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Kopfnuss

Jugend 2007: Ehrgeizige Nörgler

Die Pubertät ihrer Kinder sorgt bei so manchen Eltern für handfeste Verwirrung: Wer ist bloß das fremde Wesen im Kinderzimmer?

Autor:Redaktion connect-professional • 3.7.2007 • ca. 1:35 Min

Ein Glück, dass es da die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gibt: In ihrer aktuellen Jugendstudie porträtieren sie die europäischen Youngster als »eine Generation pragmatischer Verbraucher«. Nach Ansicht der GfK prägen vor allem drei Pole die Lebenswelt der europäischen Jugendlichen: ihre Mitmenschen, die Ausbildung und eine hedonistische Lebensgestaltung. Bei der Kreuzung dieser Orientierungspunkte haben sich die GfK-Analysten besonders Mühe gegeben: So trafen die Marktforscher in Schweden vor allem auf Jugendliche der Spezies »gebildeter Menschenfreund «. Hier benötigt man noch nicht allzu viel Phantasie, um sich vorstellen zu können, was gemeint ist – wer in skandinavischen Weiten inmitten von Elchen aufwächst, kann nicht anders, als sich zum Bücherwurm zu entwickeln und sich über jeglichen menschlichen Kontakt zu freuen.

Deutschland entpuppt sich dagegen als Heimat der »statusorientierten Angepassten«. Zwei Grundzüge der deutschen Seele haben sich da tief in den genetischen Code eingegraben: Der Wille zum fortgesetzten Wirtschaftswunder und die Bereitschaft zum Dienen.

Weiter geht es nach Großbritannien: Im Herkunftsland des Kapitalismus und des Understatements präsentieren sich die Jugendlichen als »geldorientierte Phlegmatiker«. Den Höhepunkt in Sachen Kuriosität bietet aber schließlich Polen. Unser östliches Nachbarland wird nicht nur von einem fundamentalistischen Zwillingspärchen regiert, sondern auch von Teenagern der Marke »erfolgsorientierte Spirituelle« bevölkert. Frei nach dem Motto: Erst Autos knacken und dann beichten gehen.

Aber auch für Deutschland haben die GfK-Forscher noch so manche unerfreuliche Einsicht im Angebot. So erweisen sich die deutschen Jugendlichen in der Feinanalyse als am wenigsten genussfreundlich und mit nur wenig Lust, sich anzupassen bzw. pflichtbewusst zu sein. Da hat das Flatrate-Saufen volle Wirkung gezeigt: nicht weil es schmeckt, sondern aus reiner Raffer-Mentalität wird Freitagabend in der Teenie-Disco gebechert, um dann den Rest des Wochenendes in Apathie zu versinken. Doch es gibt Trost: Das Nachbarland Österreich traf es noch schlimmer. Jugendliche aus der Alpenrepublik seien besonders kritisch, aber wenig leistungsorientiert oder ehrgeizig, urteilte die GfK-Studie. Man hat es immer gewusst: Von wegen Wiener Schmäh – Nörgeln, das ist es, was der Österreicher am besten kann.

Stellt sich noch die Frage, was aus diesen Halbwüchsigen denn einmal werden soll. Zumindest für die Gattung des »ehrgeizigen Nörglers« ist dabei eine Option offensichtlich: Eine Karriere als Marktforscher bei der GfK.