iPod: Der mobile Hartz IV-Empfänger
Der iPod ist und bleibt der unumstrittene Marktführer in der Welt der mobilen MP3-Player. Nicht nur der Firma Apple ermöglicht die kulturelle Ikone des digitalen Zeitalters bombastische Gewinne. Nein, auch die Zubehörindustrie profitiert prächtig vom iPod-Boom.
Getreu dem humanistischen Motto »Nichts Menschliches ist mir fremd«, beschert uns die einschlägige Zubehör-Industrie vom profanen Kopfhörer, über trendige Schutzhüllen bis hin zur klanggewaltigen iPod-Docking- Station im Toilettenpapierhalter- Design einen unendlichen Kosmos an mehr oder weniger nützlichem iPod-Geraffel.
Auch fürs Schlafgemach gibt es allerlei Utensilien, die den Alltag des iPod-Users versüßen. Möglicherweise stimuliert die musikalische Berieselung im Schlafzimmer die sexuelle Phantasie der Rezipienten. Auch allerlei Sounddocks buhlen um die Gunst des Trendsetters. Nicht alle sind so teuer wie Apples »Boom Box« – die überdies auch noch noch schlechte Kritiken in punkto Klangqualität erntete. Und selbst ewig Gestrigen wie uns Mittvierzigern kann noch geholfen werden, da es mittlerweile auch Plattenspieler mit USB-Anschluss gibt, die das Digitalisieren der sorgsam gehüteten Vinyl-Schätze aus der Jugendzeit zum Kinderspiel machen sollen.
Zu dumm nur, dass auf das 80-GByte-Modell des iPod rund 20.000 Songs passen. Die muss man erstmal voll bekommen. Selbst wenn man jeden Song, den man in seinem Leben schon einmal gehört hat, auf die Festplatte bannt, bleibt immer noch reichlich Platz, der gefüllt werden will. Während der iPod so zu einem nimmersatten Musikmonster mutiert, das seinem Benutzer am Wochenende jede freie Sekunde durch musikalische Frondienste raubt, führt die Beschäftigung mit Apples schneeweißem Kultplayer auf die Dauer auch unweigerlich in den direkten finanziellen Ruin.
Immer neue raffiniertere Geräte, die den iPod drahtlos in die heimische Heimkinoanlage einbinden, verschlingen ein Vielfaches des ursprünglichen Anschaffungspreises. Ganz zu schweigen von den sündhaft teuren THX-zertifizierten Dolby-Surround- Boxen inklusive 3.000 Watt starken Tieftönersystem, die der trendbewusste iPod-User in seinem fahrbaren Untersatz integriert hat. Der Besitzer eines iPods gerät somit in einen gewaltigen Konsumstrudel, an dessen Ende offenbar der Verlust der Zugehörigkeit zur digitalen Elite steht.
Der Weg zum Hartz IV-Empfänger, der dann wohl eher auf einen B-Brand-Player zurückgreifen wird, scheint geradezu unausweichlich zu sein.