Kabellos auf Draht
Erfolgreich WLAN einsetzen – Die Kombinationdrahtloser und drahtgebundener Übertragungstechnikenmit modernen Anwendungeneröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Allerdingsstellt sie auch neue Anforderungen an Planungund Realisation der Infrastruktur.



Schnelle und fundierte Antworten auf Kundenanfragen sind fürUnternehmen unerlässlich, um im Wettbewerb zu bestehen. DasWireless-Local-Area-Network, kurz WLAN,scheint als drahtloser Armzum bestehenden Ethernet-LAN ein ideales Instrument zu sein.Es machtInformationen überall dort, wo sie gerade gebraucht werden, schnellverfügbar. Zumal über das Funknetz in Zeiten von Voice-over-IP (Vo-IP) auf dem Betriebsgelände auch die Telefonie drahtlos abgewickeltwerden kann.Der Erfolg über das drahtlose Netz kommt aber nicht automatisch.Er setzt eine professionelle Planung und Umsetzung voraus.Am Anfang steht die Analyse des Kommunikationsaufkommens.
Während im leitungsgebundenen LAN für jeden Mitarbeiter im Switch-Modus 100 MBit/s an Bandbreite zur Verfügung stehen, teilen sich imdrahtlosen LAN die Mitarbeiter die 54 MBit/s eines Zugangsknotengemäß der Normenfamilie IEEE 802.11.Kommunizieren mehrere Kollegenparallel über einen Access-Point, bleibt für den einzelnen entsprechendweniger Bandbreite übrig.Eine integrierte IP-Telefonie lässtsich bei vielen Zugriffen, die um Bandbreite konkurrieren, nur dannumsetzen, wenn geeignete Maßnahmen getroffen werden. So ist fürdie Übermittlung von Sprache im Netz, je nach Ausgabequalitätsanspruch,eine bestimmte Mindestbandbreite notwendig. Die Unternehmenkönnen durch zusätzliche Access-Points und dadurch kleinereFunkzellen die Bandbreite für die einzelnen Mitarbeiter erhöhen.
Auf Grund vieler, paralleler Access-Point-Zugriffe und bandbreitenaufwändigerDatenströme wie Präsentationen und Grafikenkann es aber dennoch notwendig sein, Sprachinformationen eine höherePriorität als beispielsweise E-Mail einzuräumen, um die IP-Telefoniemit Vorrang zu übertragen.
Produktivitätszuwächsen auf der Spur
Beispiele aus der WLAN-Einsatzpraxis gibt es mittlerweile mehr alsgenug. Für die Erfassung von Lagerbewegungen setzt die Karl OttoBraun GmbH am Firmensitz in Wolfenstein Barcode-Handscannermit WLAN-Anschluss ein. Die eingelesenen Daten fließen automatischüber das drahtlose und lokale Netz ins SAP-Warenwirtschaftssystemdes Weltmarktführers im Bereich elastischer Spezialtextilienfür Medizin und Gesundheitswesen ein. »Wir arbeiten heute in unseremLager wesentlich schneller, effektiver und effizienter«, betontGünter Denzer, Produktionsplaner bei Karl Otto Braun und dort zuständigfür die Automatisierung des Lagerwesens. Die mobile Ar-beitsweise und die Fähigkeit, Lagerabläufe zeitnah exakt zu erfassenund automatisch zentral zu verbuchen, habe die Produktivität der Lagermitarbeitererhöht.Dem Einsatz des WLAN und der Barcode-Scannerging eine genaue Analyse des Kommunikationsaufkommens undder Geschäftsprozesse bei der Karl Otto Braun voraus.
Auch im Zentrallager des Autoteile-Großhändler Trost ist das WLANein Garant dafür, dass die Mitarbeiter schneller und zielsicher auf Kundenanfragenreagieren können. Das Lager in Uffenheim bei Würzburghat die Fläche von drei Fußballfeldern und eine Regalhöhe von 18 Metern.
Im automatisierten Kleinteilelager finden 92 000 Behälter und14 500 Paletten Platz. Als WLAN-Endgeräte sind neben Barcode-Handscannern,Notebooks, Handhelds und On-board-Computer auf denGabelstaplern im Einsatz. Darüber hinaus sind hier auch IP-Telefoneund mobile Drucker im Einsatz. Die Auftragsdaten des Kunden einschließlichdes genauen Lagerorts rufen die Mitarbeiter unterwegs imLager via WLAN aus dem zentralen Datenbestand ab. Das beschleunigtdie Auslieferung der Waren und trägt zu einer höheren Qualitätdes Datenbestands bei. Für Andreas Wetzel, verantwortlicher Lagerverwalterbei Trost, war zudem die einfache Erweiterbarkeit des draht-losen Netzes wichtig. Er ist überzeugt: »Unser WLAN ist in der Lage,künftig jeder logistischen Anforderung schnell und flexibel zu folgen.«Auch für das Holzhandelsunternehmen Carl Götz werden sichdie Investitionen in die WLAN-Technik in den Lagern in Neu-Ulmund Bamberg durch die wachsende Produktivität schnell amortisieren.
Beispiele dafür sind die Barcode-Handscanner. Über sie fließen die Artikeldaten direkt ins Warenwirtschaftssystem ein. Dazukommen die WLAN-Drucker zur Vor-Ort-Erstellung neuer Barcode-Labels.Drahtlose On-board-Rechner auf den Gabelstaplernführen die Fahrer auf kürzestem Weg zum gesuchten Lagerort. Danachkönnen sie die Änderungen im Lagerbestand via WLAN insWarenwirtschaftssystem eingeben.Über drahtlose IP-Telefone stehenden Mitarbeitern in den beiden Lagern integrierte Voice-MailundFax-Dienste auf Basis von Lotus-Notes zur Verfügung.NeueSprachnachrichten sind damit sofort am mobilen Bildschirm sichtbarund können schneller abgearbeitet werden.
