habe, trage den Namen der Familie: Byrd Trail.
Doch wie kam es zu dem Irrtum? »Die Abbruch-Firma sagte mir, man habe den Auftrag schriftlich erhalten«, berichtet der Geschädigte. »Darauf wollte ich von ihnen die Adresse schwarz auf weiß sehen, doch alles was die Firma hatte, waren ein paar GPS-Daten.«
Nach Aussage des Abbruch-Unternehmens hätten die Daten die Arbeiter zu dem Haus von Byrd geführt. »Bei den GPS-Koordinaten muss es sich um einen Irrtum gehandelt haben. Das eigentlich zum Abriss stehende Haus befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite«, so Byrd. Mit Hilfe eines Anwalts versucht dieser nun wenigstens einen Ausgleich für den materiellen Schaden zu erhalten, der durch den Abbruch entstanden ist.
Fachleute fürchten, dass sich Fehler wie diese häufen könnten. Der Grund ist, dass etliche der GPS-Satelliten, welche die Grundlage des Navigationssystems bilden, mittlerweile 19 Jahre auf dem Buckel haben.
Das Government Accountability Office (GAO) der USA hat dies im April in einem Bericht beklagt. Es bestehe die Gefahr, dass Satelliten durch Hardware-Fehler ausfielen und damit die Genauigkeit der Ortsbestimmung leide.
Ein Grund für die mangelhafte Wartung der Trabanten sind Firmenübernahmen. So kaufte Boeing die Konkurrenten Rockwell und Hughes Electronics und fusionierte zudem mit McDonnell Douglas. Diese Unternehmen sind beziehungsweise waren in das GPS-Projekt involviert. Allerdings führten die Käufe und Fusionen jedes Mal dazu, dass Fachleute die Unternehmen verließen oder entlassen wurden. Und damit entschwand Know-how, das erst wieder aufgebaut werden musste.
Der nächste GPS-Satellit soll im September dieses Jahres gestartet werden, drei Jahre später als geplant. Mindestens 24 der Raumflugkörper sind notwendig, um das Navigationssystem in Betrieb zu halten. Nach den Berechnungen des GAO sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Zahl gehalten wird, bis 2012 auf 80 Prozent.
Sollte die US-Airforce die Folgegeneration der GPS-Satelliten (Version III) nicht wie geplant an den Start bringen können, wird der Wert bis 2017 gar auf 10 Prozent sinken. Dies ist jedoch unwahrscheinlich, weil speziell dem amerikanischen Militär daran gelegen ist, auf ein funktionsfähiges Navigationssystem zurückzugreifen.