Auch die Untersuchung von Leistungsdimensionen ergibt einige »bemerkenswerte Unterscheide zwischen den Geschlechtern«, so die Studie. Höher als bei Männern ist bei den Frauen die Tendenz ausgeprägt, Misserfolge zu vermeiden (59 zu 45%); Frauen streben eher nach sozialer Akzeptanz (51 zu 42), sind zuverlässiger (54 zu 45) und legen mehr Wert auf das Selbstmanagement (53 zu 46). Niedrigere Werte erreichen die Frauen hingegen in den Bereichen Gelassenheit (44 gegenüber 58% bei den Männern), Durchsetzungsvermögen (46 zu 56), Stressresistenz (48 zu 53) und Teamorientierung (48 zu 53).
Aus den Daten der Langzeitbefragung haben die Forscher eine Clusteranalyse der Personen erstellt und die Ergebnisse in vier unterschiedliche »Typen« eingeteilt: potenzieller Führungsnachwuchs, leistungsstarke Assistenzkraft, »Spezialist/Sachbearbeiter« sowie »weniger belastbare Sachbearbeiter«. Und die Forscher schlagen Alarm: Der Anteil der Befragten, Männer wie Frauen, die als potenzieller Führungsnachwuchs in Frage kommen, ist inzwischen deutlich gesunken: von 32 auf nur noch 23 Prozent bei den Männern, von 23 auf 18 Prozent bei den Frauen. Besonders auffallend ist der überwiegende Anteil der Frauen beim Typ »gute Assistenzkraft«, der im Erhebungszeitraum von 28 auf 30 Prozent stieg (bei den Männern: von 17 auf 18 Prozent).
Ein weiterer bedenklicher Trend laut Studie: Frauen mit Führungspotenzial wandern ab. Immer weniger Frauen vom Typ potenzieller Führungsnachwuchs studieren Wirtschaftswissenschaften, die für eine Führungslaufbahn in der Wirtschaft besonders wichtig sind. Stattdessen steigt der prozentuale Anteil dieser Frauen in Naturwissenschaften, Jura und im Lehramt. Tendenziell führt ihr Weg damit in andere Berufsfelder, vor allem in den Öffentlichen Dienst. Der Anteil der Männer vom Potenzial-Typ »Führungsnachwuchs« ist in den Wirtschaftswissenschaften deutlich höher, er liegt bei 32 Prozent im Vergleich zu 22 bei den Frauen.
Anhand der Ergebnisse und angesichts der aktuellen Debatte um den Frauenanteil in Führungspositionen und um Fachkräftemangel warnen die Autoren der Studie davor, dass Frauen von vornherein auf den Typ »Assistenzkraft« festgelegt und abgestempelt werden könnten, ohne vorhandenes oder schlummerndes Potenzial richtig zu fördern. »Die bei Frauen deutlich andere Schwerpunktsetzung in ihren beruflichen Befriedigungspotenzialen – Ethik und Image statt Macht – kann leicht dazu führen, dass Frauen von Führungskräften nicht der Kategorie ‚Aufstiegskandidaten für spätere Führungsaufgaben‘ zugeordnet werden«, erläutert Wottawa.