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Guter Rat ist teuer

Guter Rat ist teuer Der Professor kann einem schon ein wenig leidtun.

Autor: Markus Bereszewski • 25.9.2008 • ca. 1:35 Min

Markus Bereszewski

Da knirscht es in seinem Unternehmen – nach einem Gewinneinbruch im ersten Quartal, Übernahmegerüchten, wurde nun der Vorstandschef ausgewechselt und Zuständigkeiten und Vertrieb neu strukturiert – und Professor August-Wilhelm Scheer scheint zum Zuschauen verdammt. Viel Zeit, sich um sein Unternehmen zu kümmern, kann ihm derzeit jedenfalls kaum bleiben, zu sehr dürfte ihn sein vermeintlicher Nebenjob als Präsident beim BITKOM, dem Bundesverband IT und Telekommunikation ohne Mehrwert, beschäftigen. In dieser Funktion kümmert sich der Professor in jüngster Zeit nämlich ­verstärkt um Kommunikation und Information. Zunächst fand er mit Unterstützung seines Verbandes dank einer repräsen­tativen Studie (wichtig!) heraus, dass jeder dritte Handynutzer manchmal das Gefühl hat, »dass sein Mobiltelefon entweder klingelt oder vibriert, obwohl er weder einen Anruf noch eine Kurzmitteilung bekommt«. Aha, das ist ja spannend, dachte ich mir. Was das wohl zu bedeuten hat? »Viele Menschen ­befürchten offensichtlich, sie könnten wichtige Nachrichten verpassen«, folgte seine Erklärung prompt. Aber der Professor wäre nicht Professor, wenn er zur Erklärung nicht gleich auch eine Lösung anbieten könnte: »Aber es gibt objektiv keinen Grund, sich ­unter Druck zu setzen: Mit der Mailbox und einem immer ­größeren SMS-Speicher sorgen Handys dafür, dass wirklich wichtige Infos nicht mehr verloren gehen.« Mit diesem und sogar noch weiterem, noch tieferem Spezialwissen klotzen der Professor und sein Verband auch in der jüngsten Studie beziehungsweise bei der Interpretation der Ergebnisse. Diese hat nämlich an den Tag gefördert, dass Handy und E-Mail die Lebensqualität erhöhen (siehe auch Artikel ­Seite 8). »Praktisch niemand« will demnach auf Mobiltelefon und Mail mehr verzichten. Was für eine segensreiche Techno­logie! »Gleichwohl«, so ist in der offiziellen Mitteilung weiter zu lesen und der aufmerksame Leser entwickelt spontan ­Misstrauen, »gaben 64 Prozent der Befragten an, sie fühlten sich zumindest manchmal von Informationen überflutet«. Schlimm, aber kein Beinbruch, schließlich wissen die Experten auch hier Rat und haben sogleich zwei Listen mit Tipps zum richtigen Umgang mit E-Mail und Handy zusammengestellt. Um Sie technologisch und intellektuell nicht zu überfordern, hier nur die zwei besten: Für E-Mails gilt: »Gängige Gruß- und Rechtschreibregeln beachten – wie in Briefen.« Für das Handy: »Schalten Sie zwischendurch ab.« Das scheinen die Verbandsmitglieder nicht nur in Bezug auf die Handys zu beherrschen.