Interview: »Klassische Systemhäuser haben durchaus Chancen bei Banken«
- Geldinstitute vertrauen auf externes IT-Know-how
- Interview: »Klassische Systemhäuser haben durchaus Chancen bei Banken«
Banken stehen vor der Notwendigkeit, ihre IT-Systeme besser an interne Prozesse anzupassen. Zugleich öffnen sich die Geldinstitute stärker für externe Dienstleister. Matthias Zacher, Senior Advisor der Experton Group, erläutert, welche Chancen sich dadurch für klassische Systemhäuser bieten.
CRN: Die Wirtschaftlichkeit der IT-Systeme im Banken- und Finanzsektor muss verbessert werden. Profitieren IT-Dienstleister von der Konsolidierungswelle?
Zacher: Generell ist im Rahmen von Übernahmen und Konsolidierungen eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen. Hierbei handelt es sich um Bestandsaufnahmen, Assessments, Analysen, Checks, Vertragsprüfungen, Benchmarks, Angebote. Hier bietet sich also ein umfangreiches Bestätigungsfeld für IT-Dienstleister, in einem ersten Schritt allerdings überwiegend in den Bereichen Beratung und Consulting.
CRN: Die Bankenwelt verzeichnet zahlreiche Migrations- und Modernisierungsprojekte, geht der Trend stärker in Richtung Standard-Software?
Zacher: Der Stellenwert und Einsatzgrad von Standard-Software wächst. Klassische ERP-Funktionalitäten werden in zahlreichen Banken und Versicherungen bereits seit Jahren auf Basis von Standardapplikationen bereitgestellt. Zunehmend öffnen sich die Häuser auch standardisierten und vorkonfigurierten Core-Anwendungen. Dies geschieht oftmals dann, wenn Banken neue Themenstellungen umsetzen müssen. Noch gilt aber auch: Der größte Wettbewerber der Standardsoftware-Anbieter ist die interne IT-Organisation der Finanzdienstleister.
CRN: Die Bereitschaft zum Outsourcing ist nicht überall gleich ausgeprägt – ändert sich das gerade?
Zacher: In den vergangenen Monaten war eine erhöhte Zahl an Outsourcing-Verträgen in der deutschen Bankenlandschaft festzustellen. Die Zahl der Deals reicht keineswegs aus, um von einem neuen Trend zu sprechen, wie gelegentlich postuliert wird. Allerdings zeigen die Verträge deutlich, dass Outsourcing bei Finanzdienstleistern heute eine feste Größe ist und eine Standardoption darstellt. Finanzdienstleister nutzen neben Outsourcing auch Shared Services Center zur Kostensenkung und Konsolidierung.
CRN: Industrialisierung ist ein Stichwort, das die Geschäftsprozesse betrifft. Kommt das auch im Finanzsektor an?
Zacher: Industrialisierungsprozesse wie beispielsweise Kreditfabriken, Transaction Banking, Wertpapiergeschäft erfahren derzeit im deutschen Bankenmarkt deutliche Impulse. Industrialisierung umfasst auf der einen Seite interne Aspekte, wie die interne Prozessoptimierung, die Verschlankung von Prozessen und die Reduzierung der Komplexität. Diese erreichen Banken mit Standardisierung und konsequenter Zentralisierung von Back-Officesowie spezifischen Fach- und Management- Funktionen. Die externe Komponente der Industrialisierung stellt die Auslagerung von Teilprozessen an Dritte dar.
CRN: Das klingt nach rosigen Aussichten für Spezialisten, die Banken dabei helfen, ihre Prozesse anzupassen. Wie schätzen Sie generell die Zukunft von IT-Systemhäusern in diesem Markt ein?
Zacher: Die klassischen IT-Systemhäuser haben sich in den vergangenen Jahren den veränderten Marktbedingungen angepasst. Diejenigen, die dies nicht getan haben, sind vomMarkt verschwunden. Ich sehe durchaus Chancen, auch im Finanzumfeld. Das betrifft auch kleinere Dienstleister. Entweder als Spezialisten in einem eng abgegrenzten Lösungsbereich oder innerhalb einer Anbietergruppe.
_______________________________
INFO
Experton Group AG
Carl-Zeiss-Ring 4, 85737 Ismaning
Tel. 089 923331-0, Fax 089 923331-11
www.experton-group.de