Gefahr durch Tonerpartikel soll minimiert werden: Die ungefilterte Wahrheit

17. März 2005, 0:00 Uhr |

Gefahr durch Tonerpartikel soll minimiert werden: Die ungefilterte Wahrheit. Umweltaspekte spielen im Geschäft mit Laserdruckern mittlerweile eine wichtige Rolle. Mit einem optionalen Filter will der amerikanische Hersteller Dexwet den Schadstoffausstoß weiter reduzieren. Druckerhersteller halten das für unnötig, doch Tests zeigen, dass trotz strenger Grenzwerte Tonerpartikel in die Raumluft gelangen.

Gefahr durch Tonerpartikel soll minimiert werden: Die ungefilterte Wahrheit

Dieselfahrzeuge, Zigaretten, Braunkohlekraftwerke ? alle sollen durch den Einsatz von Filtern von Dreckschleudern zu Umweltvorbildern mutieren. Nun soll es, zumindest nach Willen des Filterherstellers Dexwet, auch Laserdruckern an den Kragen gehen: Mit einem Filter, der mit Klebestreifen am Luftauslass des Druckers angebracht wird, sollen über 90 Prozent der austretenden Partikel zurückgehalten werden. In Deutschland wird der Filter unter anderem über LKS-Concept vertrieben. Das Unternehmen betreibt ein Franchise-System zur Druckerwartung. Zudem verkauft die Firma selbst auch Drucker und gehört damit beispielsweise zu den größeren Kyocera-Mita-Resellern. Die LKS-Servicepartner betreuen nach Angaben des Unternehmens bundesweit 260.000 Drucker. »Wir haben seit Oktober bereits 1.500 Filter verkauft«, freut sich Adam Wolf, Geschäftsführer von LKS-Concept. Viele Verbraucher seien verunsichert. In verschiedenen Presseberichten und Fernsehsendungen wie im ARD-Wirtschaftsmagazin »Plusminus« wurde der Schadstoffausstoß von Laserdruckern thematisiert. Mit dem »Dexwet Office Air Cleaner« glaubt Wolf zumindest eine Lösung für austretende Tonerpartikel gefunden zu haben. Er ist sich sicher, dass das Geschäft durch gesteigertes Umweltbewusstsein weiter florieren wird. »Bisher haben wir vor allem Nachfragen aus Branchen, die mit Gesundheits- oder Umweltaspekten zu tun haben«, berichtet der LKS-Concept-Geschäftsführer. »Wir statten beispielsweise ein Krankenhaus mit den Druckerfiltern aus.« Wolf sieht durchaus auch Potenzial im Projektgeschäft, da Kunden über die gängigen Umweltzeichen hinaus (siehe CRN 49/2004, S. 20) sichergehen wollen.

Bei den Druckerherstellern sieht man das Geschäft mit den Filtern allerdings mit Unbehagen, denn deren Einsatz unterstellt, dass ihre Produkte Schmutz in die Luft blasen. »Das Berufsgenossenschaftliche Institut für Arbeitsschutz (BIA) hat im Jahre 2002 im Auftrag der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) die Gesundheitsgefahren von Laserdruckern untersucht und kam zu der Schlussfolgerung, dass moderne Laserdrucker keinen Tonerstaub im messbaren Bereich freisetzen«, merkt Carsten Herfurth, Produktmanager bei Lexmark, an. Bei den ohnehin schon sehr geringen Staubemissionen handele es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Papierabrieb. »Daher empfehlen wir zur Reduzierung qualitativ hochwertiges Papier, anstatt Abluftfilter einzusetzen, zu deren Wirkung uns bisher keine Erkenntnisse vorliegen«, rät Herfurth.

Ältere Geräte sind Dreckschleudern

Druckerspezialist Florian Heise vom Online-Portal Druckerchannel hatte den rund 40 Euro teuren Dexwet-Filter bei einem Dauertest des Kyocera-Mita-Geräts »FS-3830« im Einsatz. »Die Filterung funktioniert ? nach 20.000 gedruckten Seiten konnten die Filterstäbe einiges an Tonerstaub zurückhalten«, bestätigt Heise, der einen Einsatz auch an anderen Geräten durchaus für sinnvoll hält. »Vor allem alte Kopierer und Laserdrucker entpuppen sich als wahre Dreckschleudern. Ein Blick auf die Lüftungsschlitze eines älteren Gerätes beweist, dass hier ordentlich Tonerpartikel in die Raumluft gelangen. Bei diesen Geräten kann der allerdings recht teure Filter zumindest einen Teil der Partikel abfangen. Leider hat es der Hersteller versäumt, eine Kompatibilitätsliste anzulegen ? der Filter passt nämlich nicht auf alle Geräte«, schränkt der Druckerspezialist ein.

Trotzdem ist Detlef Herb, Umweltbeauftragter der Kyocera Mita Deutschland GmbH, überzeugt, dass die Emissionen seiner Drucker unbedenklich sind: »Fast alle unsere Drucker und Multifunktionsgeräte lassen wir nach der RAL UZ 85 bzw. RAL ZU 114 vom Fraunhofer Institut in Braunschweig testen«, betont Herb. »Bei diesen Tests werden die Prüfgeräte auf Gesamtkonzentration an flüchtigen, organischen Verbindungen in der Luft (TVOC), Ozon, Benzol, Styrol und Staub untersucht, mit dem Ergebnis, dass bei bestimmungsgemäßen Umgang mit den Geräten alle Grenzwerte, die vom Umweltbundesamt zusammen mit der Bundesanstalt für Materialforschung festgelegt wurden, unterschritten werden. Das betrifft ebenfalls den FS-3830 mit einer Staubemissionsrate von kleiner 0,3 Milligramm pro Stunde. Der Grenzwert nach RAL UZ 85 beträgt vier Milligramm.«

Doch die Front der Druckerhersteller bröckelt. Mittlerweile bietet Hersteller Tally Genicom über sein eigenes Service-Team seinen Kunden die Installation des Filters an. Auch wenn er damit eingestehen muss, dass die Drucker tatsächlich Schmutz absondern, bestätigt Peter Kaiser, Service-Leiter bei Tally Genicom, die Wirksamkeit des Dexwet-Zubehörs: »Der Filter funktioniert, nach kurzer Zeit zeigt er schon eine Graufärbung.« Die von Kritikern vorgebrachte Erhöhung der Druckerinnentemperatur hält Kaiser für unbedenklich: »Das macht höchstens zwei bis drei Grad aus, das halten unsere Geräte problemlos aus.«

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INFO

LKS-Concept GmbH
www.lks-concept.de , www.dexwet.de

Druckerchannel
www.druckerchannel.de

Kyocera Mita Deutschland GmbH
www.kyoceramita.de

Lexmark Deutschland GmbH
www.lexmark-partner.de

Tally Genicom Computerdrucker GmbH
www.tallygenicom.de


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