Kaufberatung im Media Markt : »Je teurer, desto besser«

30. März 2006, 0:00 Uhr | Samba Schulte

Kaufberatung im Media Markt : »Je teurer, desto besser«. Die Kundenberater im Media Markt greifen gerne zu denselben Tricks wie ihre Kollegen in Fachhandelsläden, vom Up-Selling bis hin zum Verblüffen des Kunden durch eindrucksvolles Technik-Kauderwelsch. Sie leiden aber auch unter denselben Nöten: den Niedrig-Preisen der Internet-Anbieter. CRN hat sich in Filialen in Würzburg und München umgeschaut.

Kaufberatung im Media Markt : »Je teurer, desto besser«

Notebooks gibt es im Bereich »Sparaquay«. Passend zur Weltmeisterschaft hat die zweistöckige Media Markt-Filiale am Stahlgruberring in München aufgerüstet: In den Vereinsfarben Rot-Weiß-Schwarz prangen die bekannten Werbe-Slogans an jeder Wand, »Wir werden Weltmeister« oder »bester Media Markt aller Zeiten«. Palettenweise sind Rechner und Notebooks der A-Brands oder auch einiger Eigenmarkenanbieter wie etwa Yakumo aufgestapelt. Der begehrte Experte der Notebookabteilung im Münchner Flächenmarkt trägt die aus der TV-Werbung bekannte Oliver Pocher-Trainingsjacke mit Media Markt-Abzeichen und manövriert orientierungsbedürftige Kunden schnell und geschickt zum passenden, das heißt zum vergleichsweise teuersten Mobile-Gerät. »Grundsätzlich gilt: je teurer das Notebook, umso besser die Qualität«, erklärt er einer Kundin. Diese liebäugelt zwar mit einem schicken und kleinen Sony Vaio-Modell, mit dem sie auf Zugreisen bequem arbeiten möchte. Der Experte rät ab, denn »der hat nur 512 MByte RAM«. Während die Dame noch offensichtlich rätselt, ob sie denn überhaupt mehr Arbeitsspeicher braucht, hat sie schon ein vom Experten empfohlenes FSC-Modell unterm Arm. Auffällig: Auch anderen Kunden empfiehlt der Experte gerne das kostspielige Gerät von Fujitsu-Siemens.

Beim nächsten Kunden hat der Verkaufsberater nicht ganz so leichtes Spiel: Spitzfindig erkundigt sich der Jungspund gezielt nach bestimmten Geräten und forsch fordert er Nachverhandlungen in punkto Preis, denn bei seiner Internet-Recherche habe er deutlich günstigere Angebote zum selben Notebook gefunden. Auch ein Media Markt-Verkäufer leidet also unter den Online-Billiganbietern. »Das ist tatsächlich ein sehr guter Preis«, räumt er ein, doch gibt er gleichzeitig zu bedenken: »Wenn das Notebook einmal nicht funktioniert, haben Sie mit dem Internet-Verkäufern nichts als Ärger.« Media Markt hingegen biete Rundum-Service für seine Kunden. »Sofortaustausch, wenn das Notebook defekt ist.« Sofern man das Modell noch auf Lager habe, schickt er hinterher. Damit ist das Thema Rundum-Service erledigt. Der Verkäufer ignoriert lieber weitere Fragen des neunmalklugen Kunden und geht geschickt über zum Up-Selling, in dem er sich auf das Thema DVB-T-Karten verlegt und den jungen Mann zum entsprechenden Experten in die Abteilung »Kosta Rica« schickt.

Nochmal ein schwieriger Fall, diesmal am Schauplatz Würzburger Innenstadt: Eine junge, attraktive Kundin fordert das in einer Media Markt-Broschüre beworbene Superpreismodell von FSC. »Das haben wir nicht hier«, versucht es der Angestellte der Mini-Filiale mit schonungsloser Offenheit. Ein wenig wehmütig zeigt er auf seine Verkaufsräume: Das Sortiment wird gerade neu organisiert. Neben einer kleinen Notebookauswahl gibt es nur drei Desktop-PC-Modelle, aber Kunden, die sich nach einem Media Center-PC erkundigen, muss man auf größere Flächenmärkte außerhalb der Stadt verweisen. Doch auch hier greift die Media Markt-Verkaufspolitik, wonach der Kunde keinesfalls, ohne eingekauft zu haben, wieder gehen darf. Der Verkäufer empfiehlt der Kundin alternativ ein Notebook-Modell, das 300 Euro teurer ist als das beworbene Supersparmodell. »Was ist denn an diesem Modell so viel besser, dass ich dafür mehr bezahlen muss?«, fragt die Frau. Es habe eine viel bessere Grafikkarte, antwortet der Verkäufer, und erklärt detailliert die vielen Vorteile, die sich für den Spiele-Freak durch die enorme Grafikleistung ergeben. Leider ist die junge Frau kein Spiele-Freak. Sie will auch keine DVD-Filme auf dem Notebook ansehen. Kundin falsch eingeschätzt ? Verkaufsgespräch gescheitert.


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