Google baut deutschen Channel auf. Der Suchmaschinen-Betreiber setzt jetzt auch in Deutschland auf Partner: Für seine Unternehmenslösungen sucht Google Systemintegratoren und ISVs. CRN sprach mit dem europaweiten Vertriebschef für die Enterprise-Produkte, Roberto Solimene, über den Aufbau des deutschen Channels.
Vor wenigen Wochen hatte Google sein Partnerprogramm »Enterprise Professional Program« in den USA gestartet und erste Reseller für Vertrieb und Implementierung seiner Unternehmenslösungen gewinnen können. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Google Deutschland noch bedeckt, wann das Programm auch in Deutschland startet und ob hier zu Lande überhaupt ein Channel aufgebaut werden soll (siehe CRN 40, Seite 14).
Doch jetzt ist es so weit: »Google Enterprise Professional Program« wird uneingeschränkt auf Deutschland übertragen, ab sofort sucht der Konzern Partner für seine Unternehmenslösungen.
Für den Unternehmenssektor hat der Suchmaschinenbetreiber drei Produkte im Portfolio: Search Appliance, Desktop Search for Enterprise und Mini. Das Prinzip bei allen drei ist gleich: Anwender forschen mit der bewährten Google-Suchtechnik nach Daten, nur diesmal im Unternehmensnetzwerk, also hinter der Firewall. Laut Firmensprecher Stefan Keuchel konnte das Unternehmen in Deutschland bereits erste Kunden für Enterprise Search gewinnen, beispielsweise Zeiss. Dieser Geschäftsbereich ist erst ein Jahr alt, aber laut Firmenangaben bereits profitabel. Der US-Konzern verweist auf weltweit 2.000 Kunden, 300 Firmen setzten die Suchtechnik in Europa ein. Insider schätzen, dass Google derzeit noch über 90 Prozent seines Geldes durch Anzeigenverkäufe im Rahmen seiner Suchmaschine verdient. Die zweite Säule ist die Lizenzierung der Suchtechnologie an Internet Service Provider wie beispielsweise AOL, T-Online oder Freenet. »Unser dritter Bereich sind die Unternehmenslösungen. Das ist ein äußerst strategisches Geschäftsfeld für Google«, betont Roberto Solimene, Enterprise Sales Director bei Google, im Gespräch mit Computer Reseller News. Dieses junge und strategisch wichtige Geschäftsfeld lässt sich ohne die Unterstützung von Partnern allerdings nicht erfolgreich ausbauen. Schließlich setzt die Integration der Google-Produkte ein relativ umfangreiches Consulting- und Implementierungs-Geschäft voraus. »Deswegen suchen wir nicht primär Partner, die einfach unsere Enterprise-Produkte vertreiben, sondern Systemintegratoren oder ISVs, beispielsweise mit Websphere-Erfahrung, die Zusatzleistungen anbieten«, so Solimene. Der Konzern macht keine detaillierten Angaben darüber, wie viele Partner er gewinnen möchte. »Wir wollen den deutschen Markt flächendeckend covern, aber eine Überdistribuierung vermeiden«, gibt der Manager die ungefähre Richtung vor.
Anmeldungen zum Enterprise Professional-Programm nimmt Google ab sofort entgegen. Voraussetzungen für die Teilnahme sind eine jährliche Mitgliedsgebühr von 10.000 Euro, eine jährliche Zertifizierung durch ein Vor-Ort-Training sowie die Verpflichtung, Erfolgsgeschichten über Kunden oder eigene Lösungen zu veröffentlichen. Im Gegenzug erhalten Partner eine eigene Entwicklerversion der Search Appliance, die eine Lizenz für 1,5 Millionen Dokumente und das Google Enterprise SDK umfasst. Darüber hinaus verspricht das Unternehmen Zugriff auf das Online-Kundenforum und die Wissensdatenbank, technischen Support, Marketing auf der Google-Website, Entwicklerberatung und diverse Trainingsangebote.
Systemhäuser, die sich für das Programm zertifizieren, werden direkt betreut. »Für den Vertrieb unseres Enterprise Produkts ?Google Mini? könnte ich mir aber eine Zusammenarbeit mit Distributoren vorstellen«, kündigt Solimene eine mögliche Partnerschaft mit dem Großhandel an. »Google Mini« wurde in Europa vor vier Monaten gelauncht. Das Produkt sucht bis zu 100.000 Dokumente und kostet zwischen 2.000 und 3.000 Dollar.
Mit Gedas AG, GFT und der Raytion GmbH konnte der US-Konzern bereits drei deutsche Partner gewinnen. »Bislang waren im Bereich Enterprise-Search überwiegend stark fokussierte Anbieter aktiv. Mit Google ist jetzt der erste große Name eingestiegen. Das ist äußerst positiv«, betont Valentin Richter von Raytion. Auch Morten Faust von der Gedas AG setzt auf die Zugkraft des Markennamens Google: »Im Markt für Unternehmens-Anwendungen ist Google ein Neuling, Wettbewerber wie IBM haben hier jahrzehntelange Erfahrungen. Der Vorteil von Google ist allerdings die hohe Akzeptanz des Brands.« Einen weiteren Vorteil sieht Faust vom Partner Gedas AG in der Preisstruktur der Produkte: »Für ein Projekt mit der Search Appliance beginnen die Preise bei 30.000 Euro. Das ist im Vergleich zum Wettbewerb sehr günstig und Teil der Strategie von Google, auch über den Preis im Enterprise-Markt Fuss zu fassen.«
Marktführer für Enterprise Search ist Verity mit einem geschätzten Umsatz von 100 Millionen Dollar. Dahinter liegen Fast Search & Transfer sowie die britische Autonomy. Auch IBM hat im vergangenen Jahr mit »Omnifind« erstmals ein Produkt für den Zukunftsmarkt Enterprise Search vorgestellt. »Suchmaschinen werden künftig die zentrale Datenbanken in Unternehmen ergänzen«, ist Richter überzeugt.
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