Drahtlos telefonieren
Da die Logistik-Datenströme zwischen den WLAN-Endgeräten unddem Warenwirtschaftssystem nicht viel Bandbreite benötigen, kannsowohl bei Carl Götz als auch bei Trost die IP-Telefonie parallel überdie Access-Points abgewickelt werden. Auch ohne reservierte Bandbreitesteht jederzeit genügend Kapazität für verzögerungsfreieSprachströme zur Verfügung. Zumal die IP-Telefonie mit verhältnismäßigwenig Bandbreite auskommt.Beim Autoteile-Großhändler Trostreichen 30 kBit/s inklusive der Steuerinformationen aus.
In anderen Einsatzbereichen wird jedoch die drahtlose IP-Telefonieselten an Quality-of-Service (QoS) in Form einer reservierten Bandbreitevorbeikommen. Die Entscheider in den Unternehmen schauendazu auf den 802.11e-Standard und »Wi-Fi Scheduled Media«, kurzWSM. Die Verabschiedung dieses Standards für einen allgemein verbindlichenMechanismus zur Bandbreitenreservierung lässt weiter aufsich warten. Unternehmen, die in dieser Ausgangssituation in ihremWLAN auf QoS bauen wollen, bleibt damit nichts anderes übrig, alsauf Access-Points und WLAN-Switch-Systeme zurückzugreifen, in denender bisherige Stand der Normierung implementiert ist. Später wirdvoraussichtlich ein Software-Update ausreichen, um diese Produkteauf den verabschiedeten Standard zu bringen.
WLAN-Aufbau mit Bedacht
In allen Einsatzfeldern, wie im Lagerbereich, sollte dem möglichenWLAN-Einsatz eine detaillierte Kostenanalyse vorausgehen. Zu denInvestitionen für die Access-Points kommen die Kosten für die Funkantennen,um die Sendeleistung der Zugangsknoten und damit derenReichweite zu erhöhen. 30 Milliwatt (802.11a), 100 Milliwatt (802.11b/g) oder bis 1 Watt (802.11h) sind möglich. Eine hohe Sendeleistungist jedoch kein Freibrief für einen guten Empfang,wenn feste Hindernissedie Reichweite einschränken. Das können unter anderem Wände, Regale,Maschinen oder Behälter sein. Hier hilft nur, die Antennen klugzu positionieren.Von Fall zu Fall ist es notwendig,weitere Access-Pointsund Funkantennen zu beschaffen. Auch die Switched-WLAN-Hardwaresollte bei der Kostenkalkulation nicht vergessen werden. Sie stelltdie Intelligenz im WLAN zur Verfügung, die Sendeleistungen, unerlaubteSender,Ausfälle und den Neustart von Access-Points automatischregistriert.WLAN-Switching reduziert also über diese Funktionen auchdie Supportkosten für das drahtlose Netz.
Sicherheit der WLAN und LAN-Daten
Für die Sicherheit der Daten im WLAN können die Unternehmen mittlerweileauf solide Standards bauen. 802.11i erschließt eine normkonformesymmetrische Verschlüsselung der Übertragungsdaten nachdem AES mit einer Schlüssellänge von bis zu 128 Bit.Auch die sichereAuthentisierung für den Eintritt ins WLAN ist standardkonformlösbar. 802.1x legt die Definitionen für die Authentisierung von WLANEndgerätenüber einen Radius-Server fest.Weitere Vorteile liegen inder sitzungsbasierenden und dynamischen Verfahrensweise. JedeWLAN-Verbindung wird mit einem eigenen Schlüssel kodiert,der zusätzlichin bestimmten Zeitabständen gewechselt wird. Das trägt insgesamtzu einer höheren Sicherheit der drahtlosen Kommunikationbei. Deckt ein Angreifer einen Schlüssel auf, hat er damit nicht, wiebeim Einsatz eines starren und für alle Nutzer gültigen Schlüssels gemäßWEP, Einblick in die Daten anderer WLAN-Sitzungen. Zudemmüsste der Angreifer den Schlüssel während der Sitzung knacken,umdie übertragenen Daten lesen zu können.
Fazit
Eine professionelle Planung beantwortet Fragen wie »Steigert das WLANdie Produktivität?« und »Wie kann die drahtlose Technologie ins Geschäftsmodellintegriert werden?« Dazu kommt ein fundierter Vergleichder Betriebs- und Investitionskosten im Eigenbetrieb mit denanfallenden Ausgaben im Rahmen eines Managed-Services-Modells.
Außerdem setzen angemessene Security-Services eine gründliche Analyseder Daten im WLAN- sowie im dahinter liegenden lokalen Netzvoraus.Denn nur so können Kosten und Nutzen der anstehenden Investitionenwirtschaftlich abgewogen werden.Letztlich muss auch dieSicherheit im WLAN – die Eingangstür zum leitungsgebundenen Netz– in einem vertretbaren Verhältnis zu den Investitionen stehen. Gibtein WLAN-Konzept auf alle Fragen rund um die Kosten, den Nutzenund die Integration ins Geschäftsmodell fundierte Antworten, ist dasUnternehmen vor Fehlinvestitionen, Projektrisiken und einen ineffizientenEinsatz gefeit. Es spart sich darüber unterm Strich Zeit undGeld.
Helmut Binder,
Chief Marketing und Product Management Officer,
Business Services bei T-Systems