Bochumer Forscher haben knapp 21.000 Hochschulabsolventen zum Thema »Führungsnachwuchs« befragt. Zentrales Ergebnis: Viele Frauen wünschen sich »Spaß im Beruf«. Geld und Macht sind ihnen hingegen weniger wichtig als männlichen Uni-Absolventen.
Frauen sind zuverlässiger im Berufsleben als Männer - aber weniger durchsetzungsstark. Die »typische« Hochschulabsolventin von heute legt mehr Wert auf »Spaß im Job« und ethische Aspekte des Berufs als auf Geld oder Macht – und sie eignet sich tendenziell eher als »gute Assistenzkraft« denn als potenzieller Führungsnachwuchs. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Langzeitstudie unter Leitung von Professor Heinrich Wottawa (Fakultät für Psychologie der RUB / eligo GmbH). Das Fazit der Studie: Damit mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, müssen Unternehmen reagieren, zum Beispiel mit regelmäßigen, objektiven Potenzialanalyseverfahren gerade in den ersten Berufsjahren.
Befragt haben die Bochumer Forscher insgesamt knapp 21.000 Hochschulabsolventen, davon über 8.200 Männer und 12.700 Frauen, in den Jahren 2003 bis 2010. Erhoben wurden acht beruflich relevante »Lebensziele« (Image, ethische Werte, Macht, Geld, Spaß im Beruf, Familie, Freundschaften und Hobbys) sowie 15 Leistungsdimensionen – von der Problemlösungsbereitschaft und Leistungsmotivation bis zur Stressresistenz und Teamorientierung. Dafür haben die Befragten psychologische Testverfahren aus der Internetplattform »Perls« (eligo GmbH) absolviert, die viele Unternehmen in ähnlicher Form auch für die Auswahl von Bewerbern einsetzen.
Bei allen Befragten steht der »Spaß im Beruf« mit weitem Abstand an erster Stelle, gefolgt von »Familie«, »Kontakt zu Freunden« und »ethischen Werten«. Die größten Unterschiede zwischen Frauen und Männern zeigen sich bei der deutlich höheren Bedeutung von »Geld« und »Macht« bei den Männern sowie »Image<, »ethische Werte« und »Kontakt zu Freunden« bei Frauen. Im zeitlichen Verlauf seit 2003 veränderten sich einige Werte. So nahm die Wichtigkeit des beruflichen Images bei Frauen von 58 auf 67 Prozent deutlich zu und liegt heute weit über dem entsprechenden Stellenwert für die Männer (33%). Beim Aspekt »ethische Werte« ist es ähnlich: Hier stieg die Zahl von 60 auf 69 Prozent, bei den männlichen Befragten zeigt sich der umgekehrte Trend von 40 auf nur noch 31 Prozent.