Gesegnet
Gesegnet. Wenn die Not am größten ist, erflehen nicht nur gläubige Menschen Hilfe von Gott. Auch Manager, denen das Wasser bis zum Hals steht, suchen immer öfter göttlichen Beistand. So Fiat-Chef Sergio Marchionne. Als der Turiner Autobauer unlängst seinen neuen Hoffnungsträger Grande Punto präsentierte, gab der anwesende Kardinal und Erzbischof Severino Poletto seinen Segen dazu. Typisch Italien!
Gesegnet
Aber weit gefehlt: Auch in Deutschlands Unternehmen genießt die katholische Kirche hohes Ansehen. Nun könnte man meinen, dass Siemens-Chef Klaus Kleinfeld, gebürtiger Bremer und somit einer Stadt entstammend, die bekanntlich mit dem Katholizismus nicht viel am Hut hat, derlei kirchlichen Segen eher skeptisch gegenübersteht. Doch weit gefehlt: Im rheinisch-katholischen Köln referierte Kardinal Josef Meisner kürzlich vor über 200 Siemens-Kunden, wie sich der Glauben in die Unternehmen, vor allem aber in die Arbeitswelt bringen lässt.
Dass Siemens mittlerweile göttlichen Beistand nötig hat, kommt nicht von ungefähr, denn auf konventionellem Weg lassen sich die Probleme einiger Konzern-Sparten nicht lösen. Vielmehr könnte der Weltkonzern von katholischen Würdenträgern eine Menge lernen, die auf dem Felde der Glaubensdistribution immerhin seit über 2.000 Jahren sehr erfolgreich unterwegs sind und sich unangefochten als Global Player der Religionen bezeichnen können, während der Direktvertrieb der angeschlagenen Siemens-Sparte »COM« recht lustlos agiert.
Angeblich plant Kleinfeld manche in Kontemplation versunkenen Mitarbeiter an eigens hierfür gegründete Ordensstifte auszugliedern, sie mit einem üppigen Opferstock auszustatten und später als Schenkung der katholischen Kirche zu übereignen. Im Gegenzug sichert die Kirche dem bedrängten Unternehmen zu, sämtliche Pfarreien auf Voice-over-IP-Telefonie aus dem Hause Siemens umzustellen. Zudem will sich Meisner höchstpersönlich bei Papst Benedikt XVI. dafür einsetzen, dass sich der Pontifex bei der im Januar anstehenden Hauptversammlung von Siemens virtuell hinzuschaltet und den Aktionären mit seinem Segen wieder Hoffnung und den rechten Glauben an die einstige Stärke eines globalen Konzerns zuspricht.