Zum Inhalt springen
Distributor gibt Gewinnwarnung aus

Katerstimmung bei der ALSO-Gruppe

Nach steilen Zuwächsen in den Kernländern Schweiz und Deutschland sowie der Übernahme des finnischen Distributors GNT ist die ALSO-Gruppe zwar in der Spitze der Europa- Distribution angekommen, sieht sich jedoch mit neuen Problemen konfrontiert, die den Konzern zur Kehrtwende in seiner Expansionsstrategie zwingen. Die Verluste der schwedischen Gesellschaft belasten das Konzernergebnis massiv – nun wird der Verkauf der Tochter geprüft.

Autor:Samba Schulte • 26.6.2007 • ca. 1:55 Min

Mit dem Erwerb der Mehrheit am finnischen Distributor GNT mit Niederlassungen in Skandinavien und dem Baltikum im Sommer 2006 läutete die Schweizer ALSOGruppe ein neues Zeitalter der Expansion ein: 3,17 Milliarden erwarteter Umsatz in 2007, 1.500 Mitarbeiter in neun Ländern, 250 Marken und 25.000 Kunden, rechnete der ALSO-Chef Thomas C. Weissmann bei der Bekanntgabe der Übernahme vor und stellte fest: »Damit sind wir eine starke Nummer vier in Europa.«

Tatsächlich setzte sich der positive Trend in den ALSO-Kernmärkten Deutschland und Schweiz fort, so dass die Umsatzprognose für 2007 auf drei Milliarden Euro festgesetzt werden konnte.

Doch der Freude über gute Zahlen im ersten Quartal 2007 folgte allzu schnell die Trübung: Die Verluste der schwedischen Tochtergesellschaft GNT im ersten Halbjahr 2007 führen bei der Also zu einem konsolidierten Verlust von etwa fünf Millionen Euro. Dabei kann die ALSO-Holding mit dem Geschäftsverlauf durchaus zufrieden sein: ALSO steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal um 120 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf rund 723 Millionen Euro. Zum künftigen Umsatzwachstum tragen gleichermaßen das ursprüngliche ALSO-Geschäft (Umsatzzuwachs von zwölf Prozent) und die GNT (Umsatzwachstum von vier Prozent) bei. Doch der Reingewinn reduzierte sich auf knapp zwei Millionen Euro (Vorjahresquartal: 3,2 Millionen). Schuld daran war die verlustbringende schwedische Tochter, denn GNT hätte unter Ausklammerung dieser Gesellschaft gut 3,5 Millionen Euro Gewinn – statt 700.000 Euro Verlust – verzeichnen können.

In seiner Vorabmeldung zum Halbjahresergebnis vergisst die ALSO-Holding deshalb nicht, darauf hinzuweisen, dass die beiden Gesellschaften in Deutschland und in der Schweiz im ersten Halbjahr 2007 einen Gewinn von etwa sechs Millionen Euro ausweisen können. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es knapp über vier Millionen. Ungeachtet dieser positiven Prognose – Details zum Halbjahresabschluss gibt die Holding am 10. August bekannt – gab jetzt die zum Schindler-Konzern gehörende Gruppe eine Gewinnwarnung heraus. Demnach muss die ALSOHolding in den ersten sechs Monaten mit einem Verlust von 4,2 bis 5,4 Millionen Euro rechnen. In einer Ad-hoc-Mitteilung weist das Unternehmen darauf hin, dass ALSO »für GNT Schweden alle strategischen Optionen einschließlich des Verkaufs dieser Gesellschaft« prüfe.

Das eigentliche Wachstumspotenzial der GNT-Gruppe liegt derzeit ohnehin nicht in Nordeuropa, wo der Distributor im ersten Quartal ein Umsatzwachstum von zwei Prozent erreichte, sondern im Baltikum, dort stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 30 Prozent. GNT war bereits vor der Übernahme durch die ALSO ein Mitglied der European Wholesale Group (EWG), der auch der Schweizer Konzern angehört. Die Einkaufsgemeinschaft EWG besteht mittlerweile nur noch aus den drei Mitgliedern ALSO, Esprinet (Italien) und Copaco (Niederlande), die zuletzt expandierten. In diesem Jahr rechnet die Gemeinschaft mit einem Umsatz von 6,5 Milliarden Euro.