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Gelacht

Wo nun genau das Land des Lächelns liegt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Reiseveranstalter meinen damit meistens Thailand, wohl wegen dem befriedigten Lächeln der zahlreichen männlichen Besucher.

Autor: Redaktion connect-professional • 23.11.2006 • ca. 1:40 Min

In seiner romantischen Operette »Land des Lächelns« gibt der in der Slowakei geborene österreichische Komponist ungarischer Herkunft, Franz Lehár, China diesen Titel. Aber vielleicht war Lehár durch die eigene Biografie geografisch etwas verwirrt. Konsens ist jedoch, dass sich dieses sagenhafte Land des Lächelns in Asien befindet. Und wer lächelt ist erfolgreich, das sieht man in den boomenden fernöstlichen Wirtschaftsnationen. Zumindest gilt die Regel für die Wirtschaft, für die Politik nicht immer, sonst wäre Angela Merkel nicht Kanzlerin geworden. Nehmen wir Josef Ackermann als Beispiel. Dem Chef der Deutschen Bank kann auch ein mehrjähriger Gerichtsprozess die Laune nicht verderben. Für die Kameras der Journalisten hat der Manager immer ein Lächeln und manchmal als Dreingabe sogar optimistische Handzeichen übrig.

Oder schauen wir uns mal Siemens- Vorstand Klaus Kleinfeld an. Ein Strahlemann wie er im Buche steht, da wird selbst Guido Westerwelle (als lächelnder Politiker nicht besonders erfolgreich) neidisch. Durchsuchungen des Büros wegen Schmiergeldzahlungen, da gehen bei Kleinfeld doch gleich die Mundwinkel nach oben.

Komponist Lehár gibt uns das Erfolgsrezept mit auf den Weg: »Immer nur lächeln und immer vergnügt, Immer zufrieden, wie’s immer sich fügt. Lächeln trotz Weh und tausend Schmerzen Doch wie’s da drin aussieht, geht keinen was an.«

Es muss also mehr gelacht werden in der deutschen Wirtschaft. Die Bahn plant nach der Abschaffung der Raucherwaggons nun Lachabteile. Als Hilfe liegen die gescheiterten Pläne der Fahrpreisreform aus. Bei der Telekom, übrigens auch eine Firma mit lächelnden Managern, werden die 15.000 überflüssigen Stellen einfach weggelacht. Pläne dafür hat der neue Chef René Obermann schon in der Schublade.

Doch in der Krise muss das Lachen von unten kommen. Der Benq-Betriebsrat des von der Schließung bedrohten Handy- Werks in Kamp-Lintfort (Nordrhein- Westfalen) hat nun gehandelt: Endlich können die Mitarbeiter von Benq Mobile wieder lachen. Nein, die Jobs sind nach wie vor flöten, doch lachen kann man trotzdem. Deshalb holte die Arbeitnehmervertretung Lachtrainerin Heide Marie Wahl ins Soli-Zelt aufs Werksgelände. Dort harren bis zu 100 Mitarbeiter des Pleite gemeldeten Mobilfunk-Konzerns seit Wochen aus und kämpfen um den Erhalt ihrer Jobs. »Wir haben uns im Kreis aufgestellt, sind herumgehüpft und haben Grimassen geschnitten«, berichtet Benq-Betriebsrat Hans Bogotz, »Frau Wahl hat uns erzählt, wie wichtig es ist, unsere Muskeln im Gesicht zu bewegen.« Da soll mal einer sagen, bei Benq Mobile bewege sich nichts.