Der Fiskus treibt gar wunderliche Blüten. Nicht erst seit dem 21. Jahrhundert. Schon immer war Geldeintreiben ein beliebtes Mittel zur Mehrung des eigenen Wohlstandes – durch kirchliche wie weltliche Würdenträger gleichermaßen.
Mangelte es den Fürsten häufig an Fantasie, wenn es um das Wohl des gemeinen Volkes ging, so schien der Variantenreichtum schier unerschöpflich beim Schröpfen der Untertanen.
Bereits im fünften Jahrhundert hatten, so steht es im Alten Testament (3. Moses 27), findige Klerikale einen wahren Goldesel gefunden: Die Vermögensabgabe der Laien an die Bischöfe zu deren Unterhalt. Dieser uneingeschränkte Zugriff dauerte nur gut 300 Jahre, bis auch die weltlichen Grundherren und Landbesitzer von der Schaffenskraft der ihnen Ergebenen profitieren wollten: Sie schufen den Zehent. Wer nicht zahlte, landete im Schuldturm oder am Pranger.
Die Methoden haben sich zwar geändert, die Abgaben hingegen nicht. Noch nie sind für so viele Dinge Steuern erhoben worden, wie seit dem 20. Jahrhundert. Und obendrauf noch die Umsatz- beziehungsweise Mehrwertsteuer. Mal 19 Prozent, mal sieben Prozent. Absurdistan tut sich auf für den, der – was allerdings hierzulande nicht all zu häufig vorkommt – einen Maulesel verkaufen will. Sieben Prozent verlangt der Fiskus auf den Kaufpreis. 19 Prozent hingegen, wenn das Verkaufsobjekt ein reinrassiger Esel ist. Wird der reinrassige Esel hingegen geschlachtet feilgeboten, sind es nur sieben Prozent. Was für ein Esel hat da den Fiskus getreten.
Und das ist keine Ausnahme. Selbst die Bergbahnen und Skilifte brauchen neuerdings nach einer Initiative der Christsozialen Union nur noch sieben Prozent auf ihre Tickets aufschlagen, statt den bisherigen 19 Prozent. Vor allem das Skifahren soll dadurch billiger werden und die Skifahrer in Deutschland bleiben, statt auf Österreichs oder auf Schweizer Pisten zu schwingen.
Bei so viel Mut der Lobbyisten fragt sich der geneigte Steuerbürger, wo bleibt der Bundesverband Bitkom, wo bleibt der BVT, wo sind sie, die Verbandsfunktionäre der ITK-Wirtschaft? Warum müssen auf den PC, auf das Notebook 19 Prozent Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden? Schließlich werden sie zur Bildung genutzt (auf Bücher und Druckschriften werden nur sieben Prozent erhoben), oder auch von Kulturschaffenden eingesetzt (Gemälde und Bildhauerkunst fallen ebenfalls unter die ermäßigte Mehrwertsteuer). Und was ist mit all den anderen Dingen, die diese Wirtschaft uns anbietet, dem iPod oder auch der Digicam?
Könnten nicht auch sie – ähnlich den deutschen Bergbahnen und Skiliften – dann ein Anrecht auf die ermäßigte Mehrwertsteuer haben, wenn sie aus deutscher Produktion stammen, zumindest aber für Bildung oder Kunst genutzt werden? Sieben Prozent wie bei lebenswichtigem Wasser, statt 19 Prozent wie bei Trinkwasser wäre zum Ankurbeln der ITK-Wirtschaft doch eine tolle Aufgabe für die Lobbyisten.
Der unerschöpflichen Fantasie sind hier sicherlich keine Grenzen gesetzt. Was einst als Fron das gemeine Volk drückte, das gestalteten die modernen Finanzbürokraten zu einem Moloch, der fast schon ein unzerstörbares Kunstwerk darstellt. Dieses wäre eigentlich mit sieben Prozent Mehrwertsteuer zu belasten.