Identity-Management ist en vogue

23. Juni 2005, 0:00 Uhr |

Identity-Management ist en vogue. Der Begriff Identity Management (IdM) bezeichnet die Prozesse und die unterstützende Infrastruktur, die zur Erzeugung, Pflege und Verwendung einer digitalen Identität erforderlich sind.

Identity-Management ist en vogue

Viele Trends im IdM-Markt haben sich entgegen dem Mainstream entwickelt. Ende der 90er Jahre hielt man IdM-Produkte noch in erster Linie für eine inte­ressante Technologie auf der Suche nach einem Problem. Die IdM-Befürworter wandten den größten Teil ihrer Zeit dafür auf zu erklären, wie sich Directory-Services von Daten­banken unterscheiden, warum Directory-Protokolle notwendig sind und wie raffinierte Authentifizierungsstandards funktionieren. In den nachfolgenden Jahren traten dann jedoch die Probleme deutlich zu Tage, die den Business Case für IdM definieren. Durch Vandalismus, Kriminalität und Terrorismus drohende Gefahren haben weltweit striktere staatliche Regulierungen für Online-Aktivitäten initiiert. In dem Maße, in dem das Verständnis von und der Umgang mit Risiken bei der Durchführung von Geschäften auf der Seite der Unternehmen eine realistischere Basis erreicht haben, traten die Probleme in Zusammenhang mit IT-Sicherheit, Handhabbarkeit und Zuverlässigkeit in den Vordergrund. Plötzlich wurde das Thema »Enterprise IdM« aus seiner obskuren Ecke befreit, um sich zu einem strategischen Imperativ zu entwickeln - und zwar zu einer Zeit, als andere, mit noch mehr Marktgeschrei angepriesene Technologien auf der Strecke blieben.
Zu behaupten, IdM sei en vogue, ist sicherlich keine Untertreibung. Um nur einen Aspekt zu nennen: Große Softwarefirmen haben keine Bemühungen gescheut, um in dieses Geschäft zu kommen und viele dieser Unternehmen haben bereits erhebliche Wachstumsraten mit IdM-Produkten realisiert. 2005 hat der IdM-Markt einen Meilenstein in seiner Entwicklung erreicht. Die meisten Nischenanbieter, die dieses Geschäft ursprünglich definiert haben, wurden inzwischen von größeren Softwareunternehmen subsummiert. Das IdM-Geschäft ist währenddessen, wenn man so will, in die Spitzenliga aufgestiegen. Im nächsten Jahr werden große Software-Anbieter, wie Computer Associates, HP, IBM, Microsoft, Novell, Oracle oder Sun Microsystems, sowie eine Gruppe von Software-Anbietern aus der mittleren Ebene, wie ASG, BMC, Entrust, Evidian, RSA oder ­Siemens, um eine verbesserte IT-Sicherheit und IdM als Komponente von Plattformen, Applikationen und Managementkonsolen konkurrieren.
Aber ironischerweise geht es beim beachtlichen Trend im IdM-Markt nicht um den IdM-Markt selbst. Ein Großteil der bestehenden IdM-Technologie befindet sich zur Zeit in den Händen von Plattform- und Management-Lieferanten. Diese Anbieter werden zwar den Verkauf von IdM-Lösungen noch eine zeitlang fortsetzen, aber der Markt hat bereits mit dem langfristigen Wandlungsprozess begonnen, Plattformen, Anwendungen und Managementkonsolen mit stärkeren IdM-Features auszustatten. Im nächsten Schritt der IdM-Geschichte werden Anwendungen und Plattformen besser mit der Dynamik der Migration von User-Populationen umgehen können. Zudem werden Management- und Strategiesysteme in enormem Umfang Gebrauch von Identity-Infrastrukturen machen. In der Zwischenzeit suchen die Unternehmen nach realistischen Wegen, ihre Netzwerke sicherer, zuverlässiger und handhabbarer zu machen. Und in diesen Bereichen haben Identity-Systeme eine Menge zu bieten.
Angesichts der derzeitigen Marktnachfrage nach IT-Sicherheit, Zuverlässigkeit und Compliance investieren Unternehmen und Software-Anbieter erhebliche Mittel in die Entwicklung von Identity Management-Lösungen. Identity-Probleme fordern jetzt zum Handeln auf. Was aber gebraucht wird, sind mehr als rein taktische Lösungen. Jeder großer Software-Lieferant bietet heute IdM-Lösungen für die Bereiche Authentifizierung, Autorisierung und User Management an, so dass die Unternehmen erhebliche strategische Investitionen in Produkte ihrer wichtigen Lieferanten vornehmen können. In Bezug auf Produkte, die die Unternehmen bei ihren aktuelleren IdM-Anforderungen unterstützen - nämlich Privacy Management, Compliance Management, identity-korreliertes Auditing und identity-basierte Network-Access-Gateways - können die Unternehmen auf neue Nischenanbieter setzen, die sich auf genau diese Bereiche spezialisiert haben.

Mike Neuenschwander ist Associate Research Director für den Bereich Identity and Privacy Strategies Service der Burton Group.


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