Immer mehr Fernseher werden internetfähig
- Heimvernetzung vor dem Durchbruch
- Immer mehr Fernseher werden internetfähig
Vor allem der Fernseher spielt zunehmend eine zentrale Rolle im heimischen Netzwerk. Einer Bitkom-Studie zufolge haben jeweils rund ein Drittel der Deutschen Interesse daran, auf ihrem Fernseher Digitalfotos anzusehen und in ihrer digitalen Musiksammlung zu stöbern. Hoch ist auch das Interesse, über das TV-Gerät Spielfilme herunterzuladen (29 Prozent), im Internet zu surfen (25 Prozent) und Videotelefonie zu nutzen (20 Prozent).
Heimvernetzung hört allerdings nicht mehr bei der Verbindung von IT- und CE-Geräten auf. Im so genannten »Connected Home« sind nicht nur Computer, TV-Gerät und Stereoanlage ins Netzwerk einbezogen, sondern auch Telekommunikation, Gebäudetechnik und weiße Ware. Anwendungen wie eine automatische Regelung der Raumtemperatur oder Sicherheitsfunktionen, die vor Einbrechern schützen oder bei Feuer oder Wasser automatisch Hilfe holen, sind zwar zurzeit meist noch auf große Gewerbe-Immobilien beschränkt. Beim Bitkom sieht man aber auch Potenzial für den Privatkundenmarkt. »Es gibt einen nicht so kleinen Anteil an Verbrauchern, die sich vorstellen können, auch Anwendungen wie Licht und Jalousien zentral zu steuern«, sagt Michael Schidlack, Bereichsleiter Consumer Electronics & Digital Home beim Branchenverband Bitkom.
Wenn es um die Vernetzung von IT, CE und Gebäudetechnik geht, setzen die meisten Anwender bisher allerdings auf Insellösungen da die Geräte verschiedener Hersteller oft nicht kompatibel sind. Wer ein einheitliches System realisieren will, braucht zahlreiche Router, Bridges und Gateways. Die dabei auftretenden Schnittstellen erhöhen nicht nur die Komplexität, sondern stellen auch eine Fehlerquelle dar. Verschiedene internationale Standardisierungsgremien sind allerdings gerade dabei, einheitliche Standards zu schaffen.
Sorgen bereitet den Kunden jedoch vor allem die Komplexheit der Technologie. Netzwerke gelten noch immer als Thema für IT-Spezialisten. »Die Verbraucher kennen die Möglichkeiten nicht, die sich mit einem Heimnetzwerk bieten«, so der Heimvernetzungsspezialist des Bitkom, Michael Schidlack. Viele Kunden hätten Berührungsängste vor dem Thema. »Das größte Hindernis sehen wir vorerst in der Investitionszurückhaltung in neue Hardware«, sagt auch Netgear-Manager Renold Gehrke. »Hier muss noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden, um dem Anwender die Vorteile der Heimvernetzung näherzubringen.«
Die Unsicherheit auf Kundenseite bietet für den Fachhandel gute Möglichkeiten, den Usern Funktionalität und Nutzen einer Vernetzung der eigenen vier Wände nahezubringen – und dabei neben dem Verkauf von Hardware auch Services anzubieten. »Wir haben in Deutschland zwölf Millionen Verbraucher ermittelt, die bereit sind für Installations-Services zu bezahlen«, sagt Michael Schidlack vom Bitkom. Gerade mit der zunehmenden Komplexität sieht er bei den Endkunden eine wachsende Bereitschaft, für Dienstleis-tungen Geld auszugeben. »Im härteren Wettbewerb ergeben sich für Fachhändler wertvolle Differenzierungspotenziale, wenn sie die beiden Welten von Unterhaltungselektronik und IT verbinden, kompetent beraten und Installationsservices anbieten«, sagt auch Mike Lange von D-Link.
Wenn sich der Trend zur Heimvernetzung weiter durchsetzt, dürfte für den Fachhandel allerdings auch neue Konkurrenz entstehen. In den USA gibt es bereits mehrere Ketten, die sich auf das Thema Heimvernetzung spezialisiert haben: Sie verkaufen den Kunden komplette Lösungen und bieten vor allem Inbetriebnahme-Services an. »Diese Entwicklung kommt auf jeden Fall«, sagt Bitkom-Vertreter Schidlack über den deutschen Markt. Für den Fachhandel, der das Thema Heimvernetzung bisher nur zurückhaltend aufgreift, sieht er nun die Notwendigkeit, sich möglichst schnell entsprechend zu qualifizieren. »Wer jetzt frühzeitig in das Thema einsteigt, für den sind die Chancen noch gut.